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Bergisch Samba

Bergisch Samba

Titel: Bergisch Samba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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…«
    Nachdenklich blickte ich aus dem Fenster. Jetzt waren wir an dem Hotel vorbei. Der Stausee lag auf der rechten Seite der Straße. Er wirkte wie ein ruhiger schmaler Fluss. Am gegenüberliegenden Ufer erhob sich ein Hügel, der vollkommen mit Nadelwald bedeckt war. Die Straße folgte in weiten Kurven den Buchten des Sees. Während ich die Aussicht betrachtete, kamen wir an einem Schild vorbei. »Schnellrestaurant Alt-Aggersee« las ich.
    »He, da kommt eine Imbissbude. Halt doch mal an.«
    »Wir haben es eilig«, sagte Jutta, »wie oft soll ich das denn noch sagen?«
    »Ach komm, nur ein paar Fritten. Ich habe nichts zu Mittag gegessen.«
    »Remi!«
    »Nur eine kleine Stärkung.«
    »Also gut. Zehn Minuten. Dann geht's weiter.«
    Links ging spitz eine Abzweigung ab. »Frömmeisbacher Straße« stand auf dem Schild. Genau in dem Dreieck befand sich eine Bude in nachgemachtem Fachwerkdesign. Außen standen ein paar Holztische und Plastikstühle, an die sich um diese Jahreszeit natürlich keiner setzte. Der Gastraum war eine Minikneipe inklusive Spielautomat mit Selbstbedienungstheke. Ein Wirt mit fülliger Figur fragte nach unseren Wünschen, und ich ließ meinen Blick über die Speisekarte schweifen, die die gesamte obere Wandbreite hinter der Theke einnahm. Jutta hatte ja Recht. Wir waren in Eile, und so bestellte ich nur eine Portion Fritten und eine Cola. Wir setzten uns an einen der wenigen Tische; und kaum stand das Essen da, stibitzte Jutta mir alle paar Sekunden eine Fritte vom Teller.
    »Bestell dir doch selbst was, wenn du Hunger hast«, sagte ich.
    »Keine Zeit«, sagte Jutta kauend.
    »Ist es denn eigentlich noch weit?«
    »Überhaupt nicht. Wir fahren weiter am Wasser entlang, dann kommt eine kleine Brücke oder ein Damm, das konnte ich auf der Karte nicht so genau sehen. Auf der anderen Seite liegt die Ortschaft Bruch. Dort können wir parken, und los geht's.«
    »Hier ist doch gegenüber dieser bewaldete Hügel«, sagte ich. »Ist das der Wald, in den wir müssen?«
    Jutta schüttelte den Kopf. »Er liegt noch dahinter. Du hast doch gesehen, welche Form die Aggertalsperre hat. Sie besitzt mehrere Arme, die jeweils wie breite Flüsse oder wie Fjorde aussehen. Da das Gelände hier sehr hügelig ist und aus mehreren Tälern besteht, hat sich das Wasser nicht zu einer großen Seefläche aufgestaut. Der Hügel da drüben«, sie deutete mit einer Fritte aus dem Fenster, »hat übrigens eine interessante Geschichte. Er wird ›Burg‹ genannt, weil es da früher mal eine Wallanlage gegeben haben soll.«
    »Vielleicht von den Nazis?«
    »Viel älter. Aus dem frühen Mittelalter oder so. Und die ragt heute aus dem Stausee raus. Man fragt sich, was das aufgestaute Wasser alles so verbirgt.«
    »Willst du etwa in der Talsperre tauchen?«, fragte ich.
    »Ich nicht. Aber vielleicht sollte das mal einer machen.«
    »Da hat er im Bergischen Land ja eine schöne Auswahl. Talsperren gibt's hier massenweise. Ob es Zufall ist, dass dieser geheimnisvolle Wald gerade neben einem Stausee liegt?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wann wurde die Aggertalsperre eigentlich angelegt?«
    »Ich glaube, Ende der zwanziger Jahre. Auf jeden Fall vor dem Krieg.«
    Die Fahrt ging am nördlichen Rand des Stausees entlang. Hier lagen die Ortschaften Bredenbruch und Deitenbach. Plötzlich stoppte Jutta den Golf ab und bog rechts in eine winzige Straße ein. Sie führte über eine niedrige Staumauer, die ein Vorbecken von der eigentlichen Talsperre trennte. Wir fuhren jetzt genau auf einen dunkel bewaldeten Hügel zu, der sich auf der gegenüberliegenden Seite erhob. Rechts führte ein Weg bergan in den Wald. »Da müssen wir gleich rauf«, sagte Jutta.
    Die Straße machte eine Linkskurve, und nach einer Weile kam wieder Bebauung. Ich erkannte hübsch hergerichtete Häuschen -alle mit Blick aufs Wasser. Das waren wohl Wochenenddomizile. Wir waren im Gummersbacher Ortsteil Bruch.
    Jutta parkte den Wagen und holte den Rucksack aus dem Kofferraum. Dann marschierten wir zurück zu der Stelle, wo der Wanderweg begann. Dort blieb Jutta stehen.
    »Lass uns noch mal die Karte inspizieren«, sagte sie. Sie holte die stark vergrößerte Fotokopie der Wanderkarte heraus, in die sie die Kreuzformation eingezeichnet hatte. »Eigentlich ist es ganz einfach. Der Weg geht hier rauf in den Wald und bewegt sich immer am Hang entlang. Hier kommen mehrere weit geschwungene Kurven.«
    Jutta tippte mit dem Finger auf das Blatt, und ich sah, was sie meinte. Der Weg sah

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