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Bergisch Samba

Bergisch Samba

Titel: Bergisch Samba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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erkunden das Umfeld von Ratnik. Und außerdem wird dieser Wald auch noch einen Tag länger stehen.«
    »Und du meinst, ausgerechnet dieses Haus in Solingen bringt dich weiter? Wo schon die anderen Baustellenadressen zu nichts geführt haben?«
    »Das ist doch genau das, was ich gesucht habe! Jemand, mit dem Ratnik zusammengearbeitet hat und bei dem es Verbindungen zu Portugal oder Brasilien gibt. Außerdem ist das Haus in derselben Straße, in der auch die Dückraths wohnen.«
    »Und diese Straße ist sehr lang.«
    »Trotzdem. Das kann einfach kein Zufall sein.«
    »Mist. Ich meine: Ist schon in Ordnung«, sagte Jutta und rutschte ganz nach hinten in den Sitz. »Machen wir eben morgen unseren kleinen Ausflug.«
    »Warum? Vielleicht schaffen wir es ja noch. Warte doch erst mal ab.«
    Jutta schwieg, und ich drückte auf die Tube. Aber es war nicht so einfach, schnell voranzukommen. Es war Freitagmittag. Der Berufsverkehr machte sich bemerkbar. Wenigstens auf dem kurzen Stück Autobahn zwischen dem Kreuz Hilden und der Abfahrt Langenfeld/Solingen konnte ich aufdrehen, soweit das mit dem alten Golf ging. Schließlich waren wir auf der Elberfelder Straße Richtung Osten unterwegs. Die Bahnlinie kam in Sicht, dann erkannte ich rechts ein Haus, auf das Zichorius' Beschreibung passte.
    »Da ist es«, sagte ich und fuhr rechts ran. »Ich schlage vor, du bleibst hier.«
    »Warum das denn? Vier Augen sehen mehr als zwei!«
    »Trotzdem. Wenn ich da als Detektiv meine Nummer abziehe, kann ich niemanden gebrauchen, der aussieht, als käme er von einer Bergwanderung. Du kannst ja noch mal deine Wanderkarten durchgehen.«
    Jutta sagte etwas, das ich nicht verstand. Als ich mich dem Haus näherte, sah ich auf der schieferbedeckten Wand ein großes Schild aus Messing: »Steuerberaterin Gabriele Richard«.
    Ich drückte auf die Klingel und wartete ein paar Minuten vor der grün gestrichenen Tür. Dann drehte ich mich um und beobachtete eine Weile den dahinfließenden Verkehr. Plötzlich hörte ich hinter mir ein Geräusch. Eine sehr junge Frau stand im Türrahmen. Die aschblonden Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst.
    »Ja, bitte?«, sagte sie mit piepsiger Stimme und betrachtete mich durch ein schwarzes Brillengestell.
    »Sind Sie Frau Richard?«, fragte ich.
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Ich bin die Bürogehilfin.« Ein Lastwagen donnerte vorbei, der Anhänger machte ein rasselndes Geräusch, und das Mädchen musste lauter sprechen, was sie offensichtlich sehr anstrengte. »Frau Richard ist auf einem Termin«, rief sie. Der Lkw-Lärm verlor sich in der Ferne. »Sie sind doch nicht einer unserer Mandanten, oder?«
    »Nein«, sagte ich.
    Ich erklärte dem Mädchen in Ruhe die Geschichte von der Erbschaft, die eine gewisse Maria zu erwarten hätte.
    »Dazu kann ich Ihnen leider nichts sagen«, sagte das Mädchen, als ich fertig war. »Ich kenne keine Brasilianerinnen oder Portugiesinnen.«
    »Ich habe erfahren, dass in diesem Haus jemand wohnen soll, der Brasilienfan ist. Das hat mich auch darauf gebracht, hier nachzufragen.«
    Der Blick des Mädchens wurde verständnislos. »Das muss ein Irrtum sein. Hier unten ist das Büro. Und oben wohnt Frau Richard selbst. Ich glaube nicht, dass sie etwas mit Brasilien zu tun hat.«
    Ich sah mir das Haus genauer an. Es wirkte frisch und neu -wahrscheinlich war es vor nicht allzu langer Zeit renoviert worden.
    »Und der Name Jonas Ratnik sagt Ihnen auch nichts?«
    Sie schüttelte den Kopf; im Hintergrund klingelte ein Telefon.
    »Entschuldigen Sie, aber ich muss weiterarbeiten«, sagte das Mädchen. Ich fragte mich, ob ich hier richtig war. Ich sah kurz links und rechts die Straße entlang. Die anderen Häuser waren in typischer gesichtsloser Vorstadtarchitektur errichtet. Es konnte keinen Zweifel geben. Zichorius musste dieses Haus gemeint haben.
    »Gibt es hier in der Nähe noch ein anderes Haus, das so aussieht?«, fragte ich sicherheitshalber.
    Das Mädchen zuckte mit den Schultern. Das Telefon klingelte immer noch.
    »Wann kann ich mit Frau Richard selbst sprechen?«
    »Wahrscheinlich heute nicht mehr. Versuchen Sie es am Montag noch mal.«
    »Und sie wohnt hier?«
    »Wie gesagt.«
    »Darf ich Sie noch um einen Gefallen bitten?«
    »Was denn?«, sagte sie ungeduldig.
    »Gehen Sie doch bitte mal einen Moment zur Seite.«
    »Warum das denn?«, fragte das Mädchen, und sein Blick wurde ängstlich.
    »Keine Angst. Nur einen Moment.«
    Sie trat in eine Tür, die vom Flur

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