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Bergwasser: Ein Schweiz-Krimi (German Edition)

Bergwasser: Ein Schweiz-Krimi (German Edition)

Titel: Bergwasser: Ein Schweiz-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabina Altermatt
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ihn ziemlich gekränkt«, erklärte Luzia.
    »Von wegen, der Tunnel bringt allen was«, ergänzte Roberta.
    »Mama, jetzt fang nicht wieder damit an. Ich versuche, heute Abend nochmals mit ihm zu reden. Wie kann ich Sie erreichen?«
    Julia gab ihr die Handynummer.

Anstatt in den Dorfladen zu gehen, kehrte Julia ins Barackendorf zurück. Sie dachte an Stettler. Offenbar hatte er kein Alibi, sonst wäre er längst wieder draußen. Konnte sie einfach so abreisen? Da stank doch etwas gewaltig zum Himmel.
    Vor der Kantine stand Maria und rauchte. »Schön, dass du dich noch verabschiedest.«
    »Jetzt fang du nicht auch noch an.«
    »Wieso?«
    »Sandro war ziemlich wütend.«
    »Was hast du denn erwartet, dass er sich freut, dass du endlich gehst? Das hätte dir auch nicht gefallen.«
    »Ich kann diesen Job nicht sausen lassen. Der ist zu wichtig.«
    »Jeder setzt seine Prioritäten anders.«
    »Wie meinst du das jetzt?«
    »Du bist Karrierefrau. Bei dir kommt der Job an erster Stelle.«
    »Ist das so verwerflich? Das ist bei den Männern doch auch so.«
    »Ich habe es nur festgestellt.«
    »Ich kann doch nicht einfach einem Mann hinterherziehen. Wir sind nicht mehr im Mittelalter. Diese rückständigen …«
    »Danke.«
    »Bitte entschuldige. Ich habe nicht dich gemeint.«
    »Wie kannst du nur so herzlos sein?«
    »Ich bin nicht herzlos.«
    »Du bist so cool. Reist einfach ab, wenn jemand nach dir ruft, überlegst dir gar nicht, was das für andere bedeutet.«
    »Klar hab ich mir das überlegt. Und es tut mir auch weh.«
    »Davon merkt man aber nicht viel.«
    Julia dachte nach. War sie wirklich so hart? Oder überreagierte sie, um keine Schwäche zu zeigen?
    »Sandro jedenfalls sah sehr niedergeschlagen aus«, sagte Maria.
    »Wieso setzt du dich plötzlich so für Sandro ein? Du hast mich doch vor ihm gewarnt.«
    »Vielleicht hab ich mich geirrt.«
    Hatte Maria recht? Sollte sie Sandro gestehen, dass es ihr schwerfiel, von hier wegzugehen? Dass sie deshalb einfach davonlief? Oder musste sie es sich zuerst selber eingestehen?
    Julia schaute auf den Boden. »Ich glaube, Maria, du hast recht.«
    Maria strahlte. »Endlich siehst du es ein. Willst du auch eine?« Sie bot ihr eine Zigarette an.
    Julia schüttelte den Kopf. »Ich habe übrigens herausgefunden, wer mir diese Botschaften geschrieben hat.« Sie erzählte ihr von der Begegnung mit Gianni.
    »Du meinst, er ist ein Zeuge?«
    »Seine Schwester ist da nicht so sicher. Aber sie will heute Abend nochmals mit ihm sprechen.«
    »Gibst du mir Bescheid?«
    »Aber klar.«
    Sie stand wie erstarrt vor der Tür. Es wäre ganz einfach. Sie brauchte nur den Arm zu heben, den Zeigefinger zu krümmen und ihn leicht an das Holz zu schlagen. Doch ihr Arm hing wie gelähmt herunter. Sie hörte, wie im Zimmer Zeitungsseiten umgeschlagen wurden.
    Was, wenn er sie anschreien und hinausjagen würde?
    Sie zählte von zehn rückwärts. Bis null. Nichts geschah.
    So, jetzt reiß dich zusammen. Drei. Zwei. Eins. Sie klopfte.
    Sogleich hörte sie ein Schlurfen. Sandro öffnete die Tür einen Spaltbreit.
    »Was willst du?«
    »Mich entschuldigen.«
    »Damit du mit einem besseren Gefühl gehen kannst?«
    Eine andere Tür wurde geöffnet, ein Mann kam heraus und lief den Flur hinunter.
    »Darf ich reinkommen, da ist jemand …«
    Er trat von der Tür weg, ging zum Fenster und lehnte sich rücklings an den Sims, die Hände in den Hosentaschen.
    Julia schloss die Tür.
    »Was machst du überhaupt noch hier?«
    »Ich warte auf einen Anruf.«
    »So.«
    Julia fühlte sich etwas verloren. Sie stand mitten im Raum. Aufs Bett setzen wollte sie sich nicht. Sie machte einen Schritt zur Seite und lehnte sich an den Schrank.
    »Ich habe mit Maria gesprochen«, begann sie.
    »Interessant.«
    »Es fällt mir nicht leicht, von hier wegzugehen.«
    »Nicht?«
    »Nein, das tut es nicht …«
    »Davon merkt man aber nicht viel.«
    »Das hat sie auch gesagt. Es tut mir leid. Ich dachte, mit vollem Schub lässt es sich leichter starten.«
    »Dachtest du.«
    »Nun mach es mir doch nicht so schwer.«
    Sandro schaute sie an und schwieg.
    Ihr wurde bewusst, wie sie da stand, an den Schrank gelehnt, das eine Bein vor das andere gestellt. Sandro schaute sie immer noch an, sie blickte zu Boden.
    »Nun komm schon her.« Er nahm die Hände aus den Taschen, breitete seine Arme leicht aus.
    Sie schwankte zu ihm hinüber, hatte das Gefühl, über eine Hängebrücke zu gehen. Dann spürte sie seine Arme, die sich um sie

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