Bericht vom Leben nach dem Tode
selbst. Mit Erstaunen las ich im Programmheft: »Geistertrick. – Diese Nummer will keineswegs religiöse Gefühle verletzen.«
Nachdem er diesen Trick gezeigt hatte, rief er den Beleuchtern zu, sie sollten den Scheinwerfer, der bis dahin ihn angestrahlt hatte, auf eine bestimmte Person im Saal richten. Er zeigte in die Richtung, in der ich saß. Gleich darauf hatte mich der Lichtkegel gefunden. Irgend jemand mußte Thurston von meiner Anwesenheit informiert haben. Jetzt wird er sich rächen, dachte ich und war auf alles gefaßt, nur darauf nicht: Thurston trat an die Rampe und sagte, indem er den Arm nach mir ausstreckte, als könne er mich von dort aus auf die Bühne geleiten: »Meine Damen und Herren, was ich Ihnen eben vorgeführt habe, war nichts als ein Trick. Aber unter Ihnen ist ein Mann, der Ihnen tatsächlich ein Gespräch mit einem Ihrer Lieben, der nicht mehr unter den Lebenden weilt, vermitteln kann. Es ist Arthur Ford.« Dann bat er mich, zu ihm zu kommen.
Wir saßen an diesem Abend noch lange zusammen und wurden Freunde. »Damals in New York«, gestand er mir, »hatte ich keine Ahnung, über was ich mich lustig machte. Erst durch Sie ging mir ein Licht auf. Seitdem kenne ich die Grenzen der Magie – und ich habe selbst einige Male außersinnliche Erlebnisse gehabt, die mich vollkommen überzeugten. Ich bin jetzt sogar Mitglied der Amerikanischen Gesellschaft für parapsychologische Forschung.«
In einer aufsehenerregenden Vorlesung, die Professor Curt Ducasse 1951 im Swarthmore-College gehalten hat, erörterte er eine Anzahl der Schwierigkeiten bei der richtigen Beurteilung dessen, was während der Trance geschieht oder geschehen kann. Diese Möglichkeiten umfassen beabsichtigten Betrug, unbeabsichtigten oder unbewußten Betrug, Beeinflussung des Mediums durch ein fremdes Bewußtsein, echte Kommunikation mit anwesenden oder abwesenden lebenden Personen oder Verstorbenen und eine Kombination mehrerer dieser Faktoren. Ducasse belegte an Beispielen die Gründlichkeit, mit der die Forscher bei ihrer Untersuchung des Mediums zu Werke zu gehen pflegen.
Laienhafte Skeptiker behaupten immer wieder, daß Medien sich entweder direkt oder durch Mittelsleute rechtzeitig alle erdenklichen Informationen über die Verwandten oder Bekannten der Personen, deren Erscheinen auf einer Séance geplant ist, besorgen. Um im Falle von Mrs. Lenore Piper, dem von William James entdeckten Medium, die Betrugshypothese auszuschalten, wurden sowohl Mrs. Piper als auch ihr Ehemann vor einer wichtigen Séance mehrere Monate lang Tag und Nacht durch Detektive überwacht, um herauszufinden, ob sie sich nach Lebensumständen oder Familiengeschichten von Leuten erkundigten, mit deren spiritueller oder körperlicher Anwesenheit bei der kommenden Sitzung zu rechnen war. »Nichts auch nur im geringsten Verdächtiges wurde gefunden.« Übrigens wurden die Séanceteilnehmer stets unter fiktiven Namen eingeführt. Manchmal waren sie noch nicht im Raum, als das Medium in Trance fiel, und wenn sie dann hereinkamen, setzten sie sich so, daß das Medium sie nicht hätte sehen können, selbst wenn es seine Augen offen gehabt hätte. Auf Reisen übernachteten die Pipers in Quartieren, die von ihren Betreuern ausgesucht worden waren, und sie wurden selbstverständlich auch dort von ihnen überwacht. Ihre gesamte Post wurde geöffnet und gelesen.
Trotzdem erbrachten Lenore Pipers Séancen immer wieder überzeugende Beweise von Jenseitskontakten. Viele der Informationen, die sie weitergab, hätten nicht einmal von Geheimagenten ausgekundschaftet werden können, selbst wenn man ihnen beliebig viel Zeit dafür gegeben hätte. Dennoch kamen die Forscher aus Vorsicht erst, nachdem sie das Medium, ihre Angehörigen und Freunde und ihren ganzen Lebenswandel mehrere Jahre lang unter genauer Beobachtung gehabt hatten, zu dem Schluß, daß die Chance, sich spezielle und intime Informationen über soviele anonyme Sitzungsteilnehmer aus allen Teilen der Welt und deren verstorbene Angehörige zu beschaffen, gleich Null gewesen sei: »Es bleibt also nur die Erklärung«, sagte Ducasse, »daß diese Informationen paranormalen Ursprungs waren.«
Als nächstes wurde die Möglichkeit einer anderen Informationsquelle untersucht, die vor allem von Anhängern der animistischen Richtung benannt wird. Sie behaupten, daß ein Medium sehr wohl in der Lage sei, auf telepathischem Wege Erinnerungen, Gefühle, Absichten und Erfahrungen, die im Gedächtnis und
Weitere Kostenlose Bücher