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Bericht vom Leben nach dem Tode

Titel: Bericht vom Leben nach dem Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Ford
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entlarvt, und der Glaube an außersinnliche Wahrnehmung habe in den USA seiner Meinung nach mehr Familien zerrüttet als der Alkohol. Ich setzte eine Gegendarstellung auf, aber die Zeitung war nicht daran interessiert, sie abzudrucken. »Unsere Leser wollen keine trockenen Argumente, sondern eine Story«, erklärte mir der Redakteur, und ein Freund, dem ich davon erzählte, hatte sogleich eine kühne Idee. Die Story dazu sollte natürlich ich liefern.
    Es war bekannt, daß Thurston vor der Vorführung seiner Hauptnummer jedermann zehntausend Dollar bar auf die Hand versprach, der den nun folgenden Trick nachzumachen imstande wäre. Es folgte eine, zugegeben, ganz geschickte Parodie auf das Hellsehen, wobei eine aufblasbare Gummipuppe als »Medium« fungierte, oder eine taschenspielerische Nachahmung von psychokinetischen und ähnlichen Phänomenen. Danach kam der obligate Vortrag darüber, daß alle »Übersinnlichen« mit Tricks arbeiteten – nur nicht so geschickt wie er, Thurston.
    Mein Freund schlug mir vor, den Magier mit seinen eigenen Methoden anzugreifen und ihm zehntausend Dollar anzubieten, für den Fall, daß es ihm gelänge, meine Übermittlungen in der Trance zu wiederholen oder als Betrug zu entlarven. Vor der Herausforderung, sagte ich, sei mir nicht bange, aber woher sollte ich das Geld nehmen? Vielleicht war ich insgeheim jedoch ganz froh, daß das Experiment schon aus finanziellen Gründen nicht durchführbar war, denn als man mir die Summe einige Tage später zur Verfügung stellte, verließ mich der Mut. Mein Freund hatte einen Mäzen aufgetrieben, Mr. John Bowman, den Präsidenten eines Hotelkonzerns, der möglicherweise weniger an meine Fähigkeiten als an den Publicity-Effekt eines solchen Matches glaubte. Den Austragungsort bestimmte natürlich er, und für ihn kam nur die Carnegie Hall in Frage.
    Thurston nahm die Herausforderung an; ich konnte nicht mehr zurück. Der Reklamerummel war bereits angelaufen. Man versprach dem Publikum eine »übernatürliche Sensation«, ein Duell zweier Geisterbeschwörer, eine Art Stierkampf. Mir war nicht wohl bei diesem Vergleich. Wer von uns beiden mochte von der Öffentlichkeit für die Rolle des Stiers vorgesehen sein? Ich trainierte ein bißchen die Trance, bereitete mich im übrigen aber nicht weiter vor – was hätte ich tun können, da ich doch kein Trickbetrüger war? –, sondern verließ mich auf den treuen Beistand Fletchers.
    Die Carnegie Hall war an jenem Abend bis auf den letzten Platz gefüllt. Ich hatte den Eindruck, daß alle Magier, Medien, Journalisten, Showbusiness-Manager und sensationslüsternen Leute der USA versammelt waren. Als Herausforderer betrat ich die Bühne als erster und verlangte von dem in der ersten Reihe sitzenden Thurston zunächst nur, daß er mir nicht dreihundert, sondern nur fünfundzwanzig Medien mit Namen nennen solle, die er als Betrüger entlarvt habe. Thurston erhob sich und nannte drei, von denen keines mehr lebte. Meine Antwort lautete: »Ich könnte Ihnen mehr nennen, Mr. Thurston!« und bekam den ersten Applaus. Dann forderte ich ihn auf, wenigstens einige Familien zu nennen, denen die Beschäftigung mit außersinnlichen Phänomenen Unglück gebracht habe. Er antwortete, daß er auf diese Frage nicht vorbereitet sei und keine Namen parat habe. Ich hätte leicht einige nennen können, denn natürlich gibt es immer und überall Menschen, die unter gefährlichen religiösen oder anderen Wahnvorstellungen leiden.
    Meine dritte Forderung: Thurstons angeblich allen Medien überlegene Gummipuppe sollte mir den Namen meines Großvaters nennen. Wahrlich ein Kinderspiel für jeden echten Gedankenleser. Thurston erklärte, daß er seine Gummipuppe nicht mitgebracht habe und daher nicht auftreten könne.
    Die weitere Veranstaltung fand ohne ihn statt. Es wurde eine meiner erfolgreichsten Massen-Séancen. Fletcher war hervorragend in Form. Die Presse schrieb: »Ford siegt durch k. o. in der zweiten Runde.« Thurston behauptete gegenüber Reportern, sein Agent habe ihn in diese Situation hineingetrieben, er selbst wäre immer gegen die Houdini-»Masche« gewesen. Ich hoffte nur, daß er sie nun fallenlassen würde.
    Vier Jahre später war ich für ein paar Tage in Detroit und konnte es mir nicht versagen, Thurston wiederzusehen, der in dem größten Varieté der Stadt auftrat. Er war nun auf dem Höhepunkt seines Ruhms. Das Publikum schien den Reinfall in der Carnegie Hall vergessen zu haben, nicht aber der Magier

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