Bericht vom Leben nach dem Tode
Pflanzen und Tieren genauso wie auf lebloser Materie untersuchen konnten. Sie hatten jetzt das Gefühl, daß sie die Technik hinreichend vervollkommnet hatten, um die Resultate Biologen, Physiologen, Botanikern und anderen wissenschaftlichen Spezialisten vorzuführen.
Bald pilgerten sowjetische Wissenschaftler scharenweise nach Krasnodar. In etwa dreizehn Jahren kamen viele Hunderte von Besuchern: Biophysiker, Ärzte, Physiologen, Elektronikfachleute, Kriminologen – sie alle erschienen an der Tür des kleinen, einstöckigen Vorkriegs-Holzhauses an der Kirowstraße in Krasnodar.
Der bebrillte, schon etwas kahle Semjon, der die Konzentration eines Schachmeisters ausstrahlt, und seine dunkelhaarige, attraktive Frau Walentina empfingen die Gäste in den zwei schlichten Räumen, in denen sie wohnten und arbeiteten. Eine kleine Diele war in ein winziges Labor umgewandelt worden und mit komplizierten Instrumenten vollgestellt.
Eines Tages kam der Direktor eines wissenschaftlichen Forschungsinstituts. Er hatte zwei völlig gleich aussehende Blätter bei sich, die die Kirlians mit ihrer neuen Methode fotografieren sollten. Diese ›Zwillingsblätter‹ waren von der gleichen Pflanzengattung und zu genau der gleichen Zeit abgerissen worden. Aus zahlreichen Tests mit verschiedenen Pflanzen wußten sie, daß jede Pflanzengattung ihr eigenes unverwechselbares Energiebild zeigt. Die Fotos der beiden Blätter, die ihnen der Wissenschaftler gegeben hatte, unterschieden sich jedoch scharf voneinander. Stammten die Blätter doch von verschiedenen Pflanzengattungen? Hatten die Kirlians einen Fehler gemacht?
Sie wiederholten die Aufnahme mehrere Male – die Ergebnisse blieben die gleichen. Die Lumineszenzen aus dem einen Blatt wiesen kugelförmige Flammen auf, die symmetrisch über das ganze Bild des Blattes verteilt waren. Das zweite Blatt zeigte winzige dunkle geometrische Muster, die hier und dort Gruppen bildeten.
Semjon und Walentina arbeiteten die ganze Nacht hindurch, machten Aufnahme nach Aufnahme von den zwei Blättern. Aber wie sie die Technik auch veränderten – die Ergebnisse blieben die gleichen. Enttäuscht wiesen sie am anderen Morgen die Bilderserien ihrem berühmten Gast vor. Zu ihrer Überraschung erhellte sich sein Gesicht vor Freude. ›Sie haben es gefunden‹. sagte er begeistert.
Die zwei erschöpften Erfinder vergaßen ihre Müdigkeit, als der Botaniker erklärte: ›Beide Blätter sind tatsächlich von der gleichen Pflanzengattung. Doch eine der Pflanzen war, wie ich vermutete, bereits mit einer Krankheit infiziert. Sie haben mir das bestätigt! An der Pflanze oder an dem Blatt ist äußerlich nichts zu erkennen, was darauf hindeutet, daß sie infiziert wurde und bald eingehen wird. Kein Test mit der Pflanze selbst zeigte, daß etwas mit ihr nicht in Ordnung ist. Mit der Hochfrequenzfotografie haben Sie die Krankheit der Pflanze sozusagen im voraus diagnostiziert.‹
Für die Kirlians war das eine elektrisierende Nachricht. Sorgfältig untersuchten sie das erkrankte Blatt. (Die Pflanze, von dem es stammte, ging einige Zeit später ein.) Die Kirlians erkannten allmählich, daß die Galaxien funkelnder Lichter, die sie auf ihren Hochfrequenzfotografien sahen, eine Art Energie-Gegenkörper des Blattes waren. Lange bevor sich die Krankheit physisch in der Pflanze manifestierte und pathologische Veränderungen sichtbar wurden, existierte sie bereits in diesem ›Phantom-Körper‹ der Energie. Die Institute schickten den Kirlians nun Hunderte von ›grünen Patienten‹, Blätter von Wein, Tabak, von Obstbäumen usw. In jedem Fall konnten die Kirlians feststellen, ob die Pflanze krank war oder nicht, indem sie die Energiekörper der Blätter in Hochfrequenzfotos untersuchten.
Indem man eine Pflanzenkrankheit diagnostiziert, bevor sie tatsächlich eintritt, wird es möglich, den Krankheitsursachen entgegenzuwirken und so vielleicht wertvolle Ernten zu retten.
Die philosophischen Implikationen waren sogar noch außergewöhnlicher. Es schien, als ob lebende Dinge zwei Körper hätten – den physischen Körper, den jedermann sehen kann, und einen sekundären ›Energie-Körper‹, den die Kirlians in ihren Hochfrequenzfotos beobachten konnten. Der Energiekörper schien nicht lediglich eine Strahlung des physischen Körpers zu sein. Der physische Körper schien irgendwie zu spiegeln , was in dem Energiekörper geschah. Wenn in dem Energiekörper der Pflanze eine Störung des Gleichgewichts auftrat,
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