Bericht vom Leben nach dem Tode
Forschung haben die Jahrtausende alte, oft geleugnete und doch unvergessene Tatsache des Fortlebens allen Lebens für alle diejenigen bestätigt, die sich den zahlreichen nüchtern und kritisch erarbeiteten Beweisen ohne Voreingenommenheit näherten. Ich gehöre zu denen, die zur wissenschaftlichen Klärung dieser Frage beigetragen haben. Ich habe mit Toten gesprochen; sie haben der Welt durch mich vom Leben nach dem Tode berichtet.
Ich wurde 1896 in dem kleinen Dorf Titusville in Florida geboren. Mein Vater, ein Schiffskapitän, war ein überzeugter Anhänger seiner Episkopalkirche, wenn er auch nie zum Gottesdienst ging. Um so eifriger nahm meine Mutter, die strenggläubige Baptistin war, am kirchlichen Leben ihrer Glaubensgemeinschaft teil. Seit wir in Fort Pierce am Atlantik wohnten, arbeitete ich aktiv in der Baptistengemeinde mit. Bei den Zusammenkünften der jungen Leute spielte ich Klavier; fromme Lieder singen war das Wichtigste bei solchen Treffen. Nach außen hin war ich meiner Kirche so verbunden, daß allgemein angenommen wurde, ich würde später einmal Geistlicher werden, ein baptistischer natürlich. Mit der Zeit entwickelte ich jedoch selbständige theologische Gedanken, die dann für mein ganzes Leben bestimmend werden sollten. Ich lernte einige Unitarier kennen, war bei den Gottesdiensten dabei, und ihre Lehre beeindruckte mich tief, da sie dem Gläubigen viel größere intellektuelle Freiheit bot als das recht philisterhafte Baptistentum, wie es damals in Fort Pierce in Erscheinung trat. Als Sechzehnjähriger stellte ich unseren Kirchenoberen so viele peinliche Fragen, daß sie es für geboten hielten, mich wegen meiner »Verdorbenheit« aus ihrem Kreis auszuschließen. Aber auch die Unitarier konnten mich auf die Dauer nicht fesseln. Ich wußte wohl selbst nicht ganz genau, was ich suchte – dabei hatte ich es unversehens schon gefunden.
Bereits als kleiner Junge »las« oder, besser gesagt, empfing ich manchmal Gedanken anderer Menschen. Freilich wußte ich nicht, daß das etwas Außergewöhnliches war. Wahrscheinlich meinte ich, alle könnten es. Erst, als ich zum Militär kam, entdeckte ich, daß ich in dieser Beziehung meinen Kameraden und Vorgesetzten etwas voraus hatte.
1917 wurde ich einberufen und diente in Camp Grant. Im nächsten Jahr breitete sich die große Grippeepidemie im Lande aus, und besonders viele Rekruten meiner Einheit wurden davon betroffen. Jeden Tag starben mehrere an Influenza. Eines Nachts träumte ich, daß mir ein Blatt Papier übergeben werde, auf dem in großen, deutlich lesbaren Buchstaben die Namen der Soldaten geschrieben waren, die in dieser Nacht sterben würden. Nach dem Wecken erzählte ich den schrecklichen Traum meinen Stubengenossen, und ein paar Stunden später las ich den schwarzumrandeten Aushang: Die Liste der Verstorbenen stimmte genau mit den Namen überein, die ich im Traum erfahren hatte! Das ging noch ein paar Tage so weiter. Nachts träumte ich die Namen, und morgens wurden sie bekanntgegeben.
Bald begannen meine Kameraden sich von mir wie von einem Todesboten fernzuhalten, und als ich das merkte, sprach ich nicht mehr über meine Träume. Doch das Erlebnis wühlte mich tief auf. Ich konnte es nicht mehr vergessen – und ich hatte weiterhin Träume, die sich als hellseherisch oder präkognitiv erwiesen. Der Verzweiflung nahe, suchte ich unseren protestantischen Regimentspfarrer auf und erzählte ihm, was mit mir los war. Er hörte mich ruhig an und gab mir den Rat, Gott zu bitten, diese »dummen Träume« von mir zu nehmen. Ich war enttäuscht. Der Rat erschien mir allzu billig. Aber hatte ich etwas anderes erwarten können? Für einen ordentlichen Geistlichen gab es für solche Vorkommnisse nur zwei mögliche Erklärungen: entweder sündhaft bigotte Schwärmerei oder die ersten Anzeichen einer Geisteskrankheit.
Ich schrieb meiner Mutter, sie möge mir mitteilen, ob ihr in unserer Familie und weiteren Verwandtschaft Fälle von Geisteskrankheit oder andere auffällige Leiden bekannt seien. Natürlich gab ich keinen Grund dafür an, warum mich diese Frage interessierte, und meine Mutter antwortete denn auch arglos, ich könne überzeugt sein, aus einer gesunden und ehrenhaften Familie zu stammen – sofern man von »Tante Mary in Jacksonville« absehe. Die sei wohl »nicht so ganz richtig«, aber freundlich und harmlos, und darum habe man sie auch nicht in eine Anstalt gebracht… Ich hatte mir schon immer gedacht, daß es mit dieser
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