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Bericht vom Leben nach dem Tode

Titel: Bericht vom Leben nach dem Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Ford
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beschrieben. Nach dem »Tod« meiner Frau zog ich in diese kleinere Wohnung, die ganz anders aussieht als jene, die wir zusammen bewohnten. Es ist offensichtlich, daß Florence die neue Wohnung oft besucht haben muß.
    4 . Fletcher: Ihre Frau sagt, sie sei sehr glücklich. »Und du schreibst natürlich ununterbrochen; nie sehe ich, daß du einmal nicht schreibst. Du schreibst sogar jetzt, und das ist gut.«
    Kommentar: Wieder ein Beweis für Florences Anwesenheit in der Wohnung, die ich augenblicklich bewohne; ein Beweis auch dafür, daß sie wußte, was ich gerade tat und all die Monate vorher getan hatte. Ich arbeite an einem Buch, das, so Gott will, eine Biographie ihres und meines Lebens wird. Mr. Ford hat zum erstenmal davon erfahren, als ich ihm diese Notizen brachte.
    Fletcher: Hier drüben ist jemand namens Will Cuppy. Er möchte Ihnen dafür danken, daß Sie sich seiner Arbeiten angenommen und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht haben. Er ist Ihnen wirklich dankbar. Florence sagt, sie habe ihn nicht akzeptiert. Er sei ihr nicht unsympathisch gewesen, aber sie habe gefunden, er sei es nicht wert, daß Sie sich mit ihm abgeben.
    Kommentar: Cuppy, ehemaliger Lektor der New York Herald-Tribune , machte mit mir zwei Bücher: Die großen Mysteriengeschichten der Welt und Die großen Detektivgeschichten der Welt. Ein brillanter und geistvoller Mann, aber leider ein Quartalsäufer, den man täglich zu seiner schriftstellerischen Arbeit treiben mußte. Ich hatte ziemlich großen Einfluß auf ihn. Doch das ist vierzig Jahre her; ich hatte es völlig vergessen, und jetzt erinnerte Florence mich plötzlich daran, daß sie einmal sagte: »Er ist es nicht wert, daß du dich mit ihm abgibst.« Will Cuppy muß vor mehr als dreißig Jahren gestorben sein.
    6 . Fletcher: Florence sagt, Sie hätten gemeinsam an den Feierlichkeiten eines dreihundertjährigen Gedenktags teilgenommen; sie zeigt die Zahl 1936: »Es war in dem College, in dem wir uns kennenlernten. Wir unterhielten uns dort mit jemandem, der dich grüßen läßt. Er ist ziemlich klein; ein ulkig aussehender Mann; trägt meistens hohe Knopf Stiefel; hat einen schlotternden, zerknitterten, fadenscheinigen Anzug aus blauem Serge an. Ich soll dir sagen, er sei Onkel Fritz. Vielleicht nanntest du ihn aber nicht so; du mußt ihm gegenüber respektvoller gewesen sein als seine übrigen Studenten. Er sagt, sein richtiger Name sei Frederick Robinson, und er zeigt mir ein Buch mit dem Titel Canterbury Tales. Er läßt dir sagen: ›Ich kannte deine Frau viel früher als dich.‹ In seiner Jugend war er ein begeisterter Bergsteiger. Er läßt dir sagen: ›Ich bin überzeugt, daß Sie, da Ihr Interesse am Leben wiedererwacht ist und Sie die wahre Bedeutung des Daseins erkannt haben, wahrscheinlich so lange leben werden wie ich.‹«
    Kommentar: 193 6 nahmen wir an der Gedenkfeier zum dreihundertjährigen Bestehen der Harvard-Universität teil. Sie wurde 1636 gegründet. Ich hatte in Harvard drei Kurse bei Professor Robinson belegt: Mittelenglisch, die Dichtungen Chaucers und Angelsächsisch. Ich erinnere mich vage daran, daß meine Frau mir einmal erzählte, sie habe Robinson lange vor mir gekannt. Um seine weiteren Angaben nachzuprüfen, setzte ich mich mit seinem einzigen noch lebenden Neffen in Cambridge, Massachusetts, in Verbindung. Er schrieb mir, daß sein Onkel von Verwandten und Freunden Onkel Fritz genannt worden sei, daß er jahrelang Mitglied des Appalachian Clubs und in seiner Jugend Bergsteiger gewesen sei; daß er im Alter von fünfundneunzig Jahren gestorben sei; daß er in fortgeschrittenem Alter seine Anzugtaschen als eine Art Aktentasche benutzte und darin alle persönlichen Papiere aufbewahrte; daß er im hohen Alter maßgearbeitete Knopfstiefel trug.
     
    Ich kann niemandem, der die Aufzeichnungen von Dr. Speare nur zur Unterhaltung und aus Neugier gelesen hat, verübeln, wenn er die darin zitierten Botschaften und Kommentare für unwichtig hält. Denn die einzelnen Mitteilungen sind für die Allgemeinheit tatsächlich recht uninteressant; sie geben keine wesentlichen Aufschlüsse über das Jenseits, enthalten keine bestimmten Voraussagen, sie rufen nicht einmal bemerkenswerte Ereignisse der Vergangenheit ins Gedächtnis zurück, sondern im Gegenteil höchst belanglose. Was also wollten die Jenseitigen überhaupt von Dr. Speare, der gewiß gewohnt war, mit den gleichen Partnern, als sie noch am Leben waren, geistvollere Gespräche zu führen? Die

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