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Berlin 1961 - Kennedy, Chruschtschow und der gefährlichste Ort der Welt

Berlin 1961 - Kennedy, Chruschtschow und der gefährlichste Ort der Welt

Titel: Berlin 1961 - Kennedy, Chruschtschow und der gefährlichste Ort der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Kempe
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Die sowjetische.
    Frage: Woher wollen Sie das wissen?
    Antwort: Weil beide nackt waren, nur einen Apfel zum Essen hatten und glaubten, sie wären im Paradies.
    In manchen Witzen kam sogar der neue US-Präsident vor:
    Präsident John F. Kennedy kommt zu Gott und fragt: »Sag mir, lieber Gott, wie viele Jahre dauert es, bis mein Volk glücklich wird?«
    »Fünfzig Jahre«, erwidert Gott.
    Kennedy weint und geht.
    Charles de Gaulle kommt zu Gott und fragt: »Sag mir, lieber Gott, wie viele Jahre dauert es, bis mein Volk glücklich wird?«
    »Hundert Jahre«, erwidert Gott.
    De Gaulle weint und geht.

    Chruschtschow kommt zu Gott und fragt: »Sag mir, lieber Gott, wie viele Jahre dauert es, bis mein Volk glücklich wird?«
    Der liebe Gott weint und geht.
    So schlecht gelaunt Chruschtschow schon bei Thompsons Ankunft gewesen war, seine Laune wurde noch schlechter, als der Parteichef die russische Übersetzung von Kennedys Brief las. Chruschtschow fand darin kein einziges Wort zu Berlin. Seelenruhig und betont langsam erklärte er Thompson, dass Kennedy sich darüber im Klaren sein müsse, dass er niemals von seiner Forderung, über »die deutsche Frage« zu verhandeln, Abstand nehmen werde. Mit der Zeit habe er, so Chruschtschow, selbst Eisenhower überzeugt, dass man Berlin-Gespräche nicht länger hinausschieben könne, aber dann hätten amerikanische Militaristen mit ihrem U-2-Spionageflug »bewusst die Beziehungen torpediert«. 13
    Wegen der ausdrücklichen Anweisung, sich nicht auf Berlin einzulassen, entgegnete Thompson lediglich, dass Kennedy »unsere Deutschland-Politik prüfe und nach Möglichkeit mit Adenauer und anderen Verbündeten darüber diskutieren möchte, bevor wir Schlüsse ziehen«.
    Da Chruschtschow inzwischen die Nase voll hatte von der – in seinen Augen – Verzögerungstaktik der USA, schnaubte er verächtlich bei der Vorstellung, dass das mächtigste Land der Welt es nötig habe, jemanden zurate zu ziehen, bevor es handelte. Kein Wunder, wenn man bedenkt, wie geringschätzig er selbst mit seinen Bündnispartnern im Warschauer Pakt umsprang. »West-berlin ist ein Knochen im Hals der sowjetisch-amerikanischen Beziehungen«, sagte Chruschtschow zu Thompson, und jetzt sei der Zeitpunkt günstig, ihn zu entfernen. »Wenn Adenauer Krieg haben will«, so Chruschtschow, »ist Westberlin ein guter Ort, um damit zu beginnen.«
    Obwohl Kennedy noch nicht bereit war, mit Chruschtschow über Berlin zu verhandeln, legte der sowjetische Parteichef Thompson eifrig seine Verhandlungsposition dar, damit der Boschafter sie an den US-Präsidenten weiterleiten konnte. Chruschtschow sagte Thompson, dass er bereit sei, jeder Vereinbarung zuzustimmen, dass die Westberliner das politische System ihrer Wahl behalten dürften, selbst wenn es ein kapitalistisches sei. Allerdings müssten sich die Amerikaner im Gegenzug von der Vorstellung einer deutschen Vereinigung verabschieden, auch wenn sowohl die Vereinigten Staaten als auch die Sowjets sie langfristig wünschen mochten. Das Gerede von der Wiedervereinigung müsse aufhören, sagte er, wenn die Sowjetunion und die Vereinigten
Staaten ein Abkommen unterzeichnen sollten, das den Krieg beendete und beide Teile Deutschlands als souveräne Staaten anerkannte.
    Chruschtschow versicherte seinerseits Thompson, dass er das sowjetische Imperium nicht weiter nach Westen ausdehnen werde, aber auch wünsche, dass Washington davon Abstand nehme, die Sowjetunion aus dem Territorium zurückzudrängen, das bereits zu ihrer Einflusssphäre gehöre. Mit gesenkter Stimme, als wolle er eine Intimität zwischen alten Freunden andeuten, teilte Chruschtschow Thompson mit, dass es sein »aufrichtiger Wunsch« sei, die Beziehung zu Kennedy zu verbessern und einen Atomkrieg unmöglich zu machen. Aber, so sagte er, das könne er nicht allein.
    Chruschtschow drängte Thompson weit über die genehmigten Gesprächsthemen hinaus. Der amerikanische Botschafter warnte Chruschtschow, keine rasche Veränderung der amerikanischen Haltung zu Berlin zu erwarten, ermahnte ihn gar, falls der Sowjetführer unilateral handle, werde er die Spannungen lediglich verschärfen. »Wenn es etwas gibt, das eine massive Steigerung der amerikanischen Rüstungsausgaben auslösen könnte, vergleichbar mit derjenigen zur Zeit des Korea-Kriegs«, sagte Thompson, »dann ist das die Überzeugung, dass die Sowjets tatsächlich versuchen, uns aus Berlin zu vertreiben.« 14
    Chruschtschow überging Thompsons Warnung. »Was

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