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Berlin 1961 - Kennedy, Chruschtschow und der gefährlichste Ort der Welt

Berlin 1961 - Kennedy, Chruschtschow und der gefährlichste Ort der Welt

Titel: Berlin 1961 - Kennedy, Chruschtschow und der gefährlichste Ort der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Kempe
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Chruschtschows«. Die Vereinigten Staaten, betonte Rusk gegenüber den Briten, seien eine Großmacht, die sich nicht aus Berlin vertreiben lasse.
    Home warnte seine amerikanischen Freunde vor den Konsequenzen für die öffentliche Meinung im Westen, wenn Chruschtschow ganz offen vorschlug, was als eine vernünftige Änderung des rechtlichen Status von Berlin erscheinen könnte, und wenn der Westen es versäumte, einen Alternativvorschlag zu präsentieren. Die Präsenz des Westens müsse eine legale Grundlage erhalten, betonte er, weil das derzeitige »Eroberungsrecht« für die Besetzung Berlins allmählich »fadenscheinig« werde.

    Womöglich werde, schoss Acheson prompt zurück, »vielmehr unsere Macht allmählich fadenscheinig«.
    Am nächsten Morgen kam man fast in der gleichen Zusammensetzung erneut zusammen, lediglich Acheson war – zur Erleichterung der Briten – wegen einer Mission abwesend. Aber sein Geist schwebte dennoch im Raum. Präsident Kennedy erkundigte sich bei seinen amerikanischen und britischen Experten, warum Chruschtschow nicht schon längst in Berlin gehandelt habe. Was hielt ihn denn zurück ?
    »War es die Gefahr einer westlichen Reaktion?«, fragte er.
    Lord Home sagte, seiner Meinung nach werde Chruschtschow »nicht viel länger warten«.
    Botschafter Charles E. »Chip« Bohlen stimmte ihm zu. Der führende Sowjetunionexperte des US-Außenministeriums, der von 1953 bis 1957 Botschafter in Moskau gewesen war, glaubte, dass die wachsende Herausforderung der Chinesen sowie die »hartnäckigen Forderungen seitens der Ostdeutschen« Chruschtschow zwingen würden, eine militantere Haltung einzunehmen. Die Sowjets würden sich eigentlich gar nichts aus Berlin machen, betonte Bohlen, aber sie seien zu dem Schluss gelangt, dass der Verlust zur Auflösung ihres ganzen Imperiums im Osten führen könnte.
    Kennedy brachte die Diskussion auf Achesons Memorandum zurück. Wenn Chruschtschow sich bislang von der Drohung einer militärischen Konfrontation mit dem Westen zurückhalten ließ, sagte Kennedy, »sollten wir überlegen, wie wir diese Drohung verstärken könnten. Im Fall Berlins haben wir keinen Verhandlungsspielraum. Folglich sollten wir überlegen, so wie Mr Acheson gestern vorschlug, wie wir Chruschtschow den Fall so unverblümt wie möglich präsentieren.«
    Nachdem Acheson somit wieder präsent war, auch ohne anwesend zu sein, erörterte die Gruppe, welchen Zug Chruschtschow als Nächstes machen könnte und wie der Westen darauf reagieren sollte. 49 Die Briten sahen keine Möglichkeit, Gespräche zu vermeiden, die Mehrheit der amerikanischen Teilnehmer zweifelte hingegen an ihrem Nutzen. Kennedys Botschafter in Großbritannien David Bruce, ein ehemaliger Nachrichtenoffizier, der unter Eisenhower Botschafter in Westdeutschland gewesen war, sagte, dass die Vereinigten Staaten auf die wenigen noch verbliebenen Rechte in Berlin nicht verzichten sollten: »Wir dürfen nicht die Konsequenzen außer Acht lassen, die eine Schwächung in Berlin für Mitteleuropa und Westdeutschland hätte.«
    Macmillan war unzufrieden, als sich sein Treffen mit Kennedy dem Ende
näherte. Er wisse immer noch nicht, sagte er, an welchem Punkt der Westen »weich werde« und Maßnahmen gegen russische Schritte bezüglich Berlin ergreifen werde. Ohne diese klare Linie fürchtete er, dass Kennedy in einen Krieg hineingezogen werden könnte, den er gar nicht wollte, wegen eines viel zu geringfügigen Anlasses – und dass er anschließend Großbritannien in die Feindseligkeiten verwickeln könnte.
    Im Gegensatz zu Acheson erklärte Kennedy, seiner Meinung nach halte die atomare Abschreckung »die Kommunisten davon ab, uns wegen Berlin in eine größere Auseinandersetzung hineinzuziehen«. Folglich sei es notwendig, so Kennedy, die Tatsache dieser Abschreckung »deutlich aufrechtzuerhalten«.
    Macmillan hingegen fragte sich, was in Westdeutschland nach Adenauers Tod passieren würde – ob das Spiel um Berlin unter einem weniger resoluten Regierungschef möglicherweise gegen die Sowjets verloren würde. »Früher oder später, sagen wir in fünf oder zehn Jahren, könnten die Russen versuchen, den Westdeutschen die Einheit im Gegenzug für die Neutralität anzubieten«, sinnierte er und wiederholte damit die hartnäckigen Zweifel der Briten an der Zuverlässigkeit der Deutschen.
    Bohlen sagte zu Macmillan, die Zeit sei vorbei, in der die Westdeutschen »den Köder der Neutralität« schlucken würden. Die Sowjets

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