Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)
verabredet. Gegen Ende September kommt der Klempner Matter wieder. Er war im Ausland, auf Montage oder so. Wie er Franzen wiedersieht, sagt er, er war auf Erholung, Lunge ist schlecht. Und sieht elend aus, und erholt hat er sich auch gar nicht. Franz sagt, daß Mieze weg ist, die hat er doch gekannt; aber er soll keinem was erzählen, da gibt es nur Leute, die lachen sich n Ast, wenn einem eine weglooft. »Also nischt an den Reinhold, mit dem hab ick früher Weibersachen gehabt, der würde sich schieflachen, wenn der was hört. Ne andere«, lächelt Franz, »hab ick ooch noch nich, will ooch keene.« Er sieht über der Stirn, um den Mund traurig aus. Er biegt aber den Kopf kräftig in den Nacken und den Mund drückt er zusammen.
Es ist viel Betrieb in der Stadt. Tunney ist Weltmeister geblieben, aber die Amerikaner sind eigentlich nicht vergnügt dabei, der Mann gefällt ihnen nicht. Er war in der 7. Runde bis 9 zu Boden. Dann wird Dempsey groggy. Das ist Dempseys letzter großer Schlag. Die Sache war 4 Uhr 58 aus, 23.September 1928. Man kann von der Geschichte hören und vom Flugrekord Strecke Köln–Leipzig, und dann soll es einen Wirtschaftskrieg zwischen Apfelsinen und Bananen geben. Aber man hört sich das mit zugekniffenen Augen durch die kleine Luke an.
Wie schützt sich die Pflanze gegen Kälte? Viele Gewächse können selbst einem leichten Frost keinen Widerstand entgegensetzen. Andere sind imstande, in ihren Zellen Schutzmittel gegen die Kälte zu bilden, die chemischer Natur sind. Der wichtigste Schutz ist Umwandlung der in den Zellen enthaltenen Stärke in Zucker. Die Verwendbarkeit mancher Nutzpflanzen wird allerdings durch diese Zuckerbildung nicht sehr erhöht, wofür die durch das Erfrieren süß werdenden Kartoffeln den besten Beweis liefern. Es gibt aber auch Fälle, wo der durch die Frostwirkung hervorgerufene Zuckergehalt einer Pflanze oder Frucht diese erst verwendungsfähig macht, wie zum Beispiel die Wildfrüchte. Läßt man diese Früchte solange am Strauch, bis leichte Fröste eintreten, so bilden sie alsbald so viel Zucker, daß ihr Geschmack verändert und wesentlich verbessert wird. Dasselbe gilt für die Hagebutten.
Was macht es aus, wenn zwei Berliner Paddler in der Donau ertrunken sind, oder Nungesser ist abgestürzt mit seinem »Weißen Vogel« bei Irland. Was schreien die auf der Straße aus, für 10 Pfennig kauft man es, schmeißt es weg, läßt es wo liegen. Den ungarischen Ministerpräsidenten wollten sie lynchen, weil er einen Bauernjungen mit seinem Auto überfahren hat. Wenn sie ihn gelyncht hätten, hätte die Überschrift gelautet: »Lynchung des ungarischen Ministerpräsidenten bei der Stadt Kaposvar«, das hätte das Geschrei vermehrt, die Gebildeten hätten statt Lynchung Lunching gelesen und darüber gelacht, die andern 80 Prozent hätten gesagt: schade so wenig, oder wenn schon, geht mir nichts an, müßte man eigentlich hier auch machen.
Es wird viel gelacht in Berlin. Bei Dobrin, an der Ecke Kaiser-Wilhelm-Straße, sitzen drei um einen Tisch, ein dicker Kloß, ein lustiger und seine Kleene, son molliges Ding, wenn sie bloß nicht immer so kreischt, wenn sie lacht, und dann noch eener, das ist sein Freund, mit dem ist nichts los, für den zahlt der Dicke, hört bloß zu und muß mitlachen. Sind bessere Leute. Die mollige Nutte knutscht ihren Knallprotzen alle fünf Minuten auf den Mund und schreit: »Ideen hat der Mann!« Dann lutscht er ihr am Hals, dauert gute zwei Minuten. Was der andere, der zukuckt, sich dabei denkt, geht sie nischt an. Der Knallprotz erzählt: »Da sagt die zu ihm: Was haben Sie jetzt mit mir gemacht? Sagt sie zu ihm: Was haben Sie jetzt gemacht? Als dritte Sache könnte ich noch erzählen: Peng.« Der Begleiter grinst: »Du bist doch ein ganz ausgekochtes Aas.« Der Knallprotz mit Vergnügen: »Nicht so ausgekocht, wie du dußlig bist.« Sie trinken Bouillon, der Dicke muß wieder erzählen.
»Kommt ein Angler an ein Teich, sitzt da ein Mädel, sagt er zu ihr: ›Na, wie ist, Fräulein Fischer, wann gehen wir zusammen fischen?‹ Sagt sie: ›Ich heiß ja gar nicht Fischer, ich heiß Vogel.‹ ›Na um so besser.« Alle drei brüllen. Der Dicke erklärt: »Bei uns gibts nämlich heute gemischte Suppe.« Die Nutte: »Ideen hat der Mann!«
»Hör mal, kennste das. Sagt ein Fräulein: ›Sagen Sie, was heißt eigentlich: a propo?‹ ›A propo? Von vorn herein!‹ ›Sehn Sie‹, sagt die, ›hab ick mir doch gleich gedacht, daß dat wat
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