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Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Titel: Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Unanständiges ist! Kchch!« Es ist sehr gemütlich, fidel, das Fräulein muß sechsmal austreten. »Da sprach das Huhn zum Hahahahn, ach laß mich auch mal rahahan. Ober, zahlen, ick zahle drei Kognak, zwei Käsebrote, drei Bouillon mit drei Gummilatschen.« »Gummilatschen, det war Zwieback.« »Na, sagen Sie Zwieback, sag ick Gummilatschen. Haben Sie nich kleener? Bei uns zu Haus liegt nämlich ein Kleener in de Wiege, dem steck ich immer ein Groschen in Mund zum Lutschen. So. Na Maus, komm. Die Lachstunde ist beendet, zur Kasse, auf nach Kassel.«
    Gehen auch manche Frauen und Mädchen über die Alexanderstraße und den Platz, die tragen einen Fötus im Bauch, der ist gesetzlich geschützt. Und während draußen die Frauen und Mädel schwitzen bei der Hitze, sitzt der Fötus ruhig in seinem Winkel, bei ihm ist alles richtig temperiert, er spaziert über den Alexanderplatz, aber manchem Fötus wird es nachher schlecht gehen, soll nicht zu früh lachen.
    Dann laufen andere Menschen da rum, klauen, wos wat gibt, einige haben den Darm voll, andere überlegen, wie sie ihn vollkriegen. Das Kaufhaus Hahn ist ganz runter, sonst stecken alle Häuser voll Geschäfte, sieht aber bloß aus, als ob es Geschäfte sind, tatsächlich sind es lauter Rufe, Lockrufe, Gezwitscher, knick knack, Zwitschern ohne Wald.

    Und ich wandte mich und sah an alles Unrecht, das geschah unter der Sonne, und siehe da, es waren Tränen derer, so Unrecht litten und hatten keinen Tröster, und die ihnen unrecht taten, waren zu mächtig. Da lobte ich die Toten, die schon gestorben waren.
    Die Toten lobte ich. Jegliches seine Zeit, zunähen und zerreißen, behalten und wegwerfen. Die Toten lobte ich, die unter den Bäumen liegen, die schlafen.

    Und wieder schlüpft Eva an: »Franz, willst du nicht endlich was machen? Jetzt sind drei Wochen rum, weißtu, wenn du meiner wärst und kümmerst dir so wenig.« »Ich kann es keinem sagen, Eva, du weißt es und Herbert und dann noch der Klempner, sonst keiner. Ich kann es keinem sagen, lachen mir doch aus. Und anzeigen geht doch nich. Wenn du mir nischt geben willst, Eva, dann laß et. Ick – geh – ooch wieder arbeeten.« »Daß du gar nicht betrübt bist, keene Träne, – Mann, ich könnte an dir rütteln, ich kann doch nichts machen.« »Ick ooch nich.«

Es kommt Luft in die Sache,
die Verbrecher verzanken sich
    Anfang Oktober gibt es die von Pums gefürchtete Auseinandersetzung in der Kolonne. Es dreht sich um Geld. Pums hält wie immer den Vertrieb der Waren für die Hauptsache bei einer Kolonne, Reinhold und andere, Franz mit, den Erwerb. Danach und nicht nach dem Vertrieb soll die Verteilung geregelt werden, man unterschiebt Pums dauernd zu hohe Einnahmen, der Mann mißbraucht sein Monopol in seinen Hehlerbeziehungen, die zuverlässigen Hehler wollen mit keinem andern was zu tun haben als mit Pums. Die Kolonne sieht, obwohl Pums sehr nachläßt und alle möglichen Kontrollen zugesteht: es muß was erfolgen. Sie sind mehr für genossenschaftlichen Betrieb. Er sagt: das habt ihr. Aber das glauben sie eben nicht.
    Es kommt der Einbruch in der Stralauer Straße. Obwohl Pums gar nicht mehr aktiv arbeiten kann, macht der Mensch da mit. Es ist eine Verbandstoffabrik, in der Stralauer Straße Hofgebäude. Man hat ausbaldowert, in dem Tresor im Privatkontor sind Gelder. Das soll ein Schlag gegen Pums sein: keine Ware, sondern Geld. Beim Verteilen von Geld wirds ja keinen Schwindel geben. Darum hängt sich Pums auch selbst ran. Sie steigen zu zweit die Feuerleiter rauf, schrauben in Ruhe das Schloß an der Vordertür des Kontors ab. Der Klempner setzt an. Alle Kontorschränke werden angeknackt, nur ein paar Mark liegen rum, Briefmarken, zwei Benzintanks auf dem Korridor, kann man brauchen. Dann warten sie auf die Arbeit von Karlchen, vom Klempner. Muß es dem passieren, daß er sich beim Tresor die Hand am Gebläse verbrennt, nicht mehr kann. Reinhold versucht, hat aber keine Übung, Pums nimmt ihm das Gebläse aus der Hand, geht auch nicht. Die Sache wird brenzlich. Sie müssen abbrechen, der Wächter muß bald kommen.
    Sie nehmen in Wut die Benzintanks, übergießen alle Möbel, auch den verfluchten Tresor, schmeißen Streichhölzer rein. Pums wird triumphieren, nicht? Aber das gönnen sie dem nicht. Ein bißchen zu früh das Streichholz hingeschmissen, ein bißchen angesengt den Pums, das schaffen sie doch! Der Kerl hat überhaupt nischt hier zu suchen. Der ganze Rücken wird ihm verbrannt, auf der

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