Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)
Treppe rennen sie, winken: »Wächter«, Pums ist grade noch ins Auto gekommen. Eine Lehre hat der Junge von der Geschichte, wat sagste. Wo aber Geld herkriegen.
Pums kann lachen. Waren sind und bleiben besser. Man muß Spezialist sein. Was machen. Pums wird als Ausbeuter, als Unternehmer, als Gauner verschrien. Aber man kann nicht wissen, treibt mans mit ihm zu weit, mißbraucht der seine Verbindungen und bildet eine neue Kolonne. Im Sportverein am Donnerstag wird er erklären, ich tue, was ich kann, ich kann, wenn ihr wollt, schriftliche Rechnungen vorlegen, eben, beweisen kann man dem nichts, und wenn wir nicht mitwollen, werden sie im Verein sagen, da können wir nichts für, wenn ihr nicht mitwollt, der Mann tut, wat er kann, und wenn schon ein bißchen mehr für ihn abfällt, habt euch man nich, dafür habt ihr eure Mädels, die verdienen, und der hat seine Olle und nen Dreck. Also wird man sich weiter mit dem schleppen, son verfluchter Ausbeuter und Unternehmer.
Auf den Klempner, der in der Stralauer Straße versagt hat, und sie waren alle Neese, auf den entlädt sich die ganze Wut. So einen Fuscher können wir nicht brauchen. Der hat sich die Hand verbrannt, doktert herum, hat immer gut gearbeitet und hört jetzt nur immer Schimpferei.
Mit mir können sie machen, denkt der, und grimmt rum. Mir haben sie ringelegt bei meinem Geschäft, wie ick eens hatte; ick sauf ein bißchen und schon brüllt meine Frau, und wie Silvester ist und ick komm nach Haus, wer ist nicht da? Det Luder. Kommt erst um sieben an, hat mit ein anderm geschlafen, dann hat die mir betrogen. Dann hab ick keen Geschäft mehr und keene Frau. Und mit die kleine Mieze, son Hund, der Reinhold. Die war mein, die wollte nicht zu dem, die ist mit mir zum Fest gefahren, die Allee lang, die kann küssen, und dann hat er sie mir weggenommen, weil ick een armes Luder bin. Und son Hund, dann hat er sie abgemurkst, der Mörder, weil die ihn nicht wollte, und jetzt beißt er den dicken Wilhelm raus, und ick verbrenn mir die Hand, und ick hab ihm noch tragen helfen. Det is ja een Schwerer, een richtiger Mörder. Und am liebsten hätt ick die Sache noch ganz uff mir genommen, für son Schuft. Son Ochse, wie ich bin.
Paßt auf den Klempnerkarl auf,
in dem Manne geht was vor
Der Klempnerkarl sieht sich um, mit wem er sprechen kann. In der Alexanderquelle gegenüber Tietz sitzt er, zwei Fürsorgezöglinge neben ihm und dann einer, von dem man nicht weiß, was er ist, er sagt, er macht allerhand Geschäfte, was sich grade findet, sonst ist er gelernter Stellmacher. Der kann gut zeichnen, sie sitzen zusammen am Tisch, essen Bockwurst, und der junge Stellmacher malt in sein Notizbuch lauter freche Bilder, Weiber und Männer und sowas. Die Zöglinge freuen sich mächtig, der Klempnerkarl kuckt rüber und denkt, der kann fein zeichnen. Die drei Jungen lachen in einer Tour, die beiden Zöglinge sind übermütig, die waren nämlich eben in der Rückerstraße, da war Aushebung, und sie sind richtig noch hinten rausgewischt. Da geht der Klempnerkarl an den Ausschank.
Und gehen da grade zwei Männer langsam durchs Lokal, kucken sich rechts und links um, sprechen mit einem, der zieht die Papiere raus, die kucken rein, reden ein paar Worte, und schon stehen die beiden Männer am Tisch bei den drei, die kriegen einen Schreck, machen aber nich Mucks, sagen keine Silbe. Immer ruhig weiter sprechen, natürlich sind das Bullen, das sind die von der Rückerdiele, die haben uns gesehen. Und da malt der Stellmacher, als wär nischt, seine Schweinereien weiter, und schon flüstert der eine von den Bullen ihm zu: »Kriminalpolizei«, schlägt seine Jacke auf, Blechmarke an der Weste. Nebenan macht der mit den beiden auch so. Die haben keine Papiere, der Stellmacher hat einen Krankenschein und dann einen Brief von einem Mädchen, müssen alle drei mit aufs Revier Kaiser-Wilhelm-Straße. Die Jungs sagen oben gleich, was mit ihnen ist, staunen aber Bauklötze, wie die Bullen ihnen sagen, sie haben sie überhaupt gar nicht gesehen in der Rückerstraße, war bloß Zufall, daß sie sie da getroffen haben in der Alexanderquelle. Na, dann hätten wirs gar nicht gesagt, daß wir ausgerückt sind, die lachen allesamt. Der Bulle klopft ihnen auf die Schulter: »Wird sich aber der Hausvater freuen, wenn ihr wiederkommt.« »Och, der ist ja in Urlaub.« Der Stellmacher steht im Wachraum bei den Schupos, der kann sich richtig rausreden, seine Adresse stimmt, bloß daß er so weiche Hände
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