Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Titel: Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
Vom Netzwerk:
für einen Stellmacher hat, das leuchtet dem einen Bullen nicht ein, der dreht immer seine Hände hin und her, aber ich hab ja ein ganzes Jahr keine Arbeit, soll ich Ihnen sagen, wofür ich Sie halte, für einen Schwulen, für een warmen Bruder, weiß ja gar nicht, was det is.
    Und nach einer Stunde zieht er wieder in das Lokal ein. Der Klempnerkarl lungert da herum am Tisch, der Stellmacher schmeißt sich gleich ran an ihn.
    »Wovon lebst du?« Das ist 12 Uhr, wie Karl den ausfragt. »Wovon. Wat machstu denn?« »Soll man machen, was man kriegt.« »Hast woll keine Traute, mir wat zu sagen?« »Na, Stellmacher bist du ooch nich.« »So gut wie du Klempner bist, bin ick Stellmacher.« »Det sag man nich. Kuck ma meine Hand, verbrannt, mach sogar ooch Schlosserarbeiten.« »Da haste dir vielleicht den Finger bei verbrannt, bei det Geschäft, wat?« »Geschäft! Rausgekommen is nischt bei.« »Mit wem arbeitst du denn?« »Kleener Schäker, möchst mir ausfragen.« Karl fragt den Stellmacher: »Bist in eenem Verein?« »Schönhauser Viertel.« »So, in dem Kegelklub.« »Kennste ooch.« »Soll ick den Kegelklub nich kennen. Frag doch mal, ob sie mir nich kennen, Klempnerkarl, ist noch der Maurer Paule da.« »Na ob, wat du sagst, den kennst du, ist ja mein Freund.« »Waren mal zusammen in Brandenburg.« »Stimmt. So so. Hör mal, denn kannste mir vielleicht 5 Mark geben, ich hab keenen Groschen, meine Wirtin schmeißt mir sonst raus, und in die Augustherberge, da geh ich nicht, immer dicke Luft.« »Fünf Mark, kannste haben. Wenns weiter nischt is.« »Schön Dank. Na, wolln wir nich auch mal über ein Geschäft reden?«
    Der Stellmacher ist ein Windbeutel, mal hat ers mit Weibern, mal mit Jungs. Wenn ihm das Wasser am Hals steht, pumpt er oder klaut. Er, der Klempner, und noch einer aus dem Schönhauser Verein, machen sich selbständig und ran an die Gewehre und mal fix ein paar Dinger gedreht. Wo was zu holen ist, stößt ihnen wer aus dem Verein vom Stellmacher. Erst klauen sie Motorräder, und so haben sie Bewegungsfreiheit und können sich die Umgebung ansehen. Dann ist man auch nicht auf Berlin beschränkt, wenn man mal was vorhat und sich draußen zufällig was findet.
    Ein Ding, was die drehen, ist sehr putzig. In der Elsasser Straße ist ein Konfektionsgeschäft, und in dem Verein sind ein paar Schneider, die können Sachen gut unterbringen. Und wie man da mal zu dritt vor dem Geschäft steht Uhre drei in der Nacht, steht da auch der Wächter und sieht sich sein Haus an. Fragt der Stellmacher, was so in dem Haus los ist, die andern kommen mit ins Gespräch, man kommt auf Diebstähle zu sprechen, und das ist jetzt eine ganz gefährliche Zeit, viele Kunden tragen Revolver in der Tasche, und wenn man sie erwischt, knallen sie einen nieder. Na, auf sowas, sagen die drei andern, würden sie sich gar nicht einlassen; ist denn überhaupt da oben in der Konfektionsbude was zu haben? Nanu, da steht doch alles voll Sachen, Herrengarderobe, Mäntel, was sie wollen. Na, da müßte man doch eigentlich mal ruffgehen und sich neu einpuppen. »Ihr seid wohl übergeschnappt, ihr werdt dem Mann doch keene Schwierigkeiten machen.« »Schwierigkeiten, wer sagt hier Schwierigkeiten. Der Herr Nachbar ist schließlich ooch ein Mensch, zu dicke hat ers ooch nicht, wat zahlen die dir denn fürs Uffpassen hier, Kollege?« »Die, wissen Sie, da müssen Sie gar nicht nach fragen. Wenn man 60 ist und seine paar Pfennig Rente hat und nichts mehr machen kann, dann können sie mit einem machen, was sie wollen.« »Sag ich doch, steht der olle Mann hier in der Nacht, holt sich Reißen, im Krieg waren Sie wohl ooch?« »Landsturm, in Polen, aber nicht geschippt, müssen Sie nich glooben, wir haben in Graben gemußt.« »Brauchen Sie mir sagen. War ja bei uns ooch so, immer rin in den Graben, wer noch nicht den Kopp unterm Arm trägt, dafür stehst du ooch hier, Kollege, und paßt uff, daß keener dem feinen Herrn da oben wat klaut. Wat meinste, Nachbar, wollen wir wat machen da? Wo sitzte denn, Nachbar?« »Nee nee, wissen Sie, det is mir zu ängstlich, nebenan ist die Wohnung vom Herrn, wenn der wat hört, der hat son leichten Schlaf.« »Wir sind mucksstill, sag ich dir. Komm man, wir trinken een Kaffee mit dir, hast doch n Kocher, erzählen uns was. Brauchste für den zu sorgen, für son fettet Schwein.«
    Sitzen sie nachher richtig oben zu viert bei dem Wächter, im Kontor, trinken Kaffee, der Stellmacher ist der schlauste, der erzählt

Weitere Kostenlose Bücher