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Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Titel: Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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was, der Kleine.« Laß ihn reden, ich sag gar nichts, der verhaspelt sich, dann sagt er gar nichts mehr. »Ja, die kennen wir alle. Bloß das mein ich nicht. Wo wir nachher gewesen sind, bei Arras, wie es aus war, nach achtzehn, wie die andere Kiste losging, hier in Berlin und in Halle und in Kiel und wo...«
    Entschlossen lehnte Georg Dreske ab, das ist mir zu dämlich, für son Quatsch steh ich hier nich in der Kneipe: »Nee, hör schon uf, ich zieh gleich ab. Erzähl das dem kleinen Richard. Komm, Richard.« »Vor mir tut er ja so großartig, der Herr Baron. Der geht jetzt bloß mit Baronen um. Daß der noch zu uns in die Kneipe kommt, der hohe Herr.« Klare Augen in Dreskes unruhige: »Also das meine ich, akkurat das, Orge, wo wir bei Arras standen nach achtzehn, Feldartillerie oder Infanterie oder Flak oder Funker oder Schipper oder was du willst. Wo wir standen nachher im Frieden?« Geht mir doch ein Seifensieder auf, warte mal, Jungeken, daran sollst du doch eigentlich nich rühren. »Nu werd ich mal erst ruhig meine Molle auslöffeln, und du, Franzeken, wo du nachher überall gewesen bist, gelaufen und nich gelaufen, auch gestanden oder gesessen, das sieh mal in deinen Papieren nach, wenn du sie gerade bei dir hast. Ein Händler muß doch immer seine Papiere bei sich haben.« Nu haste mich wohl verstanden, Nummer sicher, und merkst es dir. Ruhige Augen in Dreskes listige: »Vier Jahr nach achtzehn war ich in Berlin. Länger hat vorher der ganze Krieg nicht gedauert, stimmt doch, ich bin rumgelaufen, und du bist rumgelaufen, hier Richard saß noch bei Muttern auf der Schürze. Na, und haben wir hier was von Arras gemerkt, etwa du? Haben gehabt Inflation, Papierscheine, Millionen, Billionen, kein Fleisch, keine Butter, schlimmer als vorher, das haben wir alles gemerkt, du auch, Orge, und wo ist Arras gewesen, kannst du ausrechnen an deinen eigenen Fingern. Nichts war da, wo denn? Sind bloß rumgelaufen und haben den Bauern Kartoffeln geklaut.«
    Revolution? Schraub den Fahnenschaft auseinander, verstau das Fahnentuch im Wachstuchumschlag und stell das Ding in den Kleiderkasten. Laß dir von Muttern die Hausschuhe bringen und binde den feuerroten Schlips ab. Ihr macht die Revolution immer mit der Schnauze, eure Republik – ein Betriebsunfall!
    Dreske denkt: Das wird ein gefährlicher Bruder. Richard Werner, dieser junge Dussel, sperrt schon wieder den Schnabel auf: »Da hast dus wohl lieber und möchtest das wohl lieber, Franz, wir machen nen neuen Krieg, das möchtet ihr wohl schieben, auf unserm Buckel. Lustig wolln wir Frankreich schlagen. Da reißte dir aber n großes Loch in die Hose.« Franz denkt: Ein Affe das, ein Mulatte, Paradies der Neger, der kennt Krieg nur ausm Film, eins auf den Kopf und runterklappen.
    Der Wirt trocknet sich die Hände an seiner blauen Schürze. Ein grüner Prospekt liegt vor den sauberen Gläsern, der Wirt schnauft tief, während er liest: Handverlesener Kehrwieder-Röstkaffee ist unerreicht! Leutekaffee (Fehlbohnen und Röstkaffee). Reiner ungemahlener Bohnenkaffee 2,29, Santos garantiert rein, prima Santos Haushaltmischung kräftig und sparsam im Gebrauch, Van Campinas Kraftmelange rein im Geschmack, Mexiko-Melange exquisit, ein preiswerter Plantagenkaffee 3,75, Bahnversand mindestens 36 Pfund diverse Ware. Eine Biene, eine Wespe, ein Brummer kreist oben an der Decke neben dem Ofenrohr, ein vollkommenes Naturwunder im Winter. Seine Stammesgenossen, Art-, Gesinnungs- und Gattungsgenossen sind tot, schon tot oder noch nicht geboren; das ist die Eiszeit, die der einsame Brummer durchhält, und weiß nicht, wie es gekommen ist und warum grade er. Der Sonnenschein aber, der lautlos die vorderen Tische und den Fußboden belegt, in zwei lichte Massen geteilt von dem Schild: »Löwenbräu Patzenhofer«, der ist uralt, und eigentlich wirkt alles vergänglich und bedeutungslos, wenn man ihn sieht. Er kommt über x Meilen her, am Stern y ist er vorbeigeschossen, die Sonne scheint seit Jahrmillionen, lange vor Nebukadnezar, vor Adam und Eva, vor dem Ichthyosaurus, und jetzt scheint sie in das kleine Bierlokal durch das Fensterglas, wird von einem Blechschild: »Löwenbräu Patzenhofer«, in zwei Massen geteilt, legt sich über die Tische und auf den Boden, rückt unmerklich vor. Er legt sich auf sie, und sie wissen es. Er ist beschwingt, leicht, überleicht, lichtleicht, vom Himmel hoch da komm ich her.
    Zwei große ausgewachsene Tiere in Tüchern, zwei Menschen, Männer, Franz

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