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Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Titel: Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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veranlaßt, eine Nachforschung stattgefunden haben. Mir ist von keiner Seite über die Entwendung meiner Sachen nach meiner Verhaftung irgend etwas mitgeteilt worden, bis ich es bei jenem Termin erfuhr. Ich bitte die Staatsanwaltschaft, mir über das Ergebnis der Ermittlung Mitteilung zu machen oder mir eine Abschrift des bei den Akten befindlichen Berichts zu senden, daß ich eventuell eine Schadenersatzklage führen werde, wenn seitens meiner Wirtin Fahrlässigkeit vorliegt.«
    Und was Frau Minna anlangt, die Schwester der Ida, so geht es ihr gut, danke schön, Sie sind sehr liebenswürdig. Es ist jetzt 20 Minuten nach 11, sie kommt grade aus der Markthalle, Ackerstraße, einem gelben städtischen Gebäude, das auch einen Ausgang nach der Invalidenstraße hat. Sie wählt aber den Ausgang Ackerstraße, weil er für sie näher ist. Blumenkohl und Schweinskopf, dazu etwas Sellerie hat sie eingeholt. Vor der Halle kauft sie noch vom Wagen einen großen fetten Flunder und eine Tüte Kamillentee; man kann nie wissen, den kann man immer brauchen.

DRITTES BUCH
Hier erlebt Franz Biberkopf, der anständige, gutwillige, den ersten Schlag. Er wird betrogen. Der Schlag sitzt. –
Biberkopf hat geschworen, er will anständig sein, und ihr habt gesehen, wie er wochenlang anständig ist, aber das war gewissermaßen nur eine Gnadenfrist. Das Leben findet das auf die Dauer zu fein und stellt ihm hinterlistig ein Bein. Ihm aber, dem Franz Biberkopf, scheint das vom Leben nicht besonders schick, und er hat eine geraume Zeit lang solch gemeines, hundsföttisches, aller guten Absicht widersprechendes Dasein dick.
Warum das Leben so verfährt, begreift er nicht. Er muß noch einen langen Weg gehen, bis er es sieht.

Gestern noch auf stolzen Rossen
    Da Weihnachten dran ist, wechselt Franz, vertreibt allerhand Gelegenheitsware, legt sich für einige Stunden vormittags oder nachmittags auf Schnürsenkel, erst allein, dann mit Otto Lüders. Der ist zwei Jahr arbeitslos, seine Frau wäscht. Lina, die Dicke, hat ihn angebracht, er ist der Dicken ihr Onkel. Im Sommer war er ein paar Wochen Rüdersdorfer Pfefferminzmann mit Puschel und Uniform. Franz und er laufen zu zweit die Straßen ab, gehen in die Häuser, klingeln, treffen sich nachher.
    Einmal kommt Franz Biberkopf in die Kneipe. Die Dicke ist auch da. Er ist besonders wonniger Laune. Die Stullen der Dikken schlingt er herunter, er bestellt noch im Kauen Schweinsohren mit Erbsen für alle drei nach. Die Dicke knutscht er so, daß sie nach den Schweinsohren glührot ablatscht. »Ist man gut, daß die abzieht, die Dicke, Otto.« »Hat ja ihre Bleibe. Latscht immer hinter dir her.«
    Franz legt sich über den Tisch, sieht Lüders von unten an: »Was denkst du, Otto, was los ist?« »Was denn?« »Na, schieß man los.« »Nanu, was denn.«
    Zwei Helle, eine Zitrone. Ein neuer Gast schnaubt mitten im Lokal, wischt sich mit dem Handrücken die Nase, hustet: »Tasse Kaffee.« »Mit Zucker?« Die Wirtin spült Gläser. »Nee, aber rasch.«
    Ein Junger mit einer braunen Sportmütze geht suchend durch das Lokal, wärmt sich am Kanonenofen, sucht an Franzens Tisch, dann nebenan: »Haben Sie einen gesehen mit schwarzem Mantel, brauner Kragen, Pelzkragen?« »Ist öfter hier?« »Ja.« Der Ältere am Tisch dreht den Kopf zu dem Blassen neben sich: »Brauner Pelz?« Der mürrisch: »Kommen oft welche hier mit einem braunen Pelz.« Der Grauhaarige: »Von wo kommen Sie denn? Wer schickt Sie?« »Das ist doch egal. Wenn Sie ihn nicht gesehen haben.« »Gibt viele hier mit nem braunen Pelz. Muß man doch wissen, wer Sie schickt.« »Hab ich doch nicht nötig, Ihnen meine Geschäfte zu erzählen.« Der Blasse regt sich auf: »Wenn Sie ihn fragen, ob einer hier gewesen ist, kann er Sie doch auch fragen, wer Sie herschickt.«
    Der Gast steht schon am nächsten Tisch: »Wenn ich ihn frage, geht es ihn gar nicht an, wer ich bin.« »Na, wenn Sie ihn fragen, kann er Sie auch wieder fragen. Dann brauchen Sie ihn ja nicht zu fragen.« »Brauch ich ihm doch nicht zu sagen, was ich für Geschäfte habe.« »Dann braucht er Ihnen auch nicht zu sagen, ob einer hier war.«
    Der Gast geht zur Tür, dreht sich um: »Wenn Sie so schlau sind, dann bleiben Sie man so schlau.« Dreht sich um, reißt die Tür auf, ist weg.
    Die beiden am Tisch: »Kennst du den? Ich kenn ihn nämlich nicht.« »Der ist nie hier. Wer weiß, was der will.« »Ist ein Bayer gewesen.« »Der, ein Rheinländer. Aus dem Rheinland.«
    Franz grinst

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