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Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Titel: Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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mal die Cilly fragen.«

Franz denkt über den Mädchenhandel nach und
will plötzlich nicht mehr, er will was andres
    »Cilly, uffn Schoß setzen jetzt nich. Und hau mir man nich gleich. Bist mein Pusselken. Nu rat mal, mit wem daß ich zusammenwar.« »Will ich gar nicht wissen.« »Schnuteken, Killikilliken, also mit wem? Mit – Reinhold.« Da wird die Kleine tückisch, warum bloß: »Reinhold, so, was hat er denn erzählt?« »Na, eben viel.« »So. Und das läßt du dir alles erzählen und glaubste ooch, wat?« »Nich doch, Cillyken.« »Na, denn geh ich schon. Erst wart ich auf dir drei geschlagene Stunden, und dann willst du Quatsch machen und mir erzählen.« »Nee doch. Menschenskind (die hatn Vogel), du sollst mir wat erzählen. Er doch nich.« »Wat ist los? Nu versteh ich gar nichts.« Und dann ging es los. Cilly, die kleine schwarze Person, kam in Rasche und konnte manchmal nicht weiter erzählen, so gab sie Dampf und knutschte sie der Franz ab beim Erzählen, weil sie so hübsch aussah dabei, son glänzendes kirschrotes Vögelchen, und fing noch jetzt an zu weinen, wie ihr alles einfiel. »Also der Mann, der Reinhold, der ist dir kein Liebhaber und kein Lude, der ist überhaupt kein Mann, bloß ein Strolch. Der geht rum wie ein Spatz auf der Straße, macht pick pick und schnappt die Mädels. Von dem können dir Dutzende ein Lied singen. Du denkst doch nich, ich bin seine erste gewesen oder die achte? Vielleicht die hundertste. Wenn du ihn fragst, er weeß alleene nich, wieviel er schon gehabt hat. Aber wie gehabt. Also, Franz, wenn du den Verbrecher verpfeifst, da kriegste von mir, nee, ich hab nichts, aber da könntste aufs Präsidium gehen und dir ne Belohnung holen. Dem siehste nichts an, wenn er so sitzt und grübelt und sein Zichorien trinkt, immer Lorke und Lorke. Und dann beißt er bei einem Mädel an.« »Hat er allens erzählt.« »Da denkste erst, wat will der Junge, der soll mal in die Palme gehen und lieber auspennen. Da kommt dir der wieder, ein kesser Junge, ein feiner Pinkel, ich sag dir, Franz, du faßt dir an die Stirn, was ist denn mit dem passiert, hat der sich steinachen lassen von gestern? Also und fängt an zu reden und kann tanzen...« »Was, tanzen, Reinhold?« »Nee etwa nich. Wo hakn denn kennengelernt? Aufm Tanzboden, Chausseestraße.« »Kann der ne Kugel schieben.« »Der holt dir raus, Franz, wo du bist. Und wenns ne Verheiratete ist, er läßt nicht locker, er kriegt sie.« »Feiner Pinkel.« Franz lachte und lachte. Schwör mir keine Treue, leist mir keinen Eid, denn es reizt das Neue jeden mit der Zeit. Heiße Herzen geben niemals Ruh, suchen frischen Antrieb immerzu. Schwör mir keine Treue, weil ich mich zerstreue – gerade so wie du.
    »Da lachste noch, Mensch. Biste ooch so eener?« »Aber nee, Cillyken, der Kerl ist bloß zu komisch, und mir jault er wieder vor, daß er von die Weiber nicht lassen kann.« Nicht lassen, nicht lassen, ich kann von dir nicht lassen. Franz zog sich die Jacke aus. »Jetzt hat er die Trude, die blonde, und vielleicht, was meinst du, soll ich sie ihm abnehmen?« Kreischt das Weib! Kann das Weib kreischen! Kreischt die Cilly wie son wilder Tiger. Reißt Franzen die Jacke weg, schmeißt sie auf die Erde, die hab ich doch nich auf Abbruch gekauft, nächstens reißt sie die noch kaputt, das kriegt sie fertig. »Mensch, Franz, dir haben sie wohl mit Schokolade begossen. Wat ist los, mit de Trude los, sag das noch mal.« Die kreischt wie ein wildgewordener Tiger. Wenn sie noch lange so schreit, holen die die Schupo und denken, ich dreh ihr den Gas ab. Kalt Blut, Franz. »Cilly, bloß nich mit Kleidungsstücke schmeißen. Det sind Wertobjekte und heutzutage nich leicht zu beschaffen. So, gib mal her. Gebissen hab ich dir ja noch nicht.« »Nee, du bist aber reichlich ein bißchen naiv, Franz.« »Schön, soll ick naiv sein. Wenn er aber mein Freund ist, der Reinhold, und ist in Schwulitäten und latscht sogar nach der Dresdener Straße nach der Heilsarmee und will beten, stell dir vor, da muß man ihm doch beipflichten, wenn ich sein Freund bin. Soll ich ihm die Trude nicht abnehmen?« »Und ich?« Mit dir, mit dir da möcht ich angeln gehn. »Na, da müssen wir eben drüber reden, das können wir ja mal begießen, wie wir das machen wollen. Wo sind eigentlich die Stiebel, die hohen? Kuck sie dir mal an.« »Laß mir doch zufrieden, Mensch.« »Ich will dir ja bloß die Stiefel zeigen, Cilly. Die habe ich nämlich, ja die hab ich auch von ihm.

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