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Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Titel: Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Du – weißt doch, du hast mir ein Pelzkragen gebracht damals. Na ja. Und vorher hat mir eine von ihm die Stiefel gebracht.« Ruhig sagen, warum nicht, nicht hinterm Zaun halten, mit Offenheit wird alles besser.
    Die setzt sich auf den Schemel, sieht ihn an. Dann weint sie los, sagt gar nichts. »So ist die Sache. Der Mann ist so. Ich hab ihm geholfen. Ist mein Freund. Und da will ich dir nichts vormachen.« Wie die rüberkucken kann. So eine Wut: »Solch hundsgemeines Aas, solch hundsgemeiner Kerl bist du. Weißt du, wenn der Reinhold schon ein Lump ist, dann bist du ja schlimmer als – schlimmer als der schlimmste Lude.« »Nee, das bin ich nich.« »Wenn ich ein Mann wäre...« »Na, ist man gut, daß du kein Mann bist. Aber du brauchst dir ja nicht künstlich aufzuregen, Cillyken. Wat war, hab ich gesagt. Ich habe mir schon inzwischen, wenn ich dir ansehe, alles überlegt. Ich nehme ihm die Trude nicht ab, du bleibst hier.« Franz steht auf, nimmt die Stiefel, schmeißt sie auf das Spind. Die Sache geht nicht, ich mache nicht mit, der ruiniert Menschen, das mach ich nicht mit. Es muß was geschehen. »Cilly, heute bleibste hier, morgen früh, wenn Reinhold weg ist, gehste zu seine Trude und redst mit ihr. Ich werde ihr beistehen, sie kann sich auf mir verlassen. Sag ihr mal, warte, sie soll raufkommen, hier, wir reden mit ihr zusammen.«
    Und wie mittags die blonde Trude bei Franz und der Cilly sitzt, ist sie schon sehr blaß und sieht traurig aus, und Cilly sagt ihr auf den Kopf zu, Reinhold ärgert sie und kümmert sich nicht um sie. Stimmt alles. Wie die Trude losweint, aber gar nicht weiß, was die von ihr wollen, erklärt ihr Franz: »Der Mann ist keen Lump. Er ist mein Freund, ich lasse nichts auf ihn kommen. Aber es ist eine Tierquälerei, was er macht. Es ist eine Schinderei.« Sie soll sich nicht von ihm weggraulen lassen, und er, Franz, wird außerdem... na, wir werden ja sehen.
    Am Abend holt Reinhold Franzen von seinem Stand ab, es ist lausig kalt, Franz läßt sich zu einem heißen Grog einladen, die Vorrede von Reinhold läßt er ruhig über sich ergehen, dann schießt Reinhold sofort auf die Sache mit die Trude los, und die sei ihm über, und er muß sie heute schon abstoßen.
    »Reinhold, du hast wohl schon wieder eine andere?« Der hat auch eine und sagts. Da sagt Franz, er stößt die Cilly nich ab, die hat sich schön bei ihm eingelebt und ist ein anständiges Stück Weib, und er, Reinhold, soll mal auch ein bißchen bremsen, wie sich das gehört für ein anständigen Menschen, das kann doch einfach nicht so weitergehen. Reinhold versteht nicht, will wissen, ob es wegen dem Kragen, dem Pelzkragen ist. Die Trude würde ihm, na was, vielleicht eine Uhr bringen, eine silberne Taschenuhr, oder ne Pelzmütze mit Ohrklappen, die könnte Franz doch sehr brauchen. Nee, nich zu machen, bloß Schluß mit det Gesülze. Koof ich mir allens alleene. Da möchte Franz doch mal freundschaftlich als Freund zum Freund mit Reinhold reden. Und sagt dann, was er sich überlegt hätte, heut und gestern. Reinhold soll man jetzt die Trude behalten, und wenn sich die Balken biegen. Er soll sich gewöhnen, dann geht et schon. Ein Mensch ist ein Mensch, und ein Weibsstück auch, sonst kann er sich ja eine Hure kaufen für drei Märker, die ist zufrieden, wenn sie gleich weitertraben kann. Aber ein Weibsbild erst einwickeln mit Liebe und Gefühl und dann loofen lassen eine nach der andern, nee.
    Reinhold hört sich das auf seine Art an. Er trinkt seinen Kaffee langsam und döst vor sich. Er sagt ruhig, wenn Franz die Trude ihm nicht abnehmen will, dann eben nicht. Ist schon vorher ohne ihn gegangen. Dann haut er ab, hat keene Zeit.

    In der Nacht wacht Franz auf und schläft bis zum Morgen nicht ein. Es ist eisekalt im Bau. Cilly schläft und schnarcht neben ihm. Warum schlaf ich nicht ein? Jetzt fahren die Gemüsewagen nach der Markthalle. Ich möcht kein Pferd sein, in der Nacht laufen bei die Kälte. Im Stall ja, da ist warm. Schlafen kann son Weib. Die kann schlafen. Ich nicht. Hab mir die Zehen erfroren, das juckt, und es kitzelt. Da ist ein Ding in ihm, ist es das Herz, die Lunge, die Atmung, das innere Gefühl, das ist da und wird gedrückt, gestoßen, von wem denn? Es weiß nicht, das Ding, von wem. Es kann nur sagen, es ist schlaflos.
    Sitzt ein Vogel auf seinem Baum, eben im Schlaf ist eine Schlange an ihm vorbeigeglitten, vom Rascheln ist der Vogel erwacht, und nun sitzt der Vogel mit gesträubten Federn, er

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