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Berlin blutrot

Berlin blutrot

Titel: Berlin blutrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: u.a. Sebastian Fitzek
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er aus dem Fenster. Also, Mallorca. Einen Augenblick glaubte er, das Rauschen des Meeres zu hören. Nach seinen Recherchen ist der August der wärmste Monat des Jahres. Zwölf Stunden Sonnenschein. Temperaturen bis vierzig Grad. Schlimmer noch, Claudia hatte sich schon einen Tagesplan der Animateure schicken lassen und Aquagymnastik, Algenpartnermassagen sowie Karaoke beliebter deutscher Schlager mit einem roten Marker angestrichen.
    Seufzend schaute er auf die Uhr. 2:49 Uhr.
    Die Straßen waren leer. Die Stadt schlief. Zwei Lichtkegel näherten sich langsam. Noch jemand, der nicht schlafen kann, ging es ihm durch den Kopf. Das Auto hielt vor der Tür und trug ein Nürnberger Kennzeichen. Der Mann, der aus dem Wagen stieg, war Arne Müller. Offensichtlich hatte er es noch nicht umgemeldet. Er schaute sich aufmerksam um. Er war allein auf der Straße. Ungewöhnlich, dass er so spät nach Hause kam. In dem Moment, als er den Blick hob und genau jenes Fenster fixierte, hinter dem Senfleben seine Gedanken zu sortieren versuchte, war sich der Kriminalhauptkommissar sicher, dass er sich auf seinen Instinkt verlassen konnte.
    Obwohl es unmöglich war, dass sein Nachbar ihn entdeckt hatte, trat er unwillkürlich einen Schritt zurück und hielt die Luft an. Müller nahm vom Beifahrersitz eine Reisetasche und drückte die Autotür vorsichtig ins Schloss, bevor er leise die Treppen hinaufstieg. Senfleben hatte ihn zwar tagsüber verfolgt, aber was Arne Müller nachts tat, war seiner Aufmerksamkeit entgangen. Auch hätte er ihn unmöglich vierundzwanzig Stunden am Tag observieren können, ohne dass es jemand im Präsidium aufgefallen wäre.
    Wenn es eine Chance gab, den Nachbarn eines Verbrechens zu überführen und damit die Reise nach Mallorca zu verhindern, dann musste er herausfinden, was sich in der Reisetasche befand.
    In der nächsten Nacht, drei Tage vor dem Abflugtermin, bot sich die Gelegenheit. Müller fuhr nur mit dem Auto weg und es würde eine Weile dauern, bis er wiederkam.
    Das Schloss der Wohnungstür zu öffnen, war für Senfleben kein Problem. Vorsichtshalber zog er ein paar Handschuhe über, wie er sie bei jeder Tatortbegehung verwendete. Das passende Werkzeug, gepaart mit den Erfahrungen aus einer Qualifizierung, die sich auch praktisch mit Einbruchsmethoden beschäftigt hatte, öffnete er die Wohnungstür problemlos. Alle Sinne von Kriminalhauptkommissar Senfleben waren angespannt. Es war ruhig. Vorsichtig tastete er nach seiner Taschenlampe.
    Viele Möglichkeiten die Reisetasche zu verstecken gab es nicht in der kleinen Wohnung. Er würde systematisch vorgehen. Penibel untersuchte er jeden einzelnen Schrank im Flur, dann die Kammer und schließlich das Schlafzimmer. In einer alten Truhe, die ihm beim Einzug gar nicht aufgefallen war, entdeckte er, was er gesucht hatte. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Das kleine Nummernschloss der Reisetasche war kein Problem. Ein einfacher Schraubenzieher genügte. Eine Sache von Sekunden. Vorsichtig öffnete er den Reißverschluss. Er wusste nicht, was er erwartet hatte, aber das Erste was ihm die Hand fiel, waren mehrere Plastikplanen und eine Rolle Klebeband. Darunter fand er eine Pistole mit einem Schalldämpfer, der offensichtlich selbst gefertigt war. Genau konnte er das Modell nicht bestimmen. Aber wenn er sich nicht täuschte, war es ein SIG der P200 Serie. Senfleben war sich sicher, die dazugehörige Leiche findet sich auch noch.
    Dass Müller so leicht zu überführen war, hatte er nicht erwartet. Sein Instinkt lag wieder einmal richtig. Morgen würde er seinen Chef über einen anonymen Brief informieren, der ihm zugespielt worden war:
    Arne Müller hat seine Frau ermordet und ihre Leiche verschwinden lassen.
    Ein Freund der Familie.
     
    Der Fall fiel in sein Aufgabengebiet und die Durchsuchung der Wohnung war die logische Konsequenz. Kriminalhauptkommissar Günther Senfleben fand sich grandios. Er hatte es geschafft. Das kleine Zauberwort hieß „unabkömmlich“. In dieser Situation blieb Claudia nichts anderes übrig, als mit ihrer Mutter in den Urlaub zu fahren. Sie wird das verstehen.
    Wie immer.
    Plötzlich hörte er ein Scharren, als etwas über den Boden geschoben wurde. Langsam, fast quälend näherte sich jemand.
    Nur ein aufgeregtes Atmen war zu hören.
    Er war nicht allein. Wahrscheinlich hatte er überhört, dass Müller zurückgekehrt war. Einen Augenblick überlegte er, ob er sich als Polizist zu erkennen geben sollte, entschied sich

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