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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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komplizierter, als du denkst, und die ganze Aktion hat auch nicht viel genutzt. Es bilden sich andauernd neue Gruppierungen und Lager. Wie dem auch sei. Diejenigen, die hier ihr Unwesen treiben, schaden dem Ansehen meines Volkes.“
    Dem hatte Quinn nichts entgegenzuhalten.
    „Und wir wollen sie auch nicht zurückhaben“, bekräftigte der Captain.
    Da war es, das verräterische Wir. Der Captain war immer noch Soldat. Für welche Abteilung er auch kämpfen mochte. Es war Quinn auch egal. Der eine schlug sich als persönlicher Assistent und Leibwächter durch, der andere nahm ein neues Kommando an, offiziell oder inoffiziell. Auch die CIA hatte ihre Putzkolonnen. Wenn der Captain Überzeugungen hatte, war das sein Bier. Für Quinn beruhten die meisten Überzeugungen auf einem Irrtum, und deswegen leistete er sich auch keine. Möglicherweise hatte der Captain sogar bei dieser Zweiten Welle mitgemischt, sich die Finger schmutzig gemacht und war inzwischen geläutert – oder erpressbar. Die Herrscher in Hanoi stellten sich den neuen Staatskapitalismus und die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit den Industriestaaten sicher etwas anders vor als die Mafia. Vielleicht war der Tunnelhauptmann sogar sauber und von edlen Motiven durchdrungen, ein wirklicher Robin McLenin. Wen juckte das? Admiral Yod handelte auch nicht gerade mit Süßigkeiten und Kinderspielzeug.
    „Was tun wir also?“ Quinn wischte sich den Mund mit der Serviette ab und legte seine Stäbchen weg.
    „Abwarten.“
    „Mein Gott, fällt euch Asiaten nicht mal was anderes ein? Die Zeit drängt!“
    „Sie arbeitet sowieso für dich. Wenn man es genau nimmt, wollte ich erst am einunddreißigsten Januar angreifen ...“
    Quinn grinste. „Eine neue Tet-Offensive?“ Er trank einen Schluck.
    „Wenn ich mir meinen kleinen Haufen angucke, wäre das etwas übertrieben. Aber ein historisches Datum motiviert sicher zusätzlich. Leider wird es dazu nicht kommen.“
    „Und warum?“
    „Der Feind hat Lunte gerochen. Irgendetwas hat ihn beunruhigt. Er hat zusätzliche Patrouillen ausgeschickt und scheint mobil zu machen. Er schlägt aufs Gras, um die Schlange aufzuschrecken. Also muss ich meine Aktion vorziehen. Ich kann es mir nicht leisten, in nutzlosen Scharmützeln weitere Männer zu verlieren. Mir bleibt nichts anderes übrig, als meine Kräfte noch einmal zu konzentrieren und es zu einem erfolgreichen Ende zu bringen. Du brauchst also nicht zur Eile zu mahnen. Wenn dein Freund noch lebt, befreien wir ihn.“
    „Da möchte ich aber dabei sein.“
    Der Captain lächelte kühl. „Dazu musst du bei uns anheuern.“ „Ich soll mich deiner Truppe als Söldner anschließen?“ „Sagen wir, als internationaler Legionär. Blauhelme habe ich keine. Wenn du schon zum Mitwisser wirst, muss ich dich in die Disziplin der Truppe einbinden. Ich kann dir da unten unter dem Druck der Dinge nicht viel verheimlichen. Nur als Mitstreiter kann ich dir absolute Loyalität abverlangen. Es ist die einzige Lösung, die ich sehe. Außerdem kann ich bei unseren jüngsten Verlusten jeden guten Soldaten als Verstärkung brauchen.“ Das Lächeln wurde herzlicher. „Nur den Sold musst du mir stunden.“
    Quinn schüttelte kurz und heftig den Kopf, um seine Gedanken zu ordnen. „Okay, okay, ich bin doch auch für die Versöhnung zwischen Amerikanern und Vietnamesen, und deshalb sollen sie die Tunnel von Cu Chi meinetwegen ruhig zum Vergnügungspark machen, aber dass ich mal auf der Seite des Vietcong gegen Südvietnamesen kämpfen soll – wer hätte das gedacht?“
    Der Captain bestand nicht auf Zustimmung. Er zahlte die Rechnung in bar und gab großzügig Trinkgeld.
    Quinn wehrte sich nicht gegen die Einladung. „Ich rechne es auf meinen Sold an!“, tat er stattdessen kund und betrachtete sich damit als frisch rekrutiert.

79
    So hatte Gustav Torn sich die Verhandlungen mit den Vietnamesen nicht vorgestellt.
    Zunächst war er erfreut und auch etwas erleichtert gewesen, als ihm der Oberste Befehlshaber mitteilte, Großvater stünde nun endlich für ernsthafte Gespräche zur Verfügung. Dass sich der OB gleichzeitig mit wichtigeren Dingen entschuldigte, dämpfte Torns Stimmung zwar ein wenig, aber Großväterchen war nun einmal der wichtigere Verhandlungspartner, wenn es um Märkte und Finanzen ging. Angeblich musste sich der OB um die Ausarbeitung eines Angriffsplans zur Eroberung des Schlachtensees kümmern. Was zum Teufel das auch bedeuten mochte. In den letzten Tagen waren Torn

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