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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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Englisch des Vietnamesen war schon damals akzeptabel gewesen. Es war immer noch akzentbeladen, aber sehr viel flüssiger, als habe der Captain nicht nur eine fremdsprachliche Schulung durchgemacht, sondern auch ein paar Kurse in Rhetorik absolviert.
    „Falls es dir entgangen sein sollte – zu deinem Holiday Inn gehört ein China-Restaurant mit dem klangvollen Namen ‚Hong Kong Garden‘. Das klingt doch nach einem neutralen Verhandlungsort – und wir müssen nur den Lift nehmen.“
    Quinn zog seine Jacke über und ließ dem Captain den Vortritt, der schwieg, bis ihnen nur wenige Minuten später der Kellner die Speisekarten reichte.
    „Was das Essen angeht, verlasse ich mich ganz auf deinen Geschmack.“ Quinn legte die Karte gleich wieder beiseite. „Ich nehme ein Bier.“
    Der Captain lachte. „So viel Vertrauen ...“ Er studierte die Karte und fragte beiläufig: „Hast du mitgekriegt, was sie aus unserem schönen Tunnelsystem gemacht haben?“
    „Einen Abenteuerspielplatz für Touristen. Für drei Dollar Eintritt. Wie ich gelesen habe, wurde das Labyrinth verschönert und die Röhren für Normalsterbliche erweitert, damit sie nicht drin stecken bleiben. Man hat sogar elektrisches Licht verlegt. Und wenn die Touristen wieder draußen sind, können sie auf einem Schießstand unter Anleitung eines Volkssoldaten mit einem AK-47 rumballern.“
    „Für einen Dollar pro Schuss!“
    „Man glaubt es nicht.“
    „Sie halten auch ein paar M16 bereit, für ehemalige GI’s, aber bei den normalen Touristen ist die Kalaschnikow beliebter.“
    „Wenigstens haben sie nur einen kleinen Teil des ganzen Systems zum Disneyland gemacht.“
    „Viel mehr habt ihr damals auch nicht kennen gelernt.“ „Gib nicht so an.“
    „Der Großteil unserer Anlagen liegt jedenfalls seit mehr als fünfundzwanzig Jahren im Dunkeln. Daran ändert auch der Wille der Regierung, ein bisschen schnelles Geld zu machen, nichts.“ Der Captain gab die Bestellung für das Essen in Auftrag und begnügte sich mit einem Mineralwasser als Getränk.
    „Und kein einziger Meter wird unter Wasser stehen“, zollte Quinn Anerkennung für die Leistung des Vietcong.
    „Das ist keine große Kunst bei einem Grundwasserspiegel, der bei fünfzehn Meter liegt. Hier in Berlin träumen sie von solchen Bedingungen. Wir hatten mehrere Stockwerke untereinander.“
    „Dafür kann man hier aufrecht im Tunnel laufen.“ „Wenn auch nicht in allen.“
    Die Getränke kamen. Sie schenkten sich ein und tranken. „Also, worum geht es, Bobby?“
    „Um einen guten Freund.“
    „Ein akzeptabler Grund. Und was hat das mit mir zu tun?“ Quinn erzählte es ihm.
    Der Captain hörte aufmerksam zu, bis sie mitten im Essen waren. Dann sagte er: „Wir haben ihn nicht.“
    „Wer dann?“
    Der Captain legte die Stäbchen beiseite und gab sich wortkarg.
    Quinn beschäftigte sich mit seinem Bier.
    „Du kommst zu einem schlechten Zeitpunkt, mein Freund“,
    sagte der Captain schließlich und seufzte. „Aber ich will dir helfen, so gut ich kann.“
    Quinn war erleichtert.
    „Ich habe nur noch ein Dutzend Männer. Und wir stehen einem übermächtigen Feind gegenüber. Einem Feind, dem auch dein Freund in die Fänge geraten ist. Es gibt keine andere Möglichkeit. Der Deutsche, den dein Freund sucht, ist bereits vor einiger Zeit zum Feind übergelaufen. Hoffen wir, dass sie beide noch leben.“
    Wenn er Romy Asbach richtig verstanden hatte, stand dieser Feind für Saigon, Südvietnam, die Dritte Welle. Trotzdem fragte Quinn: „Und wer ist der Feind?“
    Der Captain brachte es in wenigen Worten auf den Punkt. Die Darstellung unterschied sich im Kern nicht von dem, was Quinn bereits gehört hatte. Fehlte nur noch die Rolle des Captains im ganzen Spiel.
    „Ich führe eine Säuberungsaktion durch.“
    „Aus persönlichen Gründen oder im Auftrag deiner Regierung?“
    Der Captain hüllte sich in Schweigen.
    „Hanoi hat doch vor ein paar Jahren mal halbherzig Hausputz in Sachen organisiertes Verbrechen gemacht. Wenn ich mich recht erinnere, wurden dabei auch einige Offiziere öffentlich exekutiert. Hat mich damals an die Show erinnert, die Castro auf Kuba mit den Ochoa-Brüdern inszeniert hat. Alles auf den internationalen Effekt bedacht. Euer Staatspräsident Tran-so-und-so ...“
    „Tran Duc Luong.“
    „Richtig. Er hatte sogar zuvor erbarmungslos Gnadengesuche abgelehnt. War nicht ein vormaliger Polizeioffizier Kopf der Bande?“
    „Die Zusammenhänge sind etwas

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