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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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    „Ich weiß nicht, was wir noch in unserem tollen Lageraum verloren haben, wenn sich unser eigens eingeflogener Tunnel-Feldherr verpisst hat.“
    Darauf wusste Rojana keine passende Antwort.
    „Dieser Fidschi, zu dem er desertiert ist, scheint jedenfalls was gegen Frauen in der Truppe zu haben.“
    „Das stimmt nun wirklich nicht, Romy. Ganz im Gegenteil: Ohne die Frauen in seinen Reihen wäre der Vietcong aufgeschmissen gewesen. Charlie wusste, was er an ihnen hatte. Die Mädchen waren nicht nur als Krankenschwestern im Einsatz.“
    „Scheint aber hier bei uns im Westen alles nicht mehr für ihn zu gelten.“
    Was sollte er darauf sagen?
    Romy musterte Heli, als wolle sie ihr ein Ultimatum stellen. „Also, ich hole mir jetzt Torn!“
    „Und wo bitte?“
    „Ich mache da weiter, wo wir vor deiner so überaus erfolgreichen Notrufaktion schon mal waren.“
    „Okay, dann machen wir halt auf eigene Faust weiter.“ Helis Worte hatten einen müden Klang.
    Jetzt musste er dranbleiben. Rojana packte sein charmantestes Latinogrinsen aus. „Also, was mich persönlich betrifft, so habe ich nicht die geringsten Berührungsängste, was Damen in der Truppe angeht!“

81
    Quinn trug den gleichen Overall aus schwarzem Nylon, den auch der Captain übergestreift hatte. Es schien die Wintervariante der legendären Pyjama-Uniform des Vietcong zu sein. Gut ein halbes Dutzend der Schutzanzüge war in einem Metallspind deponiert, der in einem Kellerraum stand, den der Captain in einer geeigneten Altbauwohnung zur „gewerblichen Nutzung“ angemietet hatte. Von dort aus waren sie ins System eingestiegen.
    Nach Auskunft des Captain gab es neun derartige Zugänge an strategisch wichtigen Punkten im ganzen Stadtgebiet. Die Mehrzahl war in mühsamer Handarbeit selbst gefertigt worden. Nur einer befand sich in einem verwahrlosten Baucontainer, der direkt über einem vergessenen Notausstieg stand. Der Captain und seine Männer legten besonderen Wert auf eigene Zugänge – ganz im Gegensatz zum Bund der Mildtätigen, der öffentliche nutzte, die zwar meist abgelegen und auf den ersten Blick unzugänglich erschienen, jedoch mit einem größeren Risiko offizieller Kontakte behaftet waren. „Und wo wir gerade beim Thema offizielle Kontakte sind“, hatte der Captain an dieser Stelle mit sichtlichem Amüsement eingeflochten, „weißt du, wie die deutschen Behörden zu einem Container sagen? Sie nennen es: Temporäres Ergänzungsgebäude!“
    Das erste Teilstück, das sie inzwischen hinter sich gebracht hatten, war in bewährter Cu-Chi-Manier gearbeitet und rief Erinnerungen in Quinn wach. Allerdings gab es keine Minenfallen, wie der Captain versicherte, und auch mit den heimtückischen Punji-Gruben, in denen man von angespitzten Bambuspflöcken aufgespießt wurde, war nicht zu rechnen. Nach engen zweihundert Metern war der Anschluss an die unterstädtische Infrastruktur hergestellt, und sie hatten wieder genug Platz, um sich aufrecht zu bewegen.
    Eine halbe Stunde später stießen sie auf eine weitläufige Halle, deren Decke von pompösen Granitsäulen getragen wurde. Trotz des großzügigen Raumangebots bewegte sich der Captain äußerst vorsichtig, denn auch das kleinste Geräusch rief ein starkes Echo hervor, wie Quinn nach einem unbedachten Fehltritt feststellte. Staunend betrachtete er im Licht der Stablampen die bizarre Mischung aus edler Innenarchitektur und vergammelten Industrieanlagen, die der brachliegende Bau bot. Verrostete Stahlträgergerippe warfen wild gezackte Schatten an die mit Marmor verkleideten Wände.
    „Das ist ein U-Bahnhof aus dem Ersten Weltkrieg, der nie fertig gestellt wurde.“ Der Captain sprach mit gedämpfter Stimme. „Die städtische Elektrizitätsgesellschaft hat die Anlage vor nicht allzulanger Zeit noch als Umspannwerk genutzt.“ Er richtete den Strahl seiner Lampe auf ein Kopfende der Halle. „Auf dieser Seite endet der Tunnel schon nach wenigen Metern.“ Er zeigte mit dem Lichtkegel in die Gegenrichtung. „Und da vorne wurde im Zweiten Weltkrieg eine Luftschutzbunkeranlage in den Tunnel gebaut.“ Der Captain verließ die Halle in diese Richtung.
    Quinn folgte ihm und warf einen erneuten Blick auf die beeindruckenden Säulen, deren polierter Granit glänzte, als käme auch hier unten noch jede Woche eine Putzkolonne vorbei, um alles in Schuss zu halten.
    „Leider ist dieser Palast nur die Lobby zu unserem eher bescheidenen Hauptquartier.“ Der Captain ging weiter in den

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