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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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Worte klängen ehrfurchtsvoll. Aber die Frage drückte etwas wie Respekt aus, und er nickte zufrieden.
    Der Vietnamese harrte der Dinge, die kamen.
    Die wenigen Brocken Vietnamesisch, deren Bobby Quinn mächtig war, und eine ergänzende Kreisbewegung mit dem Finger über das Zifferblatt seiner Armbanduhr, reichten aus, um dem Mann mit der Froschhand eine eindeutige Nachricht für den Captain mit auf den Weg zu geben.
    In zwölf Stunden am selben Ort.
    Quinn überließ dem Boten das T-Shirt als Visitenkarte und nahm die Intratec vorübergehend an sich. Dann zog er sich Schritt für Schritt zurück, bis er sicher war, dass Froschhand sich nicht vom Fleck rührte und abwartete, bis die Luft rein war. Es herrschte Waffenstillstand – auch wenn der Vietnamese noch eine weitere Waffe unter dem Overall tragen sollte. Die Prioritäten waren gesetzt. Der Captain war gefragt.
    Quinn huschte den Gang entlang und räumte so schnell wie möglich den Bunker. Die neugierigen Fragen seiner Begleiter ließ er vorerst unbeantwortet. Die Intratec deponierte er am Ende des Ganges gut sichtbar auf dem Fußboden. Er verzichtete darauf, die Waffe zu entladen. Vertrauensbildende Maßnahmen waren wichtig. Natürlich hätte er sich nur allzu gerne vergewissert, auf welcher Route Froschhand weiter durch den Untergrund zog. Aber Glück – das wusste Bobby Quinn gut genug – kam oft in kleinen Raten. Asien hatte ihn abwarten gelehrt.

77
    Der Oberste Befehlshaber war schlechter Laune, und Farang wurde das Gefühl nicht los, der Alte wolle sie an ihm auslassen.
    Zudem trat der Gastgeber in seiner Gegenwart zum ersten Mal im Kampfanzug auf. Die Aufmachung verstärkte die aggressive Haltung, und auch Mireilles Gesundheitszustand, über den er auf Nachfrage mit düsteren Worten Auskunft gegeben hatte, tat das Seine dazu. Das kleine Schwein hatte sich schon seit geraumer Zeit ganz unter den Diwan zurückgezogen und grunzte nur noch selten und sehr matt, als ginge es bald mit ihm zu Ende.
    Seit der Oberste Befehlshaber sich im Alarmzustand befand, war die Temperatur in der Bunker-Residenz um einige Grad gesunken. Vermutlich, um sich und seine Männer frisch und wach zu halten. Die vormals anregende Mischung aus Opiumduft, parfümierten Räucherstäbchen und würzigem schwarzen Tabak hing abgestanden im Raum.
    „Meine Männer haben sich etwas eingehender mit deiner Pistole beschäftigt“, leitete der Oberste Befehlshaber die Anklage ein. „Bei uns läuft alles korrekt ab. Jede ausgegebene Waffe wird genauestens registriert, und jeder Empfänger muss quittieren. Manchmal ist das nur ein Kreuz neben dem Namen, aber in diesem besonderen Fall hat einer unserer gebildetsten Männer unterschrieben, einer, der mehrere Sprachen beherrschte. Er hat für die Ausrüstung seiner privaten Wachmannschaft gezeichnet. Und ich frage mich, warum er tot ist, und du eine der Waffen hast?“
    Farang blieb stehen, während der Oberste Befehlshaber in seinem Thronsessel Platz nahm und ihn erwartungsvoll ansah. Jetzt wurde es eng. Er fühlte sich wie ein Entfesselungskünstler vor feindlich gesinntem Publikum, der sich plötzlich nicht mehr an den entscheidenden Trick erinnern kann.
    Der Oberste Befehlshaber hüstelte gekünstelt. „Du hast nicht zufällig auch noch den Revolver und die Schrotflinte irgendwo versteckt?“ Mit einer gnädigen Handbewegung erteilte er die Genehmigung, das Geständnis im Sitzen ablegen zu dürfen.
    Farang nahm Platz und entschloss sich zu einem Befreiungsschlag. Torn war der Gegner, nicht die Vietnamesen. Das musste er dem Mann zunächst klar machen. Mit etwas Glück konnte er das Bündnis zwischen den beiden erschüttern. Ihm blieb keine andere Wahl. Bislang vermittelte Torn noch nicht den Eindruck eines voll etablierten Partners am Hofe des Obersten Befehlshabers. Gustav Torn hatte Schutz gesucht, und er war ihm gewährt worden. Und trotzdem war er auf Bewährung. Welchen Deal der Lange auch anstreben mochte, er war noch nicht „unter Dach und Fach“, wie die Deutschen gerne sagten. Torn hatte mit Sicherheit gute Karten auf der Hand, sonst hätte er sich nicht überlegt in diese Abhängigkeit gebracht, aber Gewinnchancen änderten sich oft mit dem Lauf der Dinge. Schon einmal hatte Farang es mit einem Bluff versucht. Ohne Erfolg. Jetzt musste er ein Ass aus dem Ärmel zaubern, und deshalb informierte er den Obersten Befehlshaber über den unglücklichen Verlauf der Ereignisse in der Villa, wenn auch in einer geschönten

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