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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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Saigon gemacht.“
    Quinns Blick wanderte noch mehrmals zwischen den Plänen von Berlin und Saigon hin und her, dann sagte er: „Jetzt verstehe ich. Der goldene Stern steht für die Siegessäule, und der Flughafen ist Tempelhof.“
    Der Captain nickte zufrieden.
    „Aber was bedeuten die Kreuze?“
    „In Saigon stehen in dieser Region unter anderem der Thien-Hau-Tempel, die Tam-Son-Hoi-Quan-Pagode und die Cholon-Moschee, hier der Berliner Dom, die Nikolaikirche und die Hedwigs-Kathedrale.“
    „Was kennzeichnet die Palme auf Berliner Gebiet?“
    „Ebenfalls den Botanischen Garten, nur dass der hiesige nicht mit einem Zoo kombiniert ist. Wichtiger aber ist, dass neben dem Garten der Fichtenberg liegt, auf dem der Schatzmeister der Mildtätigen residiert. Sie haben außerdem von dort aus einen direkten Zugang ins Tunnelsystem.“
    „Und der Bär auf dem Bogen?“
    „Cau Chu Y. Eine Brücke. Das ist hier die Moabiter Brücke. Die Mildtätigen nennen sie auch die Bärenbrücke, weil sie von vier Bärenfiguren flankiert wird.“
    Quinn widmete erneut der Karte von Berlin seine ganze Aufmerksamkeit, während der Captain nach und nach energisch mit der Fingerspitze auf Tintenmarkierungen im Stadtgebiet tippte, die nicht an der Wand eingezeichnet waren.
    „Da sind noch weitere dieser Paarungen, wie du siehst. Die Halle der Wiedervereinigung und das Rathaus Schöneberg, das Museum der Kriegsverbrechen und der Innsbrucker Platz, der Van-Hoa-Park und der Volkspark – nur hier drüben, bei der Phu-Tho-Rennbahn sind wir nicht sicher, ob damit der Waldeckpark oder die Hasenheide gemeint ist. Aber das spielt jetzt keine große Rolle mehr.“
    „Und der Bund der Mildtätigen bezieht sich bei allen Standortangaben und Lagebezeichnung ausschließlich auf Saigon?“
    „Das ist der Code. Sie treffen sich nicht am Innsbrucker Platz, sondern im Museum für Kriegsverbrechen. Sie schlagen nicht am S-Bahnhof Wannsee zu, sondern auf dem Busbahnhof Van Thanh.“
    „Was ist mit dem Fisch?“
    „Das ist eine Erfindung von uns. Der Fisch steht für die Tourismuszone von Van Thanh und den Schlachtensee. Das ist eine unserer Bastionen, von denen der Feind bislang nichts wusste. Aber wie ich dir bereits sagte: Er hat offenbar Lunte gerochen. Wir haben einen Erkundungstrupp in der Gegend gesichtet, versuchen uns aber bedeckt zu halten. Ich hoffe, es bleibt ruhig da draußen, denn der See hat keinerlei strategische Bedeutung für uns.“
    „Welche dann?“
    „Nennen wir es eine Deponie für Gefallene.“
    Bevor Quinn weitere Fragen stellen konnte, kam der Mann mit der Froschhand aus einem schmalen Seitengang. Er begegnete Quinn betont freundlich, als sei es eine Ehre gewesen, in seinen Hinterhalt zu laufen, und überreichte dem Captain einen schlanken Metallzylinder mit Wülsten an beiden Enden. Auf den Ausbuchtungen saßen Filzringe. Der Zylinder sah aus wie eine Panzerfaust mit Taille.
    „Eine Rohrpostbombe“, sagte der Captain zu Quinn, öffnete den Deckel und entnahm dem Behälter einen Zettel. „Die Mildtätigen haben einen Teil der alten Rohrpostanlagen für ihre Zwecke renoviert. Wir haben eine Stelle gefunden, an der es uns gelingt, die eine oder andere Sendung abzufangen. Wir lassen den Feind in dem Glauben, die Krümmung des Leitungsbogens sei zu stark und die Büchsen blieben deshalb stecken.“
    Quinn sah zu, wie der Captain Behälter, Deckel und Meldung auf den Arbeitstisch legte, das Papier sorgfältig glattstrich, sich über die Nachricht beugte und sie in aller Ruhe durchlas. Auch Quinn gelang es, einen Blick auf den Zettel zu werfen, ohne die vietnamesische Handschrift entziffern zu können. „Was Wichtiges?“
    „Kann man so sagen“, knurrte der Captain, ohne aufzusehen. „Die Bande will sich wohl unseren Friedhof vornehmen.“

82
    Farang betrat Torns Phosphor-Grotte zum ersten Mal.
    Nach der eher dubiosen Ankündigung „Komm, ich muss dir etwas Wichtiges zeigen!“ hatte ihn der Oberste Befehlshaber höchstpersönlich zum Domizil des Deutschen geführt, der nicht zu Hause war.
    Während in der Ferne ein U-Bahn-Zug vorbeirumpelte, musterte Farang die karge Bleibe. Torns Bett war ordentlich gemacht. Das Neonlicht ließ den spartanisch ausstaffierten Luftschutzraum noch kälter erscheinen. Alles ähnelte seiner eigenen Besucher-Suite bis in die Einzelheiten: Die verrosteten Halterungen an der Wand, die Ablaufgitter im Fußboden. Er folgte dem Obersten Befehlshaber in den Nebenraum. Auch hier die gleichen alten

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