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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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sehr viel daran, gerade dich für unser Vorhaben zu gewinnen.“ Schlechte Zähne nahmen dem Lächeln den Glanz.
    Der heilige Thomas bekämpfte seinen schlechten Atem mit Pfefferminz. Farang fragte sich, ob das Du, das dem Mann so selbstverständlich über die Lippen ging, etwas mit der neuen Rolle als Mönch zu tun hatte, oder nur an saloppe Umgangsformen zwischen Kennern des Milieus anknüpfte. Er hatte den Deutschen inzwischen erkannt. Es war immer wieder erstaunlich, welch großen Unterschied Kopfbehaarung und Augenbrauen machten. Ohne sie veränderte sich das Aussehen eines Menschen beträchtlich. Der Stoppelschatten über der Kopfhaut war von einem bläulichen Schwarz, wie bei einem Thai. Auch die Augen waren dunkel – aber rund. Gesicht und Körper waren abgehärmt. Als der mittelgroße Mann noch muskulöser und sehniger gewesen war, hatte er mit oder für Gustav Torn gearbeitet. Farang erinnerte sich genau. Er hatte beide oft zusammen gesehen. Es musste schon einige Jahre her sein. Torn, den deutsche Boulevardblätter zeitweise mit dem Titel „Pate von Pattaya“ geadelt hatten, war schon seit mehr als einem Jahr verschwunden, zumindest aus Thailand. In Wahrheit war Torn nur eine mittlere Größe gewesen. Ein gelernter Zuhälter, der sich mit ein paar brutal ausgeführten Auftragsmorden genug Respekt an der Ostküste verschafft hatte, um in aller Ruhe Frauen und Kinder auszubeuten. Von einheimischen Strohmännern gedeckt, war er als Besitzer einiger Zweisternehotels, Großrestaurants und Nachtbars zu beträchtlichem Reichtum gekommen. Alle Geschäfte waren auf die Bedürfnisse seiner deutschen Landsleute abgestimmt. Tagsüber Sonnenbad und Massage am Pool. Abends Eisbein, Sauerkraut und Bier. Nachts Mädchen entjungfern und Bengels knallen. Soweit Farang sich erinnern konnte, war Torn nie etwas nachzuweisen gewesen, auch wenn alle Welt über seine Machenschaften Bescheid wusste. Verdacht auf Menschen- und Rauschgifthandel. Der Polizei war es jedenfalls nicht gelungen, den unerbetenen Gastarbeiter aus dem Verkehr zu ziehen. Es war die straff organisierte und skrupellose Sino-Thai-Konkurrenz, die ihm schließlich die rote Karte gezeigt hatte. Abreise oder das Leben. Das Ultimatum war nicht ohne Wirkung geblieben.
    „Ich erinnere mich an Sie, Thomas. Ich wusste zwar nicht, wie Sie heißen, aber ich hatte gelegentlich in Pattaya zu tun.“
    „Glücklicherweise sind wir uns damals nie ins Gehege gekommen ...“ Thomas Kramer strich sich mit der freien Hand über den Schädel. „Und wie du siehst, hat sich seitdem einiges geändert.“
    „Wie haben Sie zu Gustav Torn gestanden?“
    Kramer schien die Frage befürchtet zu haben. Er lachte bitter. „Ich war sein Partner. Auch wenn er mich wie einen Angestellten behandelt hat. Er war der Macher. Ich war der Buchhalter. Er scheffelte das Geld, und ich hielt es zusammen. Gustav war nie besonders gut, was Zahlen anging.“
    „Also Finanzchef.“ Farang glaubte, etwas gehört zu haben. Er sah flüchtig die Stufen hinunter, entdeckte aber nichts. „Dann waren Sie doch in einer starken Position.“
    „Deshalb wurde ich ihm auch unheimlich. Er machte mich systematisch abhängig – mit Drogen – bis er mich endlich loswurde und die Geschäfte aufteilte. Er übertrug sie auf drei andere Personen, die er gegeneinander ausspielen konnte.“
    „Noch bevor seiner Karriere in Pattaya ein Ende gemacht wurde?“
    Kramer nickte. „Ich hing danach einige Monate in Bangkok rum. Das Zeug brachte mich beinah um. Dann hörte ich von diesem Tempel im Nordosten. Alle warnten mich. Die Kur sei brutal. Ich solle mir das nicht zumuten. Aber ich habe es trotzdem getan. Und – ich habe es überlebt, wie du siehst.“ Stolz klang durch.
    Farang konnte nicht umhin, zu lächeln. „Und jetzt ist Buße und Reue angesagt?“
    „Ich habe mein Leben geändert. Ich brauche nicht mehr viel. Aber da ist noch Geld, um das ich betrogen wurde. Torn hat es. Es gehört mir. Ich will es für eine gute Sache verwenden.“
    „Sie möchten also dieses Drecksgeld, das mit Süchtigen und Kinderfickern gemacht wurde, reinwaschen, indem Sie es in den Tempelbetrieb reinvestieren?“
    „Ist das so verwerflich?“
    Farang hielt sich an die Auslegung des Obersten Patriarchen. „Nein, wohl nicht. Den Opfern hilft es nicht mehr. Aber vielleicht kommt ein Teil des Geldes bei anderen Bedürftigen an, die es verdient haben.“
    „Das sehe ich auch so.“
    Rotorendröhnen erfüllte die Luft, kam näher und

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