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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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das Tanzen gerade noch rechtzeitig aufgegeben und sich eine Nudelküche zugelegt hatte. Sie hatte damals sogar ein wenig zugenommen – bevor sie kurz darauf dieser heimtückischen Krankheit zum Opfer gefallen war. Er vermisste sie. Für ihn blieb sie die unbestrittene Nummer Eins.
    „Unsere ausländischen Kunden haben Anspruch auf die komplette Show“, sagte Hitchcock, nachdem er sein neues Personal ausgewählt hatte, „und sie haben eine gewisse Vorstellung davon, wie Thaifrauen auszusehen haben, die nicht unbedingt den hiesigen Auffassungen entspricht.“
    „Soll heißen, du suchst Girls aus, die dir eigentlich gar nicht gefallen.“ Farang trank einen Schluck Bier. „Das glaube ich nicht. Du bist Europäer, Hitch. So weit kann dein Geschmack nicht von dem deiner Landsleute entfernt sein.“
    Hitchcock schmollte. „Nun hör mal. Ich bin seit – ich weiß nicht wie lange – hier in Bangkok.“
    Farang sah auf die Uhr. „Wo Tony nur bleibt? Ich will endlich die Aufzeichnung vom Boxkampf sehen. Lange warte ich nicht mehr auf ihn.“
    „Manchmal habe ich den Eindruck, er ist nur noch hinter diesen Kinderschändern her.“ Der Engländer schüttelte den Kopf. „Er ist wie besessen von dem Thema.“
    „Schreib seinem Chefredakteur einen Leserbrief.“
    „Es soll Familienväter geben, die auch fünf Kids haben, ohne alles so verdammt persönlich zu nehmen, wie Tony.“
    „Seit er damals diesen perversen Reismühlenbesitzer aus Chonburi im Royal Orchid Hotel hochgenommen hat, ist unser Freund Überzeugungstäter, Hitch. Daran werden auch wir beide nichts ändern.“
    Als Rojana schließlich eintraf, lief das Video mit dem Weltmeisterschaftskampf im Halbschwergewicht bereits.
    „Wir konnten schließlich nicht ewig warten. Der Fight geht über alle zwölf Runden“, sagte Farang zur Begrüßung.
    „In der wievielten sind wir jetzt?“
    „In der sechsten.“
    Rojana musterte die Weihnachtsdekoration. „Wusstest du, dass Misteln gut gegen hohen Blutdruck sind, Hitch?“
    Hitchcock ignorierte die Bemerkung und servierte ihm ein Bier. Inzwischen waren noch einige andere Gäste erschienen, um das Sportprogramm zu sehen. Spätestens mit Runde acht verkam der Kampf zu einem Gewürge aus Klammern, Halten und Schlagen, Kopfstößen und Tiefschlägen. Die Gäste verloren die Lust und gaben dem Alkohol und der Unterhaltung den Vorzug, bis Hitchcock das Video ganz stoppte und die Musik etwas lauter drehte. Wenn die Champs nichts zu bieten hatten, fing die Happy Hour eben früher an als gewöhnlich.
    „Irgendwas Neues in Sachen Mädchenmörder?“, erkundigte sich Farang bei Rojana. „Wie ich höre, haben sie heute Morgen im Wat Pathum Khonka schon das vierte Opfer gefunden. Der Tempel als Leichendeponie! Scheint seine Masche zu sein.“
    „Keine neuen Erkenntnisse. Dafür hat sich heute Mittag zufällig ein neuer Kontakt mit der Halbwelt aufgetan.“
    „Halbwelt?“
    „James Yang und die Seinen.“
    „Das ist Unterwelt, Tony.“
    „Ich höre, du willst verreisen?“
    „Ich verreisen? Wohin?“
    „Deutschland.“
    „Wer erzählt denn sowas?“
    „Die Unterwelt.“
    Farang musterte den Schaum auf seinem Bier.
    „Das gibt dir wohl zu denken“, stichelte Rojana.
    Farang zeigte dem Engländer seine leere Bierflasche. „Noch ein Kloster, Hitch.“
    „Und für mich noch ein Singha!“ Rojana spielte eine Weile mit den neun Buddhaanhängern an seiner goldenen Halskette. „Und – ist was dran?“
    „Mir liegt ein Angebot vor, das ich nur schwer ablehnen kann ...“
    Rojana drückte sein Mitgefühl mit einem Grunzen aus.
    Farang schaute den Mädchen der ersten Schicht zu, die sich für den Einsatz fertig machten. Nase pudern. Augenbrauen nachziehen. Lippenstift auftragen. Nummer Sieben hatte einen neuen Tanga. Eine neongelbe Winzigkeit, die von den anderen Go-go-Girls ausgiebig bewundert wurde. Keine der jungen Frauen hatte die Klasse, die Nit gehabt hatte. Mit einem stolzen Lächeln sah er auf seine Armbanduhr.
    „Noch früh am Tag“, gab Rojana zu bedenken.
    Farang ging nicht darauf ein. In letzter Zeit war er häuslich geworden. Er dachte an seinen Stammplatz in Nits kleinem Lokal, das inzwischen von ihrer Schwester geführt wurde. Eine gemütliche Ecke, in der er noch häufig den Abend verbrachte, aß, trank, Zeitung las und seinen Erinnerungen nachhing. Früher einmal hatte er von diesem Stammplatz aus seiner ganz persönlichen Nummer Eins bei ihrer neuen Arbeit zugesehen. Die Gäste hatten die Wirtin

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