Berlin Fidschitown (German Edition)
...“
„Aber Sie waren auch öfter in Thailand?“
„Als Tourist!“
„Und, hat es Ihnen gefallen, Heinz?“
„Natürlich, ich liebe Ihr Land, Khun Surasak. Ich liebe es genau genommen mehr als das meine. Hier ist es mir zu kalt. In jeder Beziehung.“ Haller tröstete sich mit einem weiteren Schluck Champagner.
Farang betrachtet die Schulterstücke des Safarianzugs über den kurzen Ärmeln. Er dachte daran, eine Bemerkung zu Jahreszeiten und passenden Kleidungsgewohnheiten zu machen, fühlte sich jedoch selbst noch nicht souverän genug bei diesem Thema.
Der Barmann kam näher, fragte nach dem Rechten, bekam seine Bestätigung und schob wieder ab.
Als der Keeper außer Hörweite war, kam Farang zur Sache. „Und vor allem lieben Sie unsere junge Generation, Heinz, nicht wahr.“ Er lächelte bitter. „Die Zukunft unseres Landes. Die Kinder.“
Die Wangen begannen zu zittern und verloren zusehends Farbe, die Lippen pressten sich fest zusammen, und die Augen wichen zunächst erschrocken aus, um ihn dann umso verletzter anzustarren.
Geduldig wartete Farang, bis Haller sein mimisches Potential erschöpft hatte.
„Ich weiß nicht, wovon Sie reden, Khun Surasak.“
„Aber, ich bitte Sie. So lange nachdenken, und dann fällt Ihnen nichts Besseres ein. Wir Thais haben ein Sprichwort. Demnach wollen Sie einen ganzen Elefanten mit einem einzigen Lotosblatt bedecken. Das geht nicht, Heinz. In Ihrer Sprache bedeutet das: Irgendwann kommt alles ans Tageslicht.“ Farang präsentierte sein Haifischlächeln. „Natürlich gibt es ungünstige und günstige Zeitpunkte für die Wahrheit ...“
„Was sind Sie, ein Fahnder?“ Haller bemühte sich, Neugierde und eine angemessene Portion Verachtung in die Frage zu legen, aber es klang nur nach Angst.
Farang hatte keine Ambitionen, Pädophile zur Strecke zu bringen. Wenn überhaupt, dann später, wenn er seine Mission erledigt hatte, als Gefälligkeit für Tony, aber nicht jetzt. Was er wollte, waren Informationen über Gustav Torn, und deshalb beabsichtigte er, Haller weiter unter Druck zu setzen. Er erinnerte sich an Heliane Kopters einfache Schlussfolgerung, was seinen vermeintlichen Job anging. Möglicherweise war das auch hier die richtige Variante.
„Wir möchten es nicht gerne publik machen, Heinz. Keiner will Ihre schmutzige Wäsche in aller Öffentlichkeit waschen.“ Wieder das Lächeln. „Oder, wie wir in Siam sagen: Sie sollten sich nicht die Eingeweide herausreißen, um damit die Krähen zu füttern.“
„Sie sind von der Presse?“
Das Maß an Panik klang viel versprechend, und Farang ließ die Frage unbeantwortet im Raum stehen.
„Ich bin ein unbescholtener Geschäftsmann.“
Farang schaute Haller direkt in die Augen. „Lassen Sie das Prominentere ausbaden! Wir haben die ganze Kundenkartei. Es sind genug Politiker dabei. Ihr Kopf muss nicht rollen.“
Eine sanfte Ballade aus dem Nebenraum unterstützte Hallers Denkarbeit. Farang winkte dem Barkeeper und bestellte die nächste Runde. Er hatte nicht vor, bei einem wie Heinz Haller in der Kreide zu stehen.
„Ich gebe nichts zu“, leitete Haller mit spitzer Stimme seine Kapitulation ein. „Was wollen Sie wissen?“
„Wie wäre es zum Auftakt mit Ihren Erkenntnissen zu Gustav Torn?“
„Ich bin doch nicht lebensmüde.“
„Dann sollten sie sich schon mal Autogrammkarten drucken lassen, Heinz. Sie werden berühmt!“
Haller riss sich zusammen. „Na gut. Er ist angeblich seit einer Woche völlig von der Bildfläche verschwunden. Man munkelt sogar, er wolle aufgeben. Alle möglichen Banden machen ihm hier seine Stellung streitig. Die meisten kommen aus den ehemaligen Ostblockstaaten. Alle versuchen, mehr oder minder brutal ihre Interessen durchzusetzen. Russische Im- und Exportgeschäfte schießen rund um den Platz wie Pilze aus dem Boden. Sieht alles bescheiden aus, doch oft ist viel Geld im Spiel.“
„Und warum ist der Laden dann noch nicht übernommen worden, wenn der Chef tatsächlich verschollen ist?“
„Angeblich hat er neue Partner, an die sich niemand rantraut. Nicht mal die Russen.“
„Was ist mit den Chinesen?“
Haller lachte. „Die spielen hier keine große Rolle. In der westdeutschen Provinz, wie man hört, aber nicht hier.“
„Das werden sie gerne hören, Khun Heinz. Auf diese dezente Art und Weise beherrschen sie nämlich fast die ganze Welt.“
Haller schien sich der tiefere Sinn dieser Bemerkung nicht zu erschließen. „Ich rede jedenfalls von den
Weitere Kostenlose Bücher