Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
Vom Netzwerk:
Fidschis“, sagte er trotzig. Er bemerkte Farangs verständnislosen Blick und räusperte sich. „So werden sie jedenfalls im Osten genannt.“
    „Wer?“
    „Na, die Vietnamesen.“
    „Fidschis ...“ Farang lächelte. „Wissen Sie Heinz, dass es Völkerkundler gibt, die behaupten, wir alle, ich meine Thais und so weiter, wären amphibische Stämme aus der Südsee?“
    „Nie von gehört.“
    „Also Vietnamesen. Ist er bei denen?“
    „Das weiß keiner. Man weiß ja nicht mal genau, wo die zu packen sind. Heute in Marzahn, morgen in Friedrichshain und übermorgen weiß der Henker wo. In dieser Stadt sollen angeblich an die dreißig Staatsanwälte gegen das organisierte Verbrechen ermitteln, aber sie haben nicht mal eine Ahnung, wo genau der Vietcong seine Stellungen hat.“
    „Und die Chinesen gibt es gar nicht.“ Farang lachte. „Wissen Sie Heinz, die Chinamänner werden gerne unterschätzt. Sie lieben es, wenn andere im Rampenlicht stehen und die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die Russen sind hier gerade in Mode, wie ich höre. Die Typen scheinen es sogar zu genießen. Und was die Vietnamesen angeht – die mögen die Chinesen zwar nicht unbedingt, aber sie haben ähnlich gute Manieren, stehen auch nicht gerne im Rampenlicht. Wenn es stimmt, was Sie sagen, Heinz, dann scheinen die Fidschis bei den hiesigen Medien und Gesetzeshütern ebenfalls in Mode zu sein. Das wird sie nicht besonders freuen.“
    „Mehr weiß ich nicht.“
    Farang gönnte ihm eine Pause. „Was machen Sie beruflich, Heinz? Womit verdienen Sie ihr Geld?“
    Hallers Miene hellte sich auf. „Sie werden es mir nicht glauben ...“ Er verstummte bedeutungsvoll.
    „Kinderarzt?“
    Beleidigt widmete sich Haller seinem Champagnerglas.
    „Kommen Sie, Heinz, machen Sie es nicht so spannend. Was ist es? Sagen Sie es mir.“
    „Tierleichenbestatter.“
    Farang wollte es nicht glauben.
    „Ich kümmere mich um die Einäscherung von Haustierkadavern.“ Haller überreichte ihm seine Geschäftskarte.
    Pax Animalis .
    „Und davon können Sie leben?“
    „Sogar sehr gut.“ Zweifel an seinem Beruf hatten eine stimulierende Wirkung auf Heinz Haller. „Ein Markt mit Zukunft, Khun Surasak. Man wirft uns Deutschen oft ein mangelndes Verhältnis zur Dienstleistung vor, aber in diesem Fall wird der Bedarf von mir voll erkannt und mit einem klaren Angebot beantwortet. In diesem Land gibt es sechs Millionen Katzen, fünf Millionen Hunde und fast vier Millionen andere kleine Haustiere. Etwa achthunderttausend davon segnen jedes Jahr das Zeitliche.“ Er sah den Eurasier streng an. „Sie erkennen das Potential?“
    Farang nickte zögernd.
    „Ich hole die Tiere zu Hause ab. Vögel, Meerschweinchen, Schildkröten, ein Pony, was Sie wollen. Vor kurzem hatte ich sogar eine Steinbacher Kampfgans. Natürlich arbeite ich auch eng mit Tierärzten zusammen.“
    „Natürlich.“
    „Ich weiß, den meisten Menschen kommt das alles etwas übertrieben vor. Aber was soll es? Unsere lieben Freunde haben heutzutage Friseurtermine, sie sind krankenversichert und gehen zur Psychotherapie, und im Fernsehen gibt es ganze Werbeblöcke mit Feinschmeckerfutter für die Viecher.“ Haller redete inzwischen mit gesundem Sendungsbewusstsein. „Dem Tier als Mitlebewesen Respekt entgegenzubringen, setzt sich als Grundhaltung begrüßenswerterweise immer mehr durch.“
    Farang hatte gute Lust, an das Mitlebewesen Kind zu erinnern. Trotzdem simulierte er weiter Interesse an Hallers Zoo.
    „Das Ganze ist natürlich auch eine Frage der Umwelthygiene. Was meinen Sie, wie viele Deutsche ihren Dackel heimlich im Garten verbuddeln? Diese wilden Beerdigungen gefährden das Grundwasser. Es geht dabei nicht nur um das Leichengift. Nicht wenige der Kadaver haben Medikamente im Balg. Ich will hier gar nicht von möglichen Seuchen reden.“
    Haller legte eine kurze Pause ein, um die Bedrohung der Allgemeinheit noch deutlicher zu machen.
    „Bei mir geht hingegen alles absolut sauber zu. Schon der Transport wird in auslaufdichten und geruchssicheren Plastiksäcken abgewickelt. Dann werden die Kadaver auf dreiunddreißig Grad tiefgekühlt. In einer knappen Stunde ist ein Schäferhund Eis.“
    „Und wie lange dauert es, bis er zu Asche geworden ist?“
    „Etwa drei Stunden bei tausendfünfhundert Grad.“
    „Wie teuer?“
    „Derzeit hundertsechzig Mark. Natürlich nur bei Sammelverbrennungen. Einzelkremierung ist fast doppelt so teurer. Ein Meerschweinchen mit Urnenservice kostet

Weitere Kostenlose Bücher