Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
Vom Netzwerk:
er am Randstein parkte. Farang bedeutete dem Fahrer im sicheren Abstand zu halten und beobachtete, wie Romy Asbach ausstieg und drei nur spärlich gegen Wind und Wetter eingekleidete Asiaten aufsuchte. Die Männer verharrten geduckt auf dem Gehsteig und traten dabei von einem Fuß auf den anderen, um den Frost aus den Beinen zu halten. Beim Anblick der Frau zogen sie die Köpfe noch etwas tiefer zwischen die Schultern.
    „Wenn die Dame billje Glimmstängel will, kannse det einlich eenfacher ham“, kommentierte der Taxifahrer. „Die Jungs liefan doch sowat inzwischen frei Haus. Deswejen hol ick ma doch keen Schnuppen mehr bei det Wetter.“
    Farang sah, wie die Männer Asbachs Erkundigungen mit stummem Kopfschütteln beantworteten, und spürte den kritischen Blick, mit dem ihn der Fahrer im Innenspiegel musterte.
    „Se ham doch nich etwa wat mit die Typen zu tun?“
    „Keine Sorge.“
    „Ick kann ma keen Ärjer erlauben, Meista. Wär ja nich det erste Mal, det die Bande hier rumballert.“ Er warf einen besorgten Blick auf das Taxameter. „Möchte nua vorsorjehalba dran erinnern, det ick keene Kreditkarten akzeptiere.“
    Ohne die Gruppe aus den Augen zu verlieren, hielt Farang dem Fahrer ein Bündel druckfrischer Hunderter unter die Nase und beobachtete, wie die Asbach es aufgab und zu ihrem Wagen zurückging.
    „Jröser hamset wohl nich, oda?“
    Farang verzichtete auf eine Antwort. Die Wechselgeldmasche war auch so eine deutsche Macke. Man musste den Eindruck gewinnen, Geschäfte zu machen sei extrem lästig und nicht zumutbar. Zögernd nahm der Fahrer wieder die Verfolgung auf. Er zelebrierte sein Entgegenkommen wie einen Akt der Gnade. Als der Opel kurze Zeit später den Nöldnerplatz in Lichtenberg ansteuerte, schüttelte er den Kopf.
    „Mannomann, die jute Frau klappat aba so jut wie jede Futtakrippe ab.“
    Romy Asbach machte sich erneut zu Fuß auf den Weg. Sie überquerte den Platz, und bevor sie außer Sichtweite geriet, drückte Farang dem Fahrer einen Blauen als Anzahlung in die Hand und bat ihn, zu warten.
    Der Schnee konnte den verwahrlosten Zustand der Parkanlage nur mühsam kaschieren. Sitzbänke und Bolzplatz lagen verlassen im Zwielicht. Das Springbrunnenbecken war mit verdörrten Stauden bepflanzt, deren Schneehäubchen wie weiße Blüten aussahen. Die Bronze der Brunnenfigur war mit Graffiti beschmiert. Es war ein kleines Mädchen, das seinen Rock zusammenraffte. Ihr Anblick verzauberte Farang für einen Augenblick. Irgendetwas an der Kleinen erinnerte ihn an Heli. Dann schenkte er wieder seine ganze Aufmerksamkeit der Frau, die am entgegengesetzten Ende des Parks Straße und Gehsteig inspizierte, offenbar ohne Erfolg, denn sie schlug einen weiten Bogen und kehrte zu ihrem Wagen zurück. Er erreichte sein Taxi noch bevor sie in den Opel stieg.
    Die nächsten zehn Minuten tat sich gar nichts, nur das Taxameter arbeitete. Romy Asbach hockte in ihrem Wagen und wartete. Der Taxifahrer versuchte es mit einem anderen Radiosender und schaltete nur wenige Minuten später ganz ab. Kurz bevor die Dunkelheit endgültig einsetzte, erkannte Farang die Limousine, die er tags zuvor am Ho-Chi-Minh-Pfad aus den Augen verloren hatte. Sie fuhr vorbei und hielt in der Nähe des S-Bahndamms. Wie aus dem Nichts tauchten zwei Asiaten auf, die in ihrer Aufmachung an die Gestalten am Boxhagener Platz erinnerten. Sie eilten zur Fahrerseite und sprachen kurz mit der Person, die hinter dem Steuer saß. Wer das war, war nicht auszumachen. Die Männer huschten davon und schienen sich in Luft aufzulösen. Während die Limousine ihre Fahrt fortsetzte, schob sich der Opel am Taxi vorbei und folgte ihr vorsichtig.
    Farang musste seinem Fahrer keine Anweisungen mehr geben, denn nachdem ein fürstlicher Pauschalpreis vereinbart und das Taxameter abgestellt worden war, ging der Mann voll in seiner Rolle auf, hielt den richtigen Abstand und maulte auch nicht, als die Fahrt quer durch die ganze Stadt bis nach Steglitz führte, wo Farang eines der wenigen Hochhäuser Berlins bewundern konnte. Einsam und allein ragte es in den abendlichen Himmel. Auf der anderen Seite der Schloßstraße leuchteten vier Säulen in den Abend, die der Taxifahrer ungefragt als klassizistisch identifizierte. Wenigstens für diesen Ausdruck gab es offenbar keine Dialektversion. Im Vorbeifahren entzifferte Farang „Schlosspark Theater“. Fast hatte er sich schon – ganz der geduldige Tourist – mit der Sightseeingtour abgefunden, da bog die

Weitere Kostenlose Bücher