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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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seinem Gast. „Ich hoffe, die letzten Tage sind halbwegs angenehm für Sie abgelaufen, Gus? Die Vorbereitungen für Ihren Transit erforderten leider etwas Zeit.“
    Der Wechsel der Verkehrssprache hatte ihn den halben Vornamen gekostet. Torn schaute Belmondo auf die markante Nase. „Das war kein Problem. Ihre Verbindungsleute waren diskret und hilfreich. Vor allem der ehrwürdige Greis ist zuverlässig.“ Er scheute sich, in Gegenwart des Obersten Befehlshabers, das Wort Großvater in den Mund zu nehmen.
    „Wir schätzen uns glücklich, den weisesten aller Väter in einer derartigen Schlüsselposition zu wissen.“
    Torn nickte ergeben, froh, den Bildschirm vor Augen zu haben.
    „Wussten Sie, dass er unser Bankier ist, Gus?“
    „Nein.“
    „Wir haben ihn reaktiviert, damit er sich um den Transfer unserer bescheidenen Gewinne kümmert. Was das angeht, ist er unersetzlich.“
    Die Bank im Gemüsestand. Sicher nur einer von vielen Schaltern. Torn fragte sich, wo genau Tresor und Schließfächer lagen.
    „Er war es, der uns auf Sie als potentiellen Partner aufmerksam gemacht hat. Wir werden uns wieder mit ihm zusammensetzen, Gus, wenn wir beide die Einzelheiten unserer Fusion besprochen haben. In groben Zügen hat er Ihnen wohl schon alles erläutert, nehme ich an, denn sonst hätten Sie nicht zu uns gefunden.“
    So konnte man es auch sagen. Torn drückte seine Kippe in einem Achat-Aschenbecher aus. Tatsache war: Er hatte kurz vor einer feindlichen Übernahme gestanden. Die Chinesen wollten ihn umbringen und sich seine Geschäfte unter den Nagel reißen. Das brachte die Vietnamesen ins Spiel. Sie hatten sich über die Jahre mit Zigarettenhandel eine Infrastruktur aufgebaut, die sie nun für Größeres nutzen wollten. Sie boten ihm Exil und Partnerschaft. Das war besser als Enteignung und Tod. Was hatte er schon für eine Wahl? Mit Asiaten kannte er sich aus. Mit den Russen und anderen Gruppierungen konnte er nicht.
    Hinter dem Vorhang der Ruheecke ertönte ein Grunzen oder Stöhnen. Torn konnte beim besten Willen nichts erkennen.
    „Das ist Mireille“, informierte ihn der Oberste Befehlshaber beiläufig.
    Torn räusperte sich konsterniert.
    „Legen Sie übrigens Wert auf Ihren Titel, Gus?“
    Torn ließ den Bildschirm im Stich und wandte sich seinem Gastgeber und dessen ernster Miene zu. „Meinen Titel?“
    „Man hört, Sie sind ein Fürst ...“
    Gustav Torn konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
    „Ich weiß nicht, Gus, ob Sie jemals von meinem großen Vorfahren Le Loi gehört haben. Er organisierte den Widerstand gegen unsere chinesischen Unterdrücker. Sein Deckname war: Prinz der Versöhnung. Er war ein großzügiger und mutiger Mann, und ein genialer Taktiker. Er konzentrierte sich auf blitzartige Überfälle auf die Nachschublinien des Gegners.“
    Torn nickte. „Machen Sie sich keine Gedanken über meinen Titel. Nennen Sie mich, wie Sie wollen.“
    „Ich schätze Bescheidenheit. Ich schätze sie sehr.“ Der Mann in der weißen Uniform blies Rauch aus und nickte dabei, als zolle er sich selbst Beifall. „Sagen Sie doch bitte einfach Lee-roy zur mir. So haben mich auch meine amerikanischen Freunde genannt.“
    „Gerne“, erwiderte Torn.
    Auf dem Bildschirm lief der Abspann ab, und der Oberste Befehlshaber regelte den Ton lauter und gab sich ganz der Schlussmusik hin.

40
    Man konnte von Heinz Haller denken, was man wollte, eins stand fest: wenn er einen Tipp gab, dann hatte die Auskunft Hand und Fuß.
    Erst der Vietnamesenmarkt, nun die Polizei-Gedenkstätte. Der Leidensdruck, den Tonys Kundenliste auf Khun Heinz ausübte, war ausreichend. Farang hielt sich im Schatten der Säulen und wartete, bis Romy Asbach ihre Andacht verrichtet und das Gebäude verlassen hatte. Durch die bunten Glasfenster fiel nur noch schwaches Licht. Die Wintersonne hatte nicht genug Kraft für einen ganzen Nachmittag.
    Draußen fuhren bereits die ersten Autos mit Abblendlicht am Luftbrückendenkmal vorüber, das sich wie das Emblem einer Schaufelbaggerfirma gegen den schwefliggrauen Himmel abhob. Farang winkte einem Taxi, wartete, bis Romy Asbach sich in den Verkehr einfädelte, und bat den Fahrer, dem Opel zu folgen.
    Die Fahrt zog sich im aufkommenden Berufsverkehr in die Länge. „Det kann aba teuer werden“, lotete der Taxifahrer mit einem Blick zum Rücksitz die Zahlungsbereitschaft seines Fahrgastes aus.
    Farang nahm es gelassen.
    In Friedrichshain zockelte der Opel zweimal um den Boxhagener Platz, bevor

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