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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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Decke an. Als er die Lampe wieder ausknipste, hatte sich das rechteckige Feld über ihm genügend aufgeladen, um den Raum schwach auszuleuchten. Ein primitives Verfahren, das aber gut funktionierte. Schon nach wenigen Minuten gewöhnten sich die Augen an die Dunkelheit und man erkannte die Konturen im Raum. Damals, im Krieg, hatte die noch frische Farbe einige Stunden lang geleuchtet und so bei Stromausfall eine Panik unter den Insassen verhindert und ihnen den Fluchtweg angezeigt.
    Möglicherweise war das Zeug radioaktiv.
    Torn warf einen Blick auf das Leuchtzifferblatt seiner Rolex. Es war fast Mittag. Er hatte tief und fest geschlafen und nicht einmal das entfernte Rumpeln der Züge gehört, als die U-Bahn-Linie am frühen Morgen den Betrieb wieder aufgenommen hatte. Die Strecke konnte nicht weit entfernt sein. Das Bett war bequem, Matratze und Kopfkissen nicht zu weich, Decken, Laken und Bezüge sauber und frisch. Er hatte weder gefroren noch geschwitzt. Noch graute ihm davor, das Neonlicht einzuschalten und sich der kargen Realität seiner neuen Bleibe zu stellen. Nicht, dass er sich wegen unnötigen Stromverbrauchs Gedanken machte. Hier unten hatte die Bewag keine Zähler. Die Vietnamesen zahlten keine Stromrechnung. Sie hatten irgendwo eine Leitung angezapft. Prinzip Selbstbedienung.
    Der Oberste Befehlshaber hatte es sich nicht nehmen lassen, ihn höchstpersönlich in die „Besucher-Suite“ zu führen und dabei Infrastruktur und Geschichte zu erläutern. Verglichen mit der Residenz des Gastgebers, war die Gästeunterkunft von eher bescheidener Natur. Ein spartanischer Luftschutzraum aus dem Zweiten Weltkrieg. Damals für maximal achtzig Leute ausgelegt. Heutzutage durch eine bescheidene Ergänzungsausstattung aufgewertet und für maximal zwei Personen gedacht. Die Metallhalterungen für die Etagenbetten waren noch an der Wand montiert und strotzten vor Rost, so wie die alten Aggregate für Lüftung und Notstrom und die Wasserpumpen im Maschinenraum nebenan. Im Fußboden des Luftschutzraums waren Wasserablauf und Ablaufgitter installiert. „Achtzig Personen produzieren eine Menge Wärme, Luftfeuchtigkeit und Kondenswasser, wenn sie über Stunden auf solch engem Raum zusammengepfercht sind“, hatte der Oberste Befehlshaber so beiläufig festgestellt, als habe auch schon damals hier unten alles auf sein Kommando gehört, um dann hinzuzufügen: „Und bei Ausfall der Lüftung und des Notstroms mussten zwei Mann das Notlüftungsaggregat mit Handkurbeln in Betrieb nehmen, um Frischluft in den Raum zu pumpen!“ Das alles in Militäramerikanisch vorgetragen, angereichert mit dem einen oder anderen deutschen Fachausdruck.
    Torn atmete noch einmal tief durch, kniff die Augen zusammen, schaltete die Beleuchtung ein und taperte über den frisch verlegten PVC-Belag in den Nebenraum. Die alten Kloschüsseln hatte man demontiert. Dafür war ein modernes Modell mit echtem Fichtenholzdeckel auf dem Podest installiert. Direkt daneben stand eine mobile Duschkabine des Typs, der in Absteigen der unteren Mittelklasse zur Zimmereinrichtung gehörte.
    Gustav Torn musterte sein Gesicht im Spiegel über dem Waschbecken. Was er sah, gefiel ihm nicht. Sein letzter Besuch im Solarium lag schon einige Wochen zurück, und bereits nach der ersten Nacht im Untergrund sah er aus wie ein Schwammpilz.
    Aber, wie hieß es doch so treffend?
    „Nicht alles, was unter der Erde liegt, ist tot“, gab er sich selbst die Antwort.

53
    Romy Asbach strich den Zettel glatt und sah ihn sich erneut genau an.
    „Hast du eine Ahnung, was das bedeutet?“, fragte Farang.
    „Ich nehme an, die Frau hat sich notiert, an welcher Station sie aus der S-Bahn steigen muss.“
    „Aber sie war tags zuvor schon mal da, wusste also, wo sie hin wollte.“
    „Vielleicht brauchte sie ihn trotzdem als Gedankenstütze. Oder sie hatte den Zettel einfach noch in der Tasche. Oder sie ist am Vortag zu Fuß oder mit einem anderen Transportmittel zum Schlachtensee gekommen. Wer weiß?“
    „Und das Vietnamesisch?“
    „Kommt mir irgendwie bekannt vor ...“ Sie grinste. „Jedenfalls haben wir jetzt beide eine Leiche im Keller.“
    „ Ich habe niemanden umgebracht.“
    Damit meinte er auch mögliche Leichen unter dem Eis, die er bislang nicht erwähnt hatte. Er wartete sehnsüchtig auf den Kaffee, den Romy aufgesetzt hatte. Die Siesta im Hotel hatte ihm zwei kostbare Stunden Schlaf beschert, nach denen er noch nicht ganz zu sich gekommen war. Er unterdrückte ein

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