Berlin Fidschitown (German Edition)
Xuongs.“
„Es gab keine Thai-Phase!“
„Okay, dann von seiner Zeit im Goldenen Dreieck.“
„Darauf hatten wir keinerlei Einfluss.“
„Das behaupte ich auch nicht, Pa. Die Frau hat offizielles Material über ihn, aber Informationen über sein Treiben im Dreiländereck scheinen zu fehlen.“
„Woher hat sie die Informationen?“
„Angeblich vom FBI.“
„Wen wundert es dann? Er hat damals mit der CIA zusammengearbeitet. Air America hätte sonst nicht viel zu transportieren gehabt. Die haben ihm dann später in Kalifornien Quartier gemacht und ihn vor anderen US-Behörden gedeckt. Kein Wunder, dass die Amerikaner seinen Lebenslauf schönen.“
„Das erklärt einiges.“
„Wieso kümmert sich die Dame überhaupt um einen wie ihn?“
„Er soll inzwischen hier in Berlin sein.“
„In dem Alter? Der Mann muss krank sein. Was will er denn da? Mit Kalifornien war er als Ruheständler doch gut bedient.“
„Sieht aus, als sei er nach wie vor aktiv.“
Das Schweigen am anderen Ende der Verbindung machte Farang die Tragweite seiner unbesonnenen Bemerkung klar. Nichts deprimierte Pa mehr als der Gedanke, zum alten Eisen zu gehören. Sekundenlang war nur das Kreischen der Papageien zu hören.
Schließlich meldete sich der Alte wieder. „Und was kann ich dem Obersten Patriarchen über den Verlauf deiner Arbeit berichten, mein Sohn?“
„Noch kann ich nicht viel sagen.“
„Dann pass auf dich auf“, sagte Pa und trennte die Verbindung.
Seine Heiligkeit!
Die Mahnung hatte gerade noch gefehlt. Selbst sein Auftraggeber, Mönch Kramer, erschien ihm plötzlich in safrangelber Robe und verstärkte sein schlechtes Gewissen. Der Heilige Thomas!
Erfolge?
Noch nicht! Er arbeitete noch daran.
Was machte er überhaupt hier? In einem Landstrich, den Tony Rojana so treffend Sibirien genannt hatte. Es war an der Zeit, ein wenig zu schlafen.
Schlafen?
Er konnte jetzt nicht schlafen.
Farang betrachtete das Bett noch einmal, dann warf er sich wieder in seine frosterprobte Wintermontur.
Das Safrangelb hatte ihn an etwas erinnert.
51
Es hatte aufgeklart.
Am Horizont glühte die Morgenröte über schwarzem Geäst, als Farang aus dem S-Bahnhof kam und zum Ufer hinunterlief. Auch für dieses Gesicht des Winters hätte sein deutscher Vater eine Erklärung gehabt.
Die Engelchen backen Plätzchen .
Das Glühen am Himmel verhieß einen Hauch von Wärme, die aber in der klirrenden Kälte Illusion blieb. Der See ruhte erstarrt und verlassen zwischen den Bäumen, umgeben von absoluter Stille, bedeckt von frischem Schnee.
Frau Holle hat ihre Betten ausgeschüttelt .
Vorsichtig betrat er die Eisdecke und wanderte, mit jedem Schritt ein wenig sicherer, auf die Stelle zu, an der die Angler angeblich ihre Fanglöcher markiert hatten. Nach etwa hundert Metern erreichte er die nur leicht verwehten Fußspuren einer einzelnen Person, die auf sein Ziel zuführten. Er blieb stehen und sah sich um. Nichts. Er war alleine auf dem See, so weit er ihn einsehen konnte. Wachsam bewegte er sich weiter auf die Zweige über der unebenen Stelle mit den Eisschollen zu. Der Schnee über den zugefrorenen Wasserlöchern war zertrampelt. Der Wind hatte die Spuren nur leicht verweht. Farang konnte die Abdrücke eines zweiten Sohlenpaars erkennen. Die zweite Spur verlief zum nahen Ufer. Er ging sie ein Stück ab und überprüfte die Fußstellung. Die Person war eindeutig aus dem Gehölz zur markierten Stelle gekommen. Von dort führte eine dritte Spur, die beide Abdruckpaare vereinte, geradeaus über das Eis davon. Die beiden Personen konnten sich erst vor kurzem hier getroffen haben.
Erneut suchte er mit zusammengekniffenen Augen See und Ufer ab. Ohne Erfolg. Dann konzentrierte er sich wieder auf den magischen Treffpunkt. Beharrlich schob und kratzte er mit den Profilsohlen den Schnee zur Seite, bis die Eisdecke zum Vorschein kam. Dann brach er den am weitesten verästelten Zweig ab und fegte damit das Eis blank. Er warf den Zweig weg, ging auf die Knie und polierte die Stelle, die so groß wie ein Autodach war, mit den Handschuhen, bis sie schwarz wie durchscheinender Onyx unter ihm lag.
Das Geräusch kam aus heiterem Himmel und traf ihn völlig unvorbereitet.
Ein archaisches Krachen, gefolgt von einem qualvollen Ächzen, hallte ihm laut in den Ohren und traf seinen Körper wie ein Stromschlag. Er konnte es hören, spüren und sehen: Die Welt ging unter. Der See tat sich auf und fraß ihn. Direkt unter seinen Knien schoss der Blitz
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