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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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duschte ausführlich. Dann griff er zum Telefon. Es war eine gute Zeit um Pa anzurufen. Der alte Mann war Frühaufsteher, und der Vormittag war seine beste Tageszeit. Sicher war er draußen bei seinen Vögeln, und sein Fahrer und Mädchen für alles ging der Garten- oder Küchenarbeit nach oder polierte den Jaguar.
    Das Rufzeichen ertönte. Der Fahrer meldete sich in der gewohnt knappen Art. Er war in der Küche und bat Farang einen Augenblick zu warten, während er das Telefon in den Garten brachte. Hoffentlich war das Mobilteil anständig aufgeladen. Wäre nicht das erste Mal, dass der Alte es vergessen hätte. Die Verbindung war gut, und die Hintergrundgeräusche aus Thonburi gaben ihm ein heimatliches Gefühl. Das entfernte, aber nervende Sägen war kein Moskito, sondern der frisierte Motor eines der Schnellboote, die über den nahe gelegenen Chao Phraya rasten. Wahrscheinlich hätte er auch das Tuckern der Dieselschlepper gehört, wenn in diesem Moment Lastkähne vorbeigezogen wären. Er schloss die Augen und sah das gefilterte Sonnenlicht, das durch den dichten Blätterwald in den Garten fiel. Er sah die Stechmückenwolke über dem Karpfenteich mit den Lotosblüten, und das leise Krächzen erinnerte ihn an die vierzehn Vögel in den Freiluftkäfigen und an den Affen mit den hellblauen Augen.
    Das erste Wort, das Farang neben dem Murmeln, mit dem ihn der Fahrer beim General ankündigte, hörte, kam von einem Papagei.
    „Schlafmütze!“
    „Er beschimpft mich wieder“, klagte der Alte.
    „Beachte ihn einfach nicht, dann wird er wieder freundlich. Wie geht es dir, Pa?“
    „Danke, mein Sohn, ich kann nicht klagen.“ Und noch bevor Farang das Ritual weiterspinnen und die übliche Erkundigung nach dem Befinden der längst verstorbenen Hauptfrau einholen konnte, sagte der Alte: „Mutter lässt dich grüßen.“
    „Danke, ich hoffe, es geht auch ihr gut.“
    „Sie ist dieser Tage etwas deprimiert, aber das wird schon wieder. Was kann ich für dich tun, mein Sohn?“
    Farang lächelte still vor sich hin. Bei Ferngesprächen dieser Distanz war Pa anscheinend gewillt, die üblichen Höflichkeitsfloskeln einzuschränken. „Hast du schon mal mit einem General Xuong zu tun gehabt oder wenigstens von ihm gehört? Er hat in der südvietnamesischen Armee gedient.“
    „Xuong? Aber sicher! Offiziell war er selbstverständlich nach Ende des Vietnamkrieges nicht mehr existent für uns. Trotzdem habe ich mich ein Jahr nach dem Fall Saigons mal inoffiziell mit ihm in Measalong getroffen, diesem Dorf in den Freiheitsbergen, in dem wir die alten Kämpfer der Kuomintang geparkt haben. Es war die Hölle für mich. Das Kaff liegt tausendsechshundert Meter hoch. Ich habe kaum Luft gekriegt.“ Er keuchte, als wäre schon die Erinnerung an die Strapazen zu viel. „Du weißt, ich hasse den Norden, mein Sohn.“
    „Ja, Pa“, antwortete Farang und dachte: Etwas, was du mit Xuong gemeinsam hast, auch wenn deine Beweggründe ganz andere sind.
    „Jedenfalls trieb er sich damals mit ehemaligen Mitgliedern seiner Truppe im Goldenen Dreieck herum und war als Geschäftspartner für uns ein Problem. Irgendwann haben ihn die Amerikaner dann ganz zu sich genommen, ich glaube nach Kalifornien. Aber wie kommst du gerade auf Xuong?“
    „Ich liebe dich“, krächzte der Papagei dazwischen.
    „Siehst du, ich sage es dir doch, man muss den Vogel nur ignorieren, Pa.“
    „Bleib bei der Sache und antworte auf meine Frage!“
    Wenn der Alte übers Geschäft redete, war er völlig klar im Kopf. Keine Spur von Senilität und der trotteligen Teilnahmslosigkeit, der er sich mit zunehmendem Alter so gerne hingab. „Kannst du dich noch an die Blonde in der Deutschen Botschaft erinnern, die mit der Drogenbehörde zusammengearbeitet hat?“
    „Die Lady-Lady?“
    Für einen Moment glaubte Farang, der Papagei habe geantwortet. Manchmal war es ihm direkt unheimlich, wie wenig seinem Mentor und Ziehvater in der Heimat entging. „So wurde sie wohl genannt. Jedenfalls bin ich der Frau hier über den Weg gelaufen.“
    „Dann pass gut auf dich auf, mein Sohn. Die ist mit allen Wassern gewaschen. Hochoffiziell hat sie gute Arbeit geleistet, hatte sogar eine Audienz bei seiner Majestät dem König. Aber sie hat uns auch oft genug Ärger gemacht ...“, er kicherte leise, „... bei unseren kleinen Privatgeschäften. Dafür konnten wir sie schlecht öffentlich rügen.“
    „Ich habe den Eindruck, sie weiß nichts von der Thai-Phase General

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