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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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über Rudi und legte ihm die Hand gegen die Stirn. „Mindestens achtunddreißig Grad.“
    „Det iss keene Jrippe. Wäre ja zu schön, wenn det so wäre.“ Er schüttelte energisch den Kopf. „Det iss Angst, die mir inne Knochen jefahren iss, Heli.“ Er sah ihr mit flackerndem Blick in die Augen. „Die pure Todesangst iss det.“
    „Kannst du mir mal sagen, was passiert ist? Du steigerst dich doch da in was rein.“
    „Kann ick dir nich erzählen, Heli.“ Er wich ihrem Blick aus. „Wennse mir finden und auch allemachen, iss juut – aba dir da mit reinziehn, nee.“ Er drehte sich mit dem Gesicht zur Betonwand. „Die kriegen alle!“
    Heli stand auf und schob die Kiste mit dem Fuß zur Seite. „Also gut, wenn du weiter in Rätseln reden willst, ist das deine Sache, aber gegessen wird was. Ich mache dir eine Suppe und komme wieder.“ Sie sah auf ihre Uhr. „Sagen wir in zwei Stunden. Ist zwar etwas spät fürs Abendessen, aber besser spät als nie.“ Sie schaute auf den ihr zugewandten Rücken. „Und lauf mir ja nicht weg. Ich bin nämlich gekommen, weil ich mal wieder Arbeit für dich habe. Aber das können wir auch beim Essen besprechen.“
    Rudi drehte sich zu ihr um und flehte. „Ick esse allet, wat du wills, Heli, aber bitte keene Suppe.“
    „Das wäre aber in deinem Zustand das Richtige. Heiße Hühnerbrühe und du schwitzt alles aus!“
    „Mach mir ’ne Stulle, oder watte wills. Nur keene Suppe. Ick träume seit drei Nächte nur von Blutsuppe.“
    „Du spinnst.“
    Rudi richtete sich in Panik auf und griff nach ihrer Hand. „Heli, ick bitte dir – allet, watte wills, aba keene Brühje.“ Heli tätschelte ihm die Hand. „Ist ja schon gut.“
    Er seufzte und sank wieder auf sein Lager. „Danke dir!“ „Also dann, bis gleich.“
    Bevor Heli sich abwenden konnte, kam Mollen-Rudi nochmal hoch. „Weisse, worauf ick jezz Kohldampf hätte?“
    Heli schüttelte den Kopf.
    „’ne doppelte Curry mit Fritz un Mayo.“ Seine Augen leuchteten für einen Moment auf. „Von Rüdiger an de Ecke, du weiß schon ...“
    Heli musste grinsen. „So schlecht kann es dir nicht gehen, wenn du dir den Imbissfraß antun willst.“
    „Bitte ...!“
    Sie kannte seinen Hundeblick und machte eine resignierte Geste mit den Armen. „Wenn es der schnellen Gesundung dient. Ich muss aber trotzdem vorher noch nach Hause und was erledigen.“
    „Det macht nüscht.“ Er versank wieder in seinem Isolationsmaterial.
    Heliane Kopter lächelte, verließ Rudis Refugium, das nur zwei U-Bahnstationen von ihrer Wohnung entfernt lag, und lief neben den Gleisen zum nächsten Bahnsteig am Hermannplatz zurück.

55
    „Heute iss geschlossne Gesellschaft im Inneren“, knurrte der kleine Mann.
    Für einen Augenblick wusste Farang nicht, was beeindruckender war – die Mundart, mit der sich der Bonsai-Chinese an ihn wandte, die Selbstüberschätzung, mit der er sich als Stolperstein vor ihm aufbaute oder der giftgrüne Glanz, den die Neonreklame über dem Eingang des „Sukhothai“ ihm ins Gesicht zauberte.
    Nachdem der Zwerg die Fingergelenke dreimal zum Knacken gebracht hatte, war die gewährte Bedenkzeit verstrichen. „Mach Fliege, Mann“, empfahl er und zog und bog weiter an seinen Fingern, ohne dabei den Blickkontakt aufzugeben.
    „Davon bekommt man Gicht.“
    „Klugscheißer, wa ...?“
    „Wer ist denn geladen?“ Farang versuchte, einen Blick durch die Butzenscheiben der Tür zu werfen.
    „Geht dir ’n feuchten Scheißdreck an.“
    „Das war jetzt aber zweimal Scheiße.“
    Der Chinese ließ die Hände sinken und holte Luft, um seinen Brustumfang aufzubessern. „Willste mir etwa drohen?“
    Bevor Farang antworten musste, wurde die Tür geöffnet und ein zweiter Chinese erschien im Durchgang. Er musterte Farang flüchtig, sah auf den Kleinen hinab und richtete das Wort in der Muttersprache an seinen Landsmann.
    Frage und Antwort klangen für Farang nach Hakka.
    Dann wandte sich der größere Chinese ihm höflich zu, stellte sich als Edgar Wong vor und sagte mit Bedauern in der Stimme: „Sie müssen heute Abend leider mit einem anderen Lokal vorlieb nehmen, fürchte ich.“ Sein Deutsch war gepflegt, sein Lächeln nikotingelb.
    So groß Berlin auch war – es war unwahrscheinlich, dass es in der Stadt mehr als eine Hakka-sprechende Chinafraktion gab, die dunklen Geschäften nachging, und deshalb entschloss sich Farang, in die Vollen zu gehen.
    „Ich habe eine persönliche Einladung von James Yang.“
    Der

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