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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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Gähnen und starrte die Kaffeemaschine neben dem Arbeitstisch an. Das Gerät zischte und dampfte und hatte es fast geschafft.
    Romy verschwand in der Küche, um Tassen zu besorgen. Während sie mit dem Geschirr klapperte, betrachtete Farang die Sammlung kleiner Flaschen auf einem Beistelltisch. Alle waren mit beschrifteten Etiketten versehen. Er hob einige Fläschchen hoch und las.
    Star of Bethlehem.
    Rock Rose .
    Impatiens .
    Romy kam mit den Tassen, als er das vierte Fläschen inspizierte.
    „Clematis?“
    „Weiße Waldrebe. Hilft bei geistiger Abwesenheit.“ Sie schenkte ein.
    Er stellte das Fläschchen zu den anderen und nahm seine Tasse entgegen.
    Sie trank einen Schluck und durchforstete die Unterlagen auf dem Arbeitstisch. „Einige der Banden der zweiten Welle benannten ihre Verkaufsstandorte in der Stadt nach heimischen Orientierungspunkten. Die einen bezogen sich auf Dörfer in ihren Heimatprovinzen, die anderen auf Stadtteile von Hanoi.“ Sie zog einen Computerausdruck aus einem Stapel und nahm den Notizzettel, den Farang mitgebracht hatte, zur Hand. „Beim Bund der Mildtätigen sind Ansätze eines ähnlichen Musters zu erkennen. Viel weiß ich darüber noch nicht, aber die wenigen Hinweise, die sich aus abgehörten Telefonaten und dem einen oder anderen Geständis verhafteter Bandenmitglieder ergaben, deuten für meinen Geschmack auf Saigon hin. Das würde auch zur Herkunft der dritten Welle passen.“ Sie ging das Gedruckte Absatz für Absatz durch.
    Farang kam näher und sah ihr zu.
    „Hier haben wir es. Der Begriff, den sich die Frau notiert hat, ist bislang zweimal aufgetaucht. Der Name eines Erholungsparks in Saigon.“ Sie holte eine Stadtkarte aus einer der Schubladen und breitete sie auf dem Tisch aus. Über der Legende des Plans stand in gelben Lettern:
    SAI GON / HO CHI MINH CITY
    Romy zeigte am rechten Kartenrand mit der Fingerspitze auf einen grünen Fleck in der Peripherie, der etwas über dem blauen Bogen lag, in dem der Saigon River durch diese Region verlief.
    Farang beugte sich über den Plan. Zu der als Park oder Waldgebiet gekennzeichneten Stelle gehörte auch ein See, der durch einen schmalen Wasserlauf mit dem Saigon verbunden war. Über dem grünen Fleck stand in roter Schrift: Khu Du lich Vˇan Thánh und darunter die, von Akzenten und Sonderzeichen befreite, englische Übersetzung Van Thanh Tourism Zone .
    Romy nahm den Zettel zur Hand und verglich. „Sieht aus, als hätten sie den Schlachtensee danach umgetauft.“
    „Und die Tote scheint eine Mildtätige zu sein.“ Farang verharrte tief über der Karte gebeugt und versuchte so etwas wie ein Muster zu erkennen.
    Romy ging erneut ihre Liste durch. „Der Name des Erholungsgebietes ist übrigens mal im Zusammenhang mit dem Begriff Friedhof gefallen. Was immer das bedeuten mag ...“
    Farang richtete sich wieder auf. „Es passt alles zusammen.“ Er konnte sich keinen Reim auf irgendein System machen, aber dieser eine Orientierungspunkt war für ihn eindeutig identifiziert.
    „Was willst du damit sagen?“
    Er erzählte ihr von den Angellöchern.
    Romy schüttelte den Kopf. „Du meinst ...?“
    „Ich glaube zwar ab und zu an Geister, aber wenn der See auch Friedhof genannt wird, hatte ich vermutlich doch keine Erscheinung.“ Er dachte einen Augenblick nach. „Die Frau machte den Eindruck, sich auf feindlichem Terrain zu bewegen. Es handelt sich also wohl nicht um den Friedhof des Mildtätigenbundes. Warum sollten ihre eigenen Leute die Frau dort vergewaltigen, umbringen und liegen lassen?“
    „Wenn ich noch in Amt und Würden wäre, könnte ich der Sache mit ein paar Spezialisten und einer Motorsäge auf den Grund gehen. Aber so ...“
    „Behalten wir es vorläufig für uns“, brachte er ihren Gedanken zu Ende und lächelte gewinnend.
    Sie lachte. „Bis die ersten warmen Frühlingsstürme alles ans Tageslicht bringen.“
    Er zog die Stirn in Falten. „Kann man das so sagen – auf den Grund gehen? Ich meine, unter dem Eis ist doch erst mal Wasser.“
    Sie sah ihn an wie einen Außerirdischen, der soeben den Fuß auf die Erde gesetzt hat. „Nerv mich bitte nicht! Ich bin doch keine Deutschlehrerin. Mach einfach mal einen Auffrischungskurs für Fortgeschrittene. Jede Volkshochschule bietet so was an.“
    Er machte ein betretenes Gesicht.
    „Entschuldige.“ Romy Asbach ließ sich erschöpft in einen Sessel fallen. „Es ist zum Kotzen. Alles was wir bisher haben, sind strategische Punkte, an denen sie

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