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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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rechtzeitig um einen Kostenvoranschlag und tätigten eine Reservierung.“
    „Ich hoffe, Sie zahlen die Rechnung auch.“
    „Aber, wo denken Sie hin? Natürlich!“ Johnny stellte seinen geschliffenen Edelstein mehrere Sekunden lang aus. Dann brachte er das fröhliche Glitzern mit schmalen Lippen und kalten Augen zu einem Ende. „Wir hoffen natürlich, einen angemessenen Rabatt zu bekommmen.“
    „Angemessen?“
    „Wir haben seine Frau.“
    Farang musterte Johnnys schmuckloses Gesicht.
    „Als Pfand!“ Der Brillant unterstrich den Geschäftswert der Frau.
    Gut, dass Romy davon nichts ahnte. Es würde sie mit Sicherheit nicht kalt lassen. Und chai-yen-yen , ein kühles Herz, war jetzt besonders gefragt. Wahrscheinlich war Ay-Mai dabei besser mit ihrem Ehemann gedient. In Theo kochte es zwar, aber er war lange über das Stadium einer spontanen Dummheit hinaus. Alles sah nach einem Kompromiss aus – natürlich zu Runkes Lasten.
    Johnny sah dem Hausherrn bei der Arbeit zu. „Ich finde, er hält sich beachtlich für einen Deutschen.“ Er widmete sich wieder Farang. „Wir Chinesen sind wie Thermosflaschen. Innen heiß und außen kühl. Die Deutschen hingegen sind innen und außen heiß.“
    Bevor Farang darüber spekulieren konnte, was das für Eurasier bedeutete, wechselte der Chinese das Thema. „Kommen wir zu wichtigeren Sachen“, lud er ein und ließ den Cognac im Schwenker kreisen.
    Farang trank vom Reiswhiskey.
    „Sprechen wir über Torn. James Yang hat sich erkundigt, ob Sie Gustav bereits gefunden haben.“ Johnny gab sich bedrückt. „Leider konnte ich meinem Boss darauf noch keine befriedigende Antwort geben.“
    Das tröstete Farang ein wenig. Er war also nicht der Einzige, den man aus Bangkok telefonisch nach Ergebnissen befragte.
    Johnnys Zungenspitze tastete die Sachwerte in seinem Gebiss ab. „Vielleicht haben Sie ja erfreuliche Neuigkeiten ...“
    „Ich arbeite daran.“
    „Gut ...“ Johnny schnüffelte am Cognac, ohne zu trinken. „Wir halten uns da ganz raus.“
    „Das höre ich überall.“
    „Vorläufig.“
    „Das denke ich mir.“
    „Es wird Krieg geben.“
    Farang nickte.
    „Zwischen Nord und Süd.“
    „Keiner, der was von der Welt versteht, wird das bestreiten.“ Farang unterstützte seine globale Lageeinschätzung mit einem Schluck Mekhong.
    „Ich meine die Vietnamesen. Man munkelt von einer Tet-Offensive.“
    „Krieg zu Neujahr?“
    Johnny Khoo nickte bedächtig. „Ende Januar, Anfang Februar. Wenn die sich ans genaue Datum halten, müssen wir nur den ersten Abend der ersten Woche des ersten Mondmonats abwarten.“
    „Wenn ich die Geschichte so Revue passiere, dann haben die Chinesen noch immer rechtzeitig militärisch interveniert, wenn ihnen der Lauf der Dinge in Vietnam nicht passte.“
    „Vieles was bei denen so passiert, hat keine große Bedeutung für uns.“
    „Aber Torn schon?“
    Johnny seufzte. „Sie sollten alles erledigen, bevor die Kampfhandlungen beginnen.“
    „Danke für den Rat. Ich hatte sowieso vor, mich zu beeilen.“ Farang erhob sich. „Es ist mir nämlich zu kalt in Berlin.“ Das mit der Kälte meinte er ehrlich. Aber Hast und Eile, wusste er nur zu genau, waren kein Maßstab. Wenn man geduldig genug abwartete, kamen die Dinge meist schnell auf einen zu. Er war erst vier Tage in der Stadt.
    Auch Johnny stand auf und aktivierte Edgar Wong mit einem strengen Blick, bevor er Farang ansah. „Es freut mich, dass wir uns einig sind.“
    Farang schwieg.
    Wong brachte das Winterensemble, half sogar beim Anziehen und verströmte dabei eine scharfe Nikotinausdünstung.
    Farang unterdrückte ein Niesen. „Richten Sie Theo aus, ich bedanke mich für sein hervorragendes Essen. Wenn das mit dem Rabatt läuft, müssen Sie es wohl nicht bezahlen.“
    Johnny Khoo ließ den Geschäftsabend mit einem großzügig bemessenen Glitzern seines Zahnschmucks ausklingen.

56
    Routine war kostbar.
    Jeder Verstoß gegen dieses Prinzip war für den Obersten Befehlshaber eine Kriegserklärung. Ein Bruch mit altbewährten Regelmäßigkeiten war unverzeihlich – es sei denn, er kam aufgrund höherer Mächte und ohne eigenes Verschulden zustande. Nur wenn dem so war, konnte er seiner Konkubine Gnade gewähren. Und insgeheim hoffte er, sie möge eine glaubhafte Entschuldigung haben. Fast machte er sich ein wenig Sorgen um sie. Er hatte sich an die Frau gewöhnt, an den monotonen Klang ihrer Stimme, wenn sie ihm Märchen vorlas, und an ihren weichen Körper, den zu

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