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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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Bissen das Currywurst-Fieber packte. Er schlang Wurststück für Wurststück in sich hinein.
    „Ein Stück deutsche Esskultur“, sagte Heli mit feiner Ironie zu Farang. „Wurde von einer gewissen Charlotte Heuwer erfunden. Die Soße wurde im Jahr neunundvierzig patentiert.“
    Nachdem er die Wurst erledigt hatte, ließ Rudi die mayodurchtränkten Pommes folgen, bis er schließlich den Pappteller in beide Hände nahm und ihn sorgfältig ableckte.
    „Aaahhh – war det jut!“ Rudi leckte sich noch die Finger sauber und rülpste dezent. „Jezz brauch ick abane Verdauungsspritze.“ Er kramte unter der Matratze herum und förderte einen halbvollen Flachmann ans Licht.
    „Du scheinst ja wirklich todkrank zu sein.“
    Rudi überhörte Helis Einwurf großzügig, schraubte den Verschluss auf und setzte zu einem kräftigen Schluck an. Im letzten Moment zögerte er und taxierte Farang. Dann hielt er ihm die Flasche hin.
    Farang kippte einen und zeigte demonstratives Entzücken, um Rudis Misstrauen weiter abzubauen.
    Es half, denn Rudi nahm die Flasche wieder an sich und fragte: „Wat bisse denn nu?“ Er nahm einen Schluck und grinste breit. „Mongole, wa ...?“
    „Rudi, es reicht!“ Heli nahm ihm Flachmann und Verschluss ab und schraubte ihn mit energischen Handgriffen zu.
    Rudi sah besorgt zu. „Mannomann, Heli, sachte. Ick hab schließlich keene Zange hier unten.“
    Heli ignorierte Rudis Bedenken und fragte streng: „So, und nun mal Schluss mit dem Getue und raus damit: Was ist dir passiert? Und was hat das mit den Fidschis zu tun?“
    Rudi machte eine betrübte Miene. Für die komplette Angstnummer schien es nach der Currywurstdröhnung nicht mehr zu reichen. Er warf einen verstohlenen Blick auf Farang.
    Heli seufzte. „Mein Freund ist aus Thailand, Rudi, und sein Vater war Deutscher. Also zier dich gefälligst nicht so.“
    „Ick war ja nur zum Essen da, Heli.“
    „Wo?“
    „Na, unterm Alex.“
    „Im Tiefbunker?“
    „Im Waisentunnel, kennste doch.“
    „Zum Essen ...?“
    „Na ja“, druckste Rudi herum und warf Farang erneut einen Blick zu, als könne ein halber Thai im asiatischen Schlamassel hilfreich sein. „Bei mein Chinesen.“ Er grinste verlegen. „Ick meine natürlich bei die Fidschis, die hatten da unten ’ne private Nudelküche, in die ick eines Tages reinjelaufen bin, janzz durch Zufall. Und da ick einjeladen wurde, ick meine, Jastfreundschaft un so, hab ick mir da etabliert – zum Essen.“
    „Zum Essen?“
    „Wie oft willste det nu noch hören, Heli? Na klar, wat soll schon dabei sein? Ick bekomme meine warme Suppe, die – wower schonma bei det Thema sind – imma jespenstisch jut jeschmeckt hat.“ Er sah Farang an, als sei dies ein Verdienst aller Asiaten, Eurasier eingeschlossen. „Feinste Küche, sach ick nur.“
    Heli blieb hartnäckig. „Und alles war so gespenstisch gut, dass du plötzlich Todesangst bekommen hast?“
    „Nu warte doch ma. Ick komme also den Montag wie imma zu Tische – und – wat muss mein schwachet Herz erleiden ...?“
    „Sag schon.“
    „Alle verschwunden, de Suppe verbrannt, und knöcheltief Blut im Tunnel.“ Rudi nahm für einen Moment die Ohrwärmer ab und rubbelte sich die Ohren. „Ick jehe jedenfalls zu keine Garküche mehr in mein janzet Leben nüch. Darauf kannste Jifft nehmen!“
    „Das bildest du dir doch alles nur ein. Das waren sicher Zigarettendealer, und die sind einfach umgezogen, weil ihnen jemand in die Quere gekommen ist.“
    „Ick weiß, wat Blut iss“, beharrte Rudi auf seiner Version. Er spürte, dass er Heli damit nervte, und grinste sie unsicher an. „Apropos Blut – Linda braucht ma wieda ’ne Auffrischung.“
    Heli schüttelte lachend den Kopf. „In deinem Schädel schlägt ein Gedanke den anderen k.o.“ Sie kramte einen Lippenstift aus dem Rucksack, ging zum Poster und schminkte Linda die Nippel nach. Nachdenklich begutachtete sie das Ergebnis.
    „Ein bisschen knallig“, sagte Farang.
    Heli steckte den Lippenstift weg. „Rudi mag es so.“ Sie sah Rudi an. „Nicht wahr?“
    Rudi nickte.
    „So“, beschied Heli dem Mann mit den rosa Ohrwärmern. „Ist schon spät genug. Schlaf jetzt und sieh zu, dass du bald wieder in die Gänge kommst.“ Sie schulterte ihren Rucksack, wickelte den Pappteller im Zeitungspapier ein und klemmte den Müll unter den Arm.
    Farang erhob sich von der Schubkarre.
    „Du hass wat von Arbeit jesacht?“, erinnerte Rudi.
    „Richtig! Dein Gehirn arbeitet doch noch ganz gut. Wenn

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