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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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zu, als zelebriere ein japanischer Großmeister Sushi“, flüsterte sie.
    „Jedes Handwerk will gelernt sein.“ Egal ob Bratwurst, Fisch oder Ratte.
    Der Imbissmann wickelte die Lieferung erst in Alu-Folie und dann in Zeitungspapier ein und legte sie neben den Geldteller. „Bitte recht schön, junge Frau.“ Er lächelte Heli an. „Macht sieben Mark zwanzig!“
    Heli legte es passend auf den Plastikteller mit der Steinhäger -Reklame und nahm das Päckchen an sich.
    „Man dankt.“ Der Mann strich das Geld ein. „Schönen Abend noch!“
    „Ihnen auch“, sagte Farang und folgte Heli zum Eingang der U-Bahn.
    Im Zug kaufte Heli die neuste Nummer der Obdachlosenzeitung. Die Frau, die das Blatt verkaufte, sah todkrank aus und erinnerte Farang an die Patienten der Tempel für die er in Berlin Geld eintreiben sollte. Im U-Bahnhof Hermannplatz nahm Heli ihn bei der Hand und lotste ihn im Neonlicht über Bahnsteige und Treppen und durch Gänge, bis er die Orientierung verlor und im Halbdunkel neben den Gleisen hinter ihr herlief und dabei beinahe auf ein paar Mäuse trampelte, die fiepend im Schotter zwischen den Schwellen verschwanden. Heli bog mit wippendem Rucksack in einen engen Tunnelstutzen ohne Gleise ab und zwängte sich wenig später durch einen Bretterverschlag in eine Ausbuchtung der Röhre, die einmal als Geräteschuppen gedient haben musste. Einige verrostete Schaufeln und Spitzhacken lagen neben einer Schubkarre, deren Ballonreifen schon lange die Luft verloren hatte. Die Hartgummiverkleidung der Handgriffe war zernagt, als hätten die Ratten sie mit einer Mohrrübe verwechselt. Eine Klemmlampe hing an einem Eisenrohr und spendete mattes Licht. Die Leitungsschnur führte ins Dunkel, wahrscheinlich zu einem angezapften Stromkabel.
    „Nachtfütterung, Rudi“, rief Heli munter.
    Jetzt erkannte Farang auch den Haufen aus Wollgewebe, Pappe und Plastikfolie über einer maroden Matratze, aus deren Bezug an mehreren Stellen braungelbe Baumwollklumpen quollen. Mittendrinn erklang ein Stöhnen, aber nichts regte sich.
    Heli packte die Mahlzeit aus, drapierte das Zeitungspapier wie eine Tischdecke über die wackelige Obstkiste und servierte. Farang betrachtete die Blondine auf dem Pinup-Poster, das die Betonwand über der ärmlichen Lagerstätte zierte. Ihr Badeanzug war bis zum Nabel heruntergepellt und die Nippel der enormen Brüste waren knallrot angemalt.
    „Das ist Rudis Linda. Er steht auf dicke Möpse“, stellte Heli die Blonde vor.
    Plötzlich kam Bewegung in den Materialhaufen auf der Matratze. Eine rotgeäderte Nase, flankiert von einem Paar rosa Ohren, stach zwischen einer Einkaufstüte von Aldi und einem Stück Persil-Karton ins Freie und schnupperte.
    „Ick hab den Duft schon in die Nase.“ Ein verquollenes Augenpaar fixierte die gedeckte Obstkiste. „Heli, du bissein Schatz!“
    Farang konnte immer noch nicht genau ausmachen, um welches Geschlecht es sich bei dem seltsamen Wesen handelte – aber Rudi war nun mal eindeutig ein Männername. Erst jetzt bemerkte die Gestalt, dass Heli nicht alleine gekommen war. Der Ausdruck blanken Entsetzens machte sich zwischen den Ohrwärmern breit. Abwehrend streckte die Gestalt Farang beide Hände entgegen, rutschte von ihm weg, bis sie an der Wand anstieß und panisch kreischte: „Ick habe nücht damit zu tun! Die waren alle schon tot!“
    Farang sah Heli an.
    Heli machte eine hilflose Geste und redete mit Valiumstimme auf Rudi ein. „Ist schon okay. Das ist ein guter Freund von mir.“
    „Freund?“, krächzte er. „Du hass mir die Fidschis inne Bude jelotst.“
    „Das ist kein Fidschi, Rudi, jetzt mach mal halblang.“
    Er ließ die ausgestreckten Arme sinken. „Sieht aba aus wie einer.“
    Farang lächelte Rudi freundlich an. „Ich bin kein Vietnamese, Rudi. Heli hat Recht.“
    Rudi entspannte sich, wirkte jedoch immer noch verunsichert.
    „Jetzt iss aber gefälligst, sonst wird alles kalt. Wofür schlepp ich mich mit deiner Bestellung ab?“
    Rudi beäugte Farang noch einmal voller Misstrauen und kroch dann zur Kiste.
    Heli holte eine Gabel aus dem Rucksack. „Hier!“
    Rudi umklammerte die Gabel und sah verlegen zu den beiden Stehenden auf.
    Heli lächelte Farang zu. Die Kiste war der einzige Sessel im Etablissement.
    Farang ging zur Schubkarre und drehte sie um.
    Sie setzte sich.
    Rudi war beeindruckt. „Wusste janüch, dass ick och ehn Chaiselongue habe.“
    Farang nahm vorsichtig neben Heli Platz und sah, wie Rudi schon nach dem ersten

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