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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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gaben.
    Farang sah die prominenten Objekte, die als Relief herausgearbeitet und benannt waren. Er konnte die Türme der St. Augustin-Kirche und der Gethsemane-Kirche am Horizont ausmachen, davor die Swinemünder Brücke. Vereinzelt stiegen schon verfrühte Leuchtraketen in den Himmel und kündigten das Feuerwerk an.
    „Da unten siehst du die S-Bahn-Station und das Einkaufszentrum.“ Sie zeigte mit ausgestrecktem Arm auf die roten Lettern Gesundbrunnen Center an der Front.
    Was Farang sah, war eine Art Titanic am Eisberg in Schräglage, kurz vor dem Absaufen. Der Architekt musste am Zeichenbrett von Untergangsvisionen verfolgt gewesen sein. Sahen schon die Reste der Hochbunkeranlage aus wie ein torpediertes und auf Grund gelaufenes Schlachtschiff, so war das riesige Einkaufszentrum eine moderne Nachempfindung dieses Motivs.
    Heli wandte sich der näheren Umgebung zu und tätschelte zwei karge Metallzacken, die direkt vor ihnen in der Mitte der Plattform in die Luft ragten. „Und hier ein bisschen zeitgenössische Kunst.“
    Noch eine Plakette. Sie wies die Skulptur als „Mahnmal der Einheit Deutschlands“ vom 14.8.67 mit einer nicht entzifferbaren Signatur des Künstlers aus. Und jetzt fiel ihm auch der große Papierkorb aus Gitterdraht auf, der mit Kette und Sicherheitsschloss an den Brüstungskäfig gefesselt war, so wie das halbe Dutzend Sitzbänke.
    Heli nahm Farang bei der Hand und zog ihn mit sich zum westlichen Turm. Er wurde von einer einsamen Birke überragt, die ihre kahlen weißen Äste in den Himmel reckte. Heli kommentierte den neuen Ausblick über den Park bis zum Fernsehturm am Alex, rechts davon die Domkuppel an der Museumsinsel, weiter rechts die Charité.
    Er starrte noch den seltsamen Gebäudewürfel des Krankenhauses an, als der Himmel über der Stadt explodierte. Wohin man auch sah, überall stiegen Feuerwerksraketen in die Luft und zerrissen die Nacht mit hellen Blitzen. Ein flächendeckender Vulkanausbruch in schillernden Farben, in immer neuen Formen und Kombinationen, begleitet von entferntem Zischen, Krachen und Knattern.
    Die Gruppe begrüßte das neue Jahr mit frohen Rufen und gegenseitigen Umarmungen. Heli fiel Farang um den Hals und küsste ihn. Nach einer kurzen Schrecksekunde, hob er sie hoch und drehte sich schnell mit ihr um die eigene Achse. Unbehindert von Kufen produzierte er eine gekonnte Pirouette. Heli ließ die Beine fliegen, wie ein Kind auf dem Karussell. Dann waren Romy und ihre Freundin Barbara und auch Georgia da. Nie in seinem Leben hatte er so viele Frauen so schnell hintereinander umarmt und geküsst. Er rang nach Luft. Dann kamen die Männer. Sie drückten ihn und schlugen ihm auf Schulter und Rücken, als hätte er nach zähem Häuserkampf mit ihnen die Stadt erobert.
    Schließlich knallten die Sektkorken. Man stieß miteinander an und zündete das eigene Raketenarsenal, das einen eher bescheidenen Beitrag zum allgemeinen Inferno leistete. Die Explosionen über dem Stadtgebiet hatten inzwischen eine Dichte erreicht, deren Licht die Metropole hell ausleuchtete und mit stetem Krachen und Knallen den Eindruck erweckte, der Bürgerkrieg sei ausgebrochen. Ein strenger Geruch von Schießpulver sättigte die Luft, und über Straßen, Plätzen und Häusern hing trüber Qualm.
    Nach einer halben Stunde nahmen die Gipfelstürmer trotz aller Begeisterung den Frost wahr, der ihnen in die Knochen zog, und traten den Rückzug an. Die Laune war bestens. Der Alkohol tat seine Wirkung, und auch Farang zog diesmal den weit geschwungenen Gehweg den steilen Treppenstufen vor. Heli und Romy hatten sich bei ihm eingehängt. Beide hatten sich viel zu erzählen. Gelegentlich stolperte eine der Frauen, und er musste mit steif angewinkeltem Arm dagegenhalten, bis sie sich wieder gefangen hatte. Doch irgendwann schafften es beide gleichzeitig außer Tritt zu geraten, und er wurde mitgerissen und purzelte mit ihnen ein Stück den Hang hinunter, bis eine Schneewehe sie bremste.
    Vorsichtig brachten sie den Rest des Abstiegs hinter sich, und als sie die Fußgängerbrücke überquerten, blieb Farang stehen, wandte sich noch einmal um und fragte Heli: „Ist der Bunker auch innen zugeschüttet?“
    „Sagen wir, er ist außen gut versiegelt, aber innen löchrig wie ein Schweizer Käse. Warum fragst du?“
    Die beiden Frauen warteten auf ihn.
    „Mir war, als hätte ich was gehört.“
    „Im Bunker?“ Heli lachte ungläubig.
    Romy warf Farang einen belustigten Blick zu und forderte Heli auf:

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