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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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ehrlich. Sie können gar nicht lügen. Man darf nicht versuchen, sie zu erziehen, man muss ihnen nur gut zureden.“
    „Es scheint Ihnen jedenfalls zu vertrauen.“
    „Nicht nur mir. Sie ist oft mit Mireille spazierengegangen“, merkte der Oberste Befehlshaber sentimental an. „Das war – neben dem Vorlesen – ihre wichtigste Aufgabe.“
    Gustav Torn war dankbar, dass das Gespräch wieder auf die verschollene Frau zulief. „Vielleicht haben die Chinesen sie ...“
    „Nein, das glaube ich nicht. Sie hat keinerlei strategischen Wert. Niemand weiß, was sie mir bedeutet – mir und Mireille.“
    Torn nickte.
    „Die Chinesen habe ich in einer anderen Sache im Verdacht, über die ich sowieso mit Ihnen reden wollte, Gus.“
    „Um was geht es?“
    Der Oberste Befehlshaber berichtete von Großvaters Verlust – und Gustav Torn hörte aufmerksam zu und zeigte Betroffenheit und Anteilnahme, obwohl er diesem Parvenü von einem Neffen keine einzige Träne nachweinte.

65
    Sanfte Rockballaden hatten die Technomusik abgelöst.
    Der Rest der Partygäste tanzte den ersten Morgenstunden des neuen Jahres entgegen, während Farang mit Romy und Heli im Kartenraum des Zivilschutzbunkers Kriegsrat hielt. Seit die Rede auf den gemeinsamen Bekannten Gustav Torn gekommen war, hatte sich ihre Sektlaune verflüchtigt und sachlicher Nüchternheit Platz gemacht.
    „Er ist bei den Vietnamesen, und die sind da unten.“ Er deutete auf die Karten und Pläne der Tunnel und Bunker. „Ich ahne es!“
    „Du und deine Ahnungen“, bremste Romy. „Das ist mir alles viel zu vage.“
    „Denk an die Villa über den Fledermäusen – und dann dieser Waisentunnel unter dem Alexanderplatz“, widersprach Farang. „Sie tauchen überall auf – wie Maulwürfe.“ Er sah Heli an, als rechne er mit ihrer Unterstützung.
    „Du meinst, Rudi hat nicht gesponnen?“
    „Warum sollte er sich so etwas ausdenken? Asiatische Garküchen und verschollene Fidschis.“
    „Alkoholiker haben gelegentlich Wahnvorstellungen. Und Mollen-Rudi, so gern ich ihn auch mag, ist definitiv ein Alki.“
    „Also, der Schlachtensee und der Vietnamesenmarkt fallen auch eher aus dem Muster“, schaltete sich Romy wieder ein.
    Heli runzelte die Stirn. „Die S-Bahn fährt auch über und unter der Erde“, gab sie zu bedenken.
    Farang warf ihr einen dankbaren Blick zu. „Ist es denkbar, dass sie auf diesem riesigen Stadtgebiet alle Systeme – Tunnel, Bunker, Schächte und Stollen – so miteinander verbunden haben, wie sie es für ihre Aktionen brauchen?“
    „Das große unterirdische Fidschi-Netzwerk?“ Romy schnaubte. „Denkbar ist so manches.“
    „Es ist nicht ganz abwegig“, gab Heli zu. „Es gab sogar mal unterirdischen Stadtgüterverkehr im U- und S-Bahnnetz. Und im Zweiten Weltkrieg wurden zusätzlich alle Hauskeller vernetzt. Die nur leicht zugemauerten Brandmauerdurchbrüche konnten im Notfall mit wenigen Hammerschlägen durchbrochen werden. Das hat vielen Verschütteten unter ihren zerbombten Häusern einen Rettungsweg geboten ...“ Sie brach ab.
    Farang wusste warum.
    Dann hatte Heli sich wieder im Griff. „Auch im Endkampf um Berlin wurde die Vernetzung genutzt. Im Prinzip ist alles innerhalb des S-Bahnrings jederzeit verknüpfbar.“
    „Na ja ...“ Romy machte kein Geheimnis aus ihrer Skepsis. Farang sah der Lay-Lady fest in die Augen. „Und die Behörden haben all das absolut und jederzeit unter Kontrolle. Ihr geht regelmäßig Streife da unten, unterhaltet Kontrollposten, und was weiß ich. Ihr veranstaltet häufig Razzien im Untergrund und habt Horchposten und so weiter. Und wenn, sagen wir, in Tunnel X-Y, ein Vietnamese hustet, dann leuchtet in eurer Leitstelle ein Kontroll-Lämpchen auf.“
    Romy schmunzelte. „Du sprichst ja plötzlich fließend Deutsch.“ „Ich steigere mich von Tag zu Tag. Das macht das gute Feedback.“
    „Verarsch mich nicht. Natürlich zählen wir nicht jede Woche alle Ratten auf Vollzähligkeit durch.“
    „Na also.“
    „Was, na also?“, fauchte Romy.
    Heli ging dazwischen. „Nun streitet euch doch nicht!“ Sie wandte sich an Romy. „Soviel ich weiß, ist da unten eine ganze Menge nur provisorisch verschlossen und verplombt und vieles noch gar nicht entdeckt und bekannt. Allein in Berlin-Mitte drei Bunkeranlagen, wenn ich mich nicht irre. Es ist eher unwahrscheinlich, dass sie sich unter dem Neubaugebiet um den Tiergarten tummeln, aber genug alte Anlagen werden oft ignoriert und links liegen gelassen. Das hat

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