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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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„Du solltest ihn mal auf einen deiner Tunnelausflüge mitnehmen, sonst fantasiert er immer so weiter.“
    Die Frauen setzten sich wieder in Bewegung.
    Farang warf einen letzten Blick zur Humboldthöhe, schloss zu ihnen auf und revanchierte sich, indem er Romy mit Helis Unterstützung von den Fledermäusen im Fichtenberg erzählte. Mit Genugtuung stellte er fest, dass die Lay-Lady trotz ihres angetrunkenen Zustandes nachdenklich wurde.
    „Wir hätten uns den Keller der Villa ansehen sollen – und nicht die Küche“, stellte sie nüchtern fest.
    „Ihr schaut euch gemeinsam Küchen an?“ Heli lachte. „Worum geht es eigentlich?“
    „Romy und ich suchen denselben Mann.“
    „Gustav Torn?“
    „Du kennst ihn?“ Romy musterte Heli.
    Heli erzählte ihr von der Reportage. Beide Frauen hängten sich wieder bei Farang ein, und sie marschierten dem Rest der Gruppe nach, der mit dumpfem Poltern über die Brückenbohlen zurück zum Blochplatz zog, der lauten Tanzmusik und der Wärme des Zivilschutzbunkers entgegen.

64
    „Es ist einsam ohne sie“, trauerte der Oberste Befehlshaber seiner Märchenerzählerin nach.
    Derart ins Vertrauen gezogen zu werden, schmeichelte Gustav Torn. Das gab Hoffnung für die zukünftige Zusammenarbeit. Sein Gastgeber hatte Takt bewiesen und zwei Flaschen besten Champagner zum christlichen Neujahr spendiert. Damit Sie sich nicht so einsam fühlen, Gus! Der Preis waren zwei französische Spielfilme in voller Länge gewesen. Er hatte es überstanden. Besser, als auf der Pritsche zu liegen, die Phosphorzeichen anzustieren und zu grübeln.
    „Nun bleibt mir nur noch Mireille“, klagte der Oberste Befehlshaber.
    „Mireille?“
    „Sie haben sie noch nicht kennen gelernt, Gus. Sie ist in letzter Zeit wenig zutraulich und zieht sich häufig zurück.“ Der Vietnamese seufzte. „Ich fürchte, sie ist krank.“ Er erhob die Stimme und lockte: „Mireille?“
    Unter dem Diwan erklang ein schwaches Grunzen.
    Torn musterte das Lager flüchtig und machte keinen Hehl aus seiner Verunsicherung, als er den Gastgeber erneut anschaute. Der machte eine Kopfbewegung zum Ruhebett, und als Torn wieder hinsah, zuckte er überrascht zusammen.
    Vor dem Diwan stand ein kleines Wesen. Es war pechschwarz und hatte kluge Äuglein. Dem Rüssel nach, den es ihm keck entgegenreckte, musste es sich um ein Schwein handeln. Aber es war verdammt klein. Nicht mal einen halben Meter lang und höchstens einen viertel Meter hoch. Um den Hals trug es ein wertvolles Collier.
    Gustav Torn war sprachlos.
    Der Oberste Befehlshaber konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. „Voilà, Mireille!“, stellte er seine Gefährtin vor.
    „Ist es ein ...“, Torn räusperte sich, „... ein Schwein?“
    „Mireille ist ein Minnesota Minipig.“
    Torn nickte bedächtig, war immer noch konsterniert, während das kleine Schwein auf ihn zutrabte und sein Hosenbein abschnüffelte.
    „Sie ist stubenrein.“ Der Oberste Befehlshaber beugte sich zu Mireille hinunter und nahm sie auf den Schoß. „Man muss sie richtig füttern, damit sie so knackig bleiben. Viel Obst und Gemüse.“
    „Gemüse ...“ Torn sah zu, wie der Mann die winzige Sau hinter den Ohren kraulte.
    „Der Volksmund sagt zwar, dass ein Schwein stets gut gefüttert werde, um es schön zu mästen, damit man es zu Neujahr verspeisen kann. Daher soll es vorsichtig sein und niemandem vertrauen, um nicht vernascht zu werden.“ Der Oberste Befehlshaber lachte leise. „Aber Mireille hat natürlich nichts zu befürchten.“
    „Natürlich ...“
    „Trotzdem ahnt sie möglicherweise etwas, und lässt sich deshalb in diesen Tagen so selten sehen. Wer weiß ...“
    „Es handelt sich offensichtlich um ein kluges Tier.“
    „So ist es. Sie läuft auch an der Leine und hört wie ein Hund.“
    „Nicht zu glauben.“
    „Sie hat ihr Körbchen unter meinem Bett.“
    Gustav Torn fragte sich, ob Mireille auch unter die Decke durfte.
    „Es gibt sie auch in braun, in weiß und gefleckt – wie ein Dalmatiner.“
    „Tatsächlich? Das ist ein hübsches Halsband.“
    „Rubine!“ Der Oberste Befehlshaber befingerte die roten Edelsteine. „Görings Frau hat es angeblich mal getragen. Es war etwas weit. Ich habe es umarbeiten lassen.“
    Torn rettete sich in ein Hüsteln, und Mireille richtete sich gemütlich im Schoß ihres Herren ein und quiekte entzückt, als der sie zärtlich am Ohr zog.
    „Sie ist hochintelligent“, fuhr der Oberste Befehlshaber fort. „Und Schweine sind absolut

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