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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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auch mit der Psyche zu tun. Man rührt lieber nicht dran. Hochexplosive Munitionsdepots, chemische Kampfstoffe in Bazillentunneln, Gewölbekammern mit vergessenen Särgen, ganze Gruppen Abgesoffener und Eingeschlossener, die nie gefunden oder gar geborgen wurden.“
    Farang suchte Blickkontakt mit Helis grünen Augen. „Wo würdest du anfangen zu suchen?“
    „Wir sollten Heliane da nicht mit reinziehen“, mischte Romy sich ein.
    „Das habt ihr schon getan“, entgegnete Heli spitz. „Aber wenn es Gustav Torn dabei doch noch mal an den Kragen geht, bin ich dabei – wenn ich helfen kann.“
    Farang stellte zufrieden fest, dass Romy nicht mehr widersprach. Gesetzt den Fall, sie fanden Torn, war es gar nicht so sicher, dass es ihm dabei oder danach an den Kragen ging. Sowohl Romy als auch er brauchten Torn lebend und möglichst kooperativ – und wenn er kooperierte, freiwillig oder unter Druck, dann sicher nicht, um dafür bestraft zu werden.
    „Also, wenn man keine Legionen zum Absuchen und auch kein Radar hat – wo?“, kam er auf seine Frage zurück.
    „Am besten an einer ganz konkreten Stelle.“ Heli wandte sich der Wandkarte zu. „Nach allem, was ihr erzählt, scheint das der Fichtenberg zu sein.“ Sie deutete auf den Stadtteil Steglitz.
    Romy putzte sich die Nase. „Villa und Grundstück dürften inzwischen gesichert sein wie eine Festung.“
    „Es gibt einen Zugang auf öffentlichem Gebiet.“
    „Vom Botanischen Garten aus?“
    „Sicher, den auch“, Heli lächelte Romy verschmitzt an. „Aber da müssten wir um Erlaubnis fragen.“ Sie sah Farang an. „Die wir im Übrigen nicht bekämen, denn die Fledermäuse haben Winterruhe. Und heute schlafen wir uns auch erst mal aus. Und morgen früh muss ich zur Recherche in meinen eigenen Familienbunker – aber danach können wir den Fichte in Angriff nehmen. Für den Einstieg ist es sowieso besser, wenn es bereits dunkel ist, denn die Stelle ist nicht gerade im tiefen Wald verborgen.“
    Romy klatschte in die Hände. „Also dann. Ich fahre jetzt nach Hause und lege mich aufs Ohr.“
    „Bist du sicher, dass dein Opel auch anspringt“, frotzelte Farang.
    „Wie mit Donnerhall!“
    Von ferne erklangen die ersten Takte einer sehr langsamen Heavy-Metal-Ballade.
    Heli hakte sich bei Farang ein. „Und wir tanzen noch einmal – und dann gehen wir auch schlafen.“

66
    Die Suchtrupps, die er ausgesandt hatte, waren nicht fündig geworden, aber dafür konnte er die Meldung über den Mord an seiner Vorleserin im Frühstücksfernsehen verfolgen.
    Der Eigner der Bootsvermietung hatte die Leiche gefunden. Der Mann hatte im Schuppen nach Werkzeug gesucht. Ein reiner Zufall in der Winterpause.
    Vergewaltigt und umgebracht.
    Was hatte sie da draußen zu suchen gehabt?
    Wer hatte sie auf dem Gewissen?
    Wer es auch getan hatte, war jetzt schon so gut wie tot, schwor sich der Oberste Befehlshaber.

67
    Romy Asbach goss ihre Zimmerpflanzen.
    Während sie die gesunden Blätter betrachtete, dachte sie über eine geeignete Komposition aus Bach-Blütenkonzentraten nach, die ihr als Rettungstropfen im Untergrund helfen konnten.
    Tatsache war: Sie hatte eine Scheißangst, unter Tage zu gehen. Dieser Eurasier hatte es bereits gewittert. Aber wenn es unausweichlich war, wenn sie Torn wirklich wiederfinden wollte, dann führte kein Weg um den gezielten Abstieg herum.
    Sie stellte die Gießkanne beiseite und holte das Heftchen mit der Gebrauchsanweisung aus einer Schublade. Wie so oft zögerte sie. Auch wenn sie sich genau an die Anweisung hielt, hatte sie stets Zweifel an der Notwendigkeit aller vorgeschriebenen Bestandteile.
    Obwohl – diesmal, für da unten, war eine leichte Überdosis des gelben Sonnenröschens vielleicht genau das Richtige. Rock Rose half bei innerlicher Panik und Terrorgefühlen.
    Sie seufzte.
    Wie das meiste im Leben war auch die Zusammensetzung der Rettungstropfen ein lausiger Kompromiss.

68
    Die Einstiegstreppe zu dem alten Luftschutzbunker lag in der Littenstraße, Ecke Voltairestraße.
    Hatte Helis besonderes Interesse an dieser Anlage mit der Nähe zu ihrer Privatlinie U8 zu tun, so faszinierte Farang eher die Nähe zum Alexanderplatz. Es war vermutlich nicht einmal einen Kilometer bis zu Rudis Suppenküche im Waisentunnel, und zudem liefen in dieser Gegend alle möglichen U- und S-Bahntunnel zusammen. Der Einstieg war mit einem hüfthohen Begrenzungsgitter, einem Metallrost und vier Vorhängeschlössern gesichert. Heli öffnete den Rost mit

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