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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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Sammlung vor sich zu haben. Sie stellte auffallend oft Blickkontakt mit einer Frau in ihrem Alter her, die vier Reihen vor ihm saß. Die Frau war erst während des Diavortrags gekommen und hatte sich im Halbdunkel einen freien Platz gesucht, doch er hatte Romy Asbach sofort erkannt.
    Cornelius steigerte sich in der hitziger werdenden Debatte zu „unverzichtbare Erinnerungswerte unserer Geschichte“ und provozierte damit Buh-Rufe im Publikum. Farang konnte nicht folgen und sah Heli an wie ein Boxer, der seiner Ecke die beabsichtigte Aufgabe ankündigt.
    Heli lächelte, schüttelte den Kopf und flüsterte: „Vor der Kür die Pflicht!“
    Er sah, wie Romy sich erhob und aus dem Raum schlich, machte es ihr nach und spürte dabei Helis missbilligenden Blick. Langsam wanderte er durch die gut beleuchtete Bunkeranlage, ließ die Stimmen der fachkundigen Kontrahenten hinter sich und betrachtete die Fotos und Karten der Ausstellung, die der Verein organisiert hatte.
    Er hatte mindestens acht verschieden große Räume und die dazugehörigen Verbindungsgänge hinter sich gebracht, als er Romy fand. Sie stand vor einer Sammlung diverser Stadtkarten, die an der Längswand eines Luftschutzraumes befestigt waren. Berlin von oben und von unten. Daneben hingen Baupläne einzelner U-Bahnhöfe und Bunkeranlagen und sogar Röntgenfotos spezieller Gemäuerteile. Auf einem großen Tisch waren weitere Pläne und Karten ausgebreitet.
    Der Hall seiner Schritte musste ihn vorzeitig angekündigt haben, aber sie sah erst über die Schulter, als er bereits hinter ihr stand. Wenn sie überrascht war, ihn hier zu sehen, ließ sie es sich nicht anmerken. Sie betrachtete erneut die Karten und sagte: „Ich konnte dieses Fachvokabular nicht mehr ertragen.“
    Er musterte schweigend eine Blaupause.
    „Besonders dieser Typ vom Bausenat war unerträglich.“ Sie schnaubte. „ Kurz -Vortrag steht im Programm – und der Mann redet und redet ...“
    Romys vorwurfsvoller Blick lastete schwer auf Farang, und er stimmte ihr mit einem Nicken zu. „Ich habe ihn gar nicht richtig verstanden.“
    „Mach dir nichts draus. Anmerkungen zu einer subterranen Metropole der Zukunft ...“ Sie schüttelte den Kopf. „Da weißt du doch sofort, wo du dran bist.“ Sie wandte sich von den Wandkarten ab, hockte sich auf den Tisch und ließ die Beine baumeln.
    Er lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, sah ihr zu und sagte beiläufig: „Die Frau war ganz gut. Diese Leiterin des Polizeimuseums ...“
    „Ja, Barbara ist brillant! Die weiß, wovon sie redet.“ Sie grinste. „Ich hatte mal was mit ihr.“
    Farang lächelte.
    Romy sah auf ihre hin und her pendelnden Füße. „Sie hat mich eingeladen. Sie ist eine der wenigen in meinem alten Laden, die mich nicht wie eine Aussätzige behandeln.“
    Ein kleines Mädchen, dachte er, das auf einer Mauer im Garten hockt und alleine spielen muss.
    Sie zog die Nase kraus. „Und wer hat dich eingeladen?“ Ihre Augen funkelten ihn spöttisch an.
    „Auch eine Freundin.“
    „Sieh an. War es dir in deinem Hotel zu einsam? Und mir hast du einen Korb gegeben.“
    Er wandte sich den Wandkarten zu und deutete auf den Alexanderplatz. „Hier unten muss es eine Art toten Tunnel geben.“
    „Unterm Alex?“ Sie schaute auf die Karte. „Ich nehme an, du meinst einen blinden Tunnel oder Waisentunnel.“
    Er nickte. „Kannst du dich erinnern, ob er in deiner Liste vorkommt?“
    „Ich weiß nur, dass sie den Alexanderplatz den Busbahnhof nennen.“
    Er zog eine zusammengefaltete Stadtkarte von Saigon aus der Gesäßtasche und breitete sie neben Romy auf dem Tisch aus.
    „Wo hast du die denn plötzlich her.“
    „Eingekauft.“ Er suchte die Karte ab. „Hier!“ Er tippte mit der Fingerspitze auf eine ganz bestimmte Stelle.
    Romy hopste vom Tisch, beugte sich über die Karte und fand das kleine schwarze Bus-Symbol.
    Bhin Tây Bus Station .
    Sie richtete sich wieder auf. „Und was sagt uns das?“
    Farang sah nachdenklich auf das rosa markierte Stadtgelände, das sich beiderseits des blauen Saigon Rivers und seiner Kanäle ausbreitete. „Im Moment noch gar nichts – aber es bedeutet etwas – und ich werde herausfinden, was das ist.“
    Schritte hallten durch die Bunkergänge und kamen näher. Von fern war jetzt auch das Klirren von Gläsern, das vereinzelte Lachen der Gäste und erste Takte moderner Tanzmusik zu hören.
    Heli betrat den Raum, warf Romy einen irritierten Blick zu und sagte zu ihm: „Der Umtrunk hat

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