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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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ehrlich zu ihm, warum sollte er sie enttäuschen? „Hast du jemals Drogen genommen?“
    „Nein – nur grünen Tee.“
    Er konnte ihr Lächeln nicht sehen, aber er spürte es.
    „Und du?“
    „Niemals. Aber nicht, weil ich so gut und sauber bin, sondern wegen ihr. Sie ist daran zugrunde gegangen. Ganz langsam. Und ich habe es mit angesehen und ihr nicht helfen können. Sie hat spät damit angefangen ...“
    „Womit?“
    „Heroin.“
    „Warum hat sie es getan?“
    „Weil sie älter wurde, weil ihre Schönheit verfiel, und weil sie nicht damit fertig wurde. Ihre Jugend und ihr gutes Aussehen waren das einzige Kapital in ihrem Beruf. Jedenfalls sah sie das so.“
    „Womit hat sie ihr Geld verdient?“
    „Sie hat ihren Körper verkauft.“ Er fühlte sich jetzt schon klamm. Ihn fröstelte. „Auf hohem Niveau und für viel Geld – aber es änderte nichts daran, dass sie eine Hure war. Sie hat darunter gelitten. Sie wäre gerne verheiratet gewesen, hätte gerne eine richtige Familie gehabt. Aber so, wie die Dinge lagen, blieb sie eine Frau mit einem unehelichen Kind und wurde nur vierundvierzig Jahre alt.“
    „Und dein Vater?“
    Farang zögerte die Antwort hinaus und ließ Helis Hand los.
    Er hatte schon genug rausgelassen. Wozu sollte das gut sein?
    Sie insistierte nicht.
    Er gab seine Zurückhaltung auf. „Die beiden haben sich Mitte der Fünfzigerjahre in Bangkok kennen gelernt. Meine Mutter war achtzehn. Ein Jahr später kam ich zur Welt. Da war er schon wieder weg.“
    „Er hat euch also im Stich gelassen. War er einer von diesen Touristen?“
    „Nein, damals gab es diese Massen von Urlaubern aus Deutschland noch nicht bei uns. Er war auf Dienstreise, arbeitete für die Industrie.“
    „Und er hat sich sang- und klanglos verdrückt?“
    „Er hat sie eine Zeit lang mit Geld unterstützt, aber er hat sie nie geheiratet. Später hat er eine Deutsche geheiratet.“
    „Mieses Schwein!“ Es war ihr rausgerutscht. „Sorry.“
    „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Außerdem lebt er nicht mehr. Herzinfarkt.“
    „Gibst du ihm die Schuld am Tod deiner Mutter?“ „Schuld?“
    „Ja, er hatte doch eine Verantwortung ...“
    „Er war nur mitverantwortlich an der Misere. Meine Mutter war zu einem Teil auch selber schuld. Es wäre nicht nötig gewesen, dass sie sich nach der Trennung prostituierte. Er hat ihr Geld gegeben. Als ich später selbst welches hatte, habe ich ihr auch Geld gegeben. Als er nicht mehr zahlte, habe ich ihr mehr Geld besorgt. Es war genug. Aber sie wollte unabhängig sein. Sie hatte große Ansprüche, war süchtig nach Luxus. Sie bediente nur die besten Kreise. Offiziere, Manager und Diplomaten. Auch das hätte sie womöglich noch mit Stil über die Runden gebracht ...“
    „Und warum ist es schief gegangen?“
    „Weil sie diesen Zuhälter hatte. Sie arbeitete für eine noble Agentur, und er war ihr Agent .“
    „Und er hat sie abhängig gemacht.“
    „So war es. Er hat meine Mutter mit der Droge bekannt gemacht, und er hat sie damit versorgt. Wenn jemand Schuld an ihrem Tod war, dann er!“
    „Sieht ganz so aus.“
    „Aber es ist erledigt.“
    „Erledigt?“
    „Er hatte kein Recht mehr zu leben.“
    „Was soll das denn heißen?“ Heli richtete sich auf. „Du hast ihn doch nicht ...?“
    Schluss mit dieser verdammten Schwätzerei! Er hatte nicht vor, es auch noch zu leugnen. Er leuchtete die Rose von Jericho an. Sie hatte sich inzwischen geöffnet, hatte ihr vertrocknetes Braun in ein dunkles Grün verwandelt und ihre Sprosse zu einer flachen Rosette aufgerollt, die den ganzen Teller bedeckte. Das Wunder war geschehen. Er schaltet die Lampe wieder aus.
    Heli räusperte sich. „Das kann doch nicht dein Ernst sein?“ „Sie war meine Mutter!“
    „Aber ...“
    „Denk darüber, was du willst ...“
    In ihr bedrücktes Schweigen hallte ein entferntes Geräusch. Es hörte sich an wie das Gurgeln und Schmatzen von Wasser. Dann nichts mehr.
    „Was war das?“, fragte er.
    Heli schien das Geräusch nicht wahrgenommen zu haben.
    „Hast du irgendwann dafür gesessen, ich meine, warst du dafür im Gefängnis?“, fragte sie leise.
    Es war an der Zeit, wieder auf sicheren Grund zu kommen. „Lassen wir das. Wie du siehst, darf ich in der Welt herumreisen und ohne Einschränkungen Bunker und Tunnel besichtigen.“ Sein Lachen war nicht laut, wirkte aber durch den Hall etwas diabolisch.
    Heli wirkte noch wie abwesend.
    Farang nahm die Stablampe und leuchtete den Sinnspruch

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