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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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an. Er rahmte ihn in einem hellen Kreis ein und sagte nachdenklich: „In dieser Stadt wimmelt es nur so von Gedenktafeln. Nur deine Großmutter hat keine.“
    „Für mich ist das eine“, antwortete Heli trotzig.
    Sie hatte Recht. Ihre Großmutter hatte es selbst in die Hand genommen. Sie hatte nicht auf die späte Erinnerung ihrer Mitmenschen gehofft, sondern gleich eine ganze Wand für sich markiert.
    Heli sah auf die Uhr. „Wenn wir der Sache mit den Fledermäusen auf den Grund gehen wollen, müssen wir allmählich zum nächsten Bunker weiterziehen.“
    Für einen Augenblick fühlte er sich müde und ausgebrannt. „Ich wollte, Bobby wäre hier und könnte mir helfen.“ Er knipste die Lampe aus.
    „Bobby?“
    „Ein Freund von Tony und mir.“
    Er erzählte ihr von der Tunnelratte und ihren Vorzügen. Sie hörte aufmerksam zu – und als könne der ganze Vietnamkrieg nicht plastisch genug sein, ergänzte er seine Beweisführung um ein Stück deutscher Filmgeschichte.
    „Hast du jemals diesen U-Boot-Film gesehen?“
    „Du meinst ‚Das Boot‘?“
    „Richtig. Ich habe ihn mal in Köln gesehen. Im Kino.“
    „In Köln?“
    „Ich habe meinen Vater dreimal in Deutschland besucht. Er hat mich eingeladen. Aber es hat nichts genutzt. Wir sind uns dadurch nicht näher gekommen.“
    „Und was war mit dem Film?“
    „Kurz bevor das U-Boot absäuft – ich glaube, es war irgendwo bei Gibraltar – bringt der Erste Ingenieur diese Energieleistung zustande, mit seinen Leuten natürlich. Sie kriegen das Wrack irgendwie wieder in Fahrt. Es hatte was mit den Batterien zu tun. Sie basteln um ihr Leben, und alle warten – auch der Kommandant. Und dann kommt der magische Moment: Es funktioniert, und das Boot steigt langsam wieder auf, und als klar ist, dass sie überlebt haben, sagt der Kommandant: Gute Leute muss man eben haben! “
    „Und?“
    „So ist es mir manchmal mit Tony und Bobby gegangen.“ „Du hast mich doch“, sagte Heli unbeeindruckt und stand auf. Farang hielt den Deckel auf, während sie die Decke verstaute, und warf noch einen Blick auf das Windlicht, nachdem sie den Alukoffer abgeschlossen hatte.
    „Das kann weiterbrennen“, beruhigte sie ihn. „Da passiert nichts. Und Großmutter hat es etwas wärmer.“
    Und das Wasser wird verdunsten, und die Rose wird sich wieder langsam zusammenrollen. Er spürte, wie ihm der Frost in die Knochen zog. Es war unwirklich still in der Zelle. Er sah zur Maueröffnung, die auf den Gang führte, und glaubte eine Vision zu haben. Er war wieder mit James Yang unterwegs, in diesem Chinesen-Tempel in Sampeng, dessen Vorraum von zwei bewaffneten Kriegerstatuen bewacht wurde. Doch der Tempel war ein Bunker, und die beiden Wächter waren keine bärtigen Chinesen sondern glattwangige Vietnamesen, die nicht mit Schwert und Pfeil und Bogen, sondern mit winzigen Maschinenpistolen bewaffnet waren, deren Metall matt im Licht einer Glühbirne schimmerte.
    Als Heli die Bewaffneten sah, entfuhr ihr ein Schrei, und Farang stieß sie so heftig von sich weg, dass es sie über den Alukoffer in eine Zellenecke schleuderte, während er unter Mantel und Anorak nach der Smith & Wesson fischte und sie in Anschlag brachte.
    Die beiden Krieger blieben unbeeindruckt.
    Sein Instinkt sagte ihm: Du hast mit einer Halbautomatik keine Chance gegen die vollautomatischen Waffen.
    Die Krieger schienen ihre Feuerkraft ähnlich einzuschätzen. Langsam ließ er die Pistole sinken.
    Die beiden Vietnamesen richteten nach wie vor stoisch die Mündungen ihrer Schnellfeuerwaffen auf seinen Bauch und warteten ab. Sie trugen billige Winterkleidung aus dem Supermarkt. Moonboots, weite Jogginghosen mit breiten Seitenstreifen und Anoraks mit Kunstpelzbesatz an den Kapuzen. Alles in knallbunten Farben und mit einem hohen Plastikanteil.
    Heli rappelte sich laut fluchend auf. „Was zum Teufel ist hier los?“, brüllte sie.
    Die Vollasiaten im Gang und der Halbasiate in der Zelle schwiegen betroffen.
    Helis Blick fiel auf die Pistole in Farangs Hand. „Du bist bewaffnet?“
    Es war das zweite Mal an diesem Tag, dass er sie enttäuschte. Ja, er war bewaffnet und fähig zu töten, aber es würde nicht viel nützen, denn die beiden Männer da waren besser ausgerüstet. Und wenn sie so ruhig und gelassen blieben, waren sie äußerst ernst zu nehmen. Außerdem wollte Heli sowieso nicht, dass er schoss, denn ein Mensch, der schon bei Asbest und Elfenbein ein schlechtes Gewissen hatte ...
    Einer der Krieger streckte

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