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Berlin Gothic 5: Nachts Bei Max

Berlin Gothic 5: Nachts Bei Max

Titel: Berlin Gothic 5: Nachts Bei Max Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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unserer Wohnung geschehen ist, wenn du dein Versprechen jetzt brichst? Dein Versprechen, das du mir gegeben hast, um mich um Verzeihung zu bitten?“
    „Es ist falsch, Quentin, glaub mir doch, es ist falsch - “
    „Ich weiß, dass es falsch ist, widerlich … aber es ist, wie es ist. Und du musst es für mich tun.“
    Sie vergrub ihr Gesicht in seinen Armen.
    Und dann geschah es. Sie wollte sich herumwerfen, doch Quentin hielt sie fest. Sie wagte es nicht, zu schreien. Aber noch während sie es über sich ergehen ließ, wusste sie, dass etwas dabei zu Bruch ging, das sich nicht mehr flicken lassen würde.
     

 
    BERLIN GOTHIC 5
     
    Epilog
     
     


     
    Heute
     
    „Claire!“
    Sie boxt den Mann, der ihr den Weg versperrt, zur Seite.
    Frederiks Gesicht leuchtet ihr durch den dunklen Gang entgegen. „Komm jetzt!“
    Claire rennt. Sie kann richtig rennen, wenn sie will - schnell, kraftvoll, konzentriert.
    Sie rennt hinter Frederik her, der vor ihr - die Frau mit sich ziehend - den Korridor entlang hetzt, an den Bretterverschlägen vorbei.
    Claire zischt der eigene Atem in den Ohren. Die Augen hat sie ein wenig zusammengekniffen, jeder Muskel in ihrem Körper ist angespannt.
    Die Treppe - am Ende des Gangs. Die Treppe, die sie wieder nach oben führt, zurück ans Tageslicht.
    Schon kann Claire die Sirenen der Notfallwagen hören, die noch immer die Straße entlang rasen, auf das Gebäude zu, dessen Schutt und Trümmer inzwischen bis weit in die Seitenstraße hinein gerutscht sein müssen.
    Ha!
    Es ist ein Arm - Claire sieht ihn plötzlich vor sich, bevor sie das Splittern hört.
    Sie spürt den Schlag der Faust in ihrem Magen - hört das Bersten der Latten, die den Verschlag von dem Gang abtrennen.
    Eine Faust … kann das sein? … hindurchgerammt durch die Bretter?
    Claires Gedanken schwimmen. Ihr Oberkörper knickt ein. Frederiks Rücken wird aus ihrem Blickfeld gerissen. Sie sieht ihre Schuhe - ein eiserner Griff schließt sich um ihren Arm. Dann wird sie von einer Kraft herumgeschleudert, gegen die sie niemals ankommen würde.
    Holzsplitter reißen die Haut an ihrer Wange auf, sie stürzt - wird aufgehalten, zurückgestoßen.
    Ist aus dem Gang, den sie entlang gerannt ist, regelrecht herausgerissen worden - in einen Kellerraum hinein geworfen. Einen der Verschläge hinter den Brettern …
    Es ist ein Meer von Gliedern.
    Verschmolzen. Verformt. Wabernd.
    Claire keucht.
    Der winzige Raum wirkt wie die Öffnung eines Schachts, der geradewegs bis in die Hölle hineinreicht.
    Wie eine Leuchtkugel geht zwischen ihren Augen der Schmerz auf.
    Ihr Kopf senkt sich, ihr Blick wandert an ihrem Körper herab.
    Es ist ein Rumpf. Ein Oberkörper mit einem Hals, auf dem ein Kopf sitzt. Der Kopf kommt ihr so groß vor wie das Haupt eines Pferds, aber es ist nur der Kopf eines Menschen. Die Haare verklebt, die Hautfarbe bleich, die Lippen von den Zähnen zurückgezogen.
    Von Zähnen, die sich in ihren Knöchel gebohrt haben.
    Claire sieht auf das Wesen herab, das sich zu ihren Füßen auf dem Boden suhlt.
    Mit zwei Armen hält es ihren Fuß fest, um sich besser an ihr weiden zu können. Es ist ein Rumpf ohne Beine, nur mit zwei Armen und einem Kopf.
    Claires Handflächen entfalten sich auf halber Höhe vor ihren Augen - und zwischen ihnen hindurch sieht sie, wie sich der Kopf zu ihren Füßen ein wenig dreht, das Wesen - ohne seine Zähne aus ihrem Fleisch zu lösen - seine Pupillen in die Augenwinkel schiebt, um Claires Blick zu begegnen.
    Sie schauen sich an.
    Unten der Kopf schmatzend - oben Claire in einem Rausch versunken, der langsam und zugleich beängstigend schnell ihre Sinne überspült.
     


     
    Am anderen Ende der Stadt in einer anderen Verästelung des gleichen Tunnelgeflechts: Malte kauert an der Wand des Stollens, durch den er und die anderen hindurchgetrieben worden sind. Er ist noch immer so schmächtig und klein wie vor zwei Jahren. Die Beine hat er angezogen, die Arme um die Knie geschlungen, die Stirn auf die Arme gepresst.
    Hinter der Stirn aber erinnert er sich. An ihre Bewegungen, die Laute, die sie gemacht hat, daran, dass er trotz der Schuldgefühle durch die Berührung und Entblößtheit ihres Körpers viel zu aufgepeitscht war, um sich nicht zwischen ihre Schenkel zu schieben.
    Es war nicht meine Schuld, beschwört er sich, es war Quentin, Max, Felix - nicht ich! Ich habe sie geliebt in diesem Moment, ich habe nie wieder ein Mädchen so geliebt wie sie.
    Und doch durchfährt ihn auch

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