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Berlin Gothic 6: Die versteckte Bedeutung (Thriller)

Berlin Gothic 6: Die versteckte Bedeutung (Thriller)

Titel: Berlin Gothic 6: Die versteckte Bedeutung (Thriller) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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recht.“
    Sie drückt sich an ihn -
    „Ahhh!“ Der plötzliche Schmerz durchsticht sie wie eine Nadel. Ihr Arm presst sich enger um Frederiks Taille. Es gelingt ihr gerade noch, das Lächeln in ihrem Gesicht zu wahren - bevor sie den Kopf neigt, beinahe verstohlen einen Blick auf ihren Knöchel wirft, der am unteren Ende ihres Hosenbeins hervorlugt.
    Es ist kaum zu sehen - und doch unverkennbar: Die Haut in der Umgebung des Kratzers, den sie sich beim Sturz durch die Bretter geholt haben muss, hat sich verfärbt.
    Grünlich schwarz verfärbt.
    Und es schmerzt.


     
    Vor zwei Jahren
     
    „Das ist das Wichtigste fast. Dass du am Ende eines Kapitels den Leser mit einer Frage zurücklässt, die er unbedingt beantwortet bekommen möchte. Der Held hängt an der Klippe: Wird er hinabstürzen oder wird er es schaffen, sich hochzuziehen? Das ist der Kern der meisten narratologischen Mittel, die uns hier beschäftigen.“
    „Um was zu erreichen?“
    „Wie erreichen? “
    „Du sagst: der meisten Mittel. Mittel WOZU?“
    „Na erstmal, um den Leser … wie wir sagen: reinzuziehen.“ Quentin zögerte, sprach dann aber doch gleich weiter. „Es gibt ein ganz bestimmtes Wort, das du hier immer wieder hören wirst. Ich mag es nicht besonders, deshalb zögere ich, es zu verwenden. Aber da du es ja doch aufschnappen wirst, kann ich es auch gleich benutzen, dann bekommst du vielleicht am schnellsten eine Vorstellung davon, was wir hier machen. ‚Sucht‘ - verstehst du? Das ist, um was es hier geht, was erzeugt werden soll: Welche Mittel die Sucht oder das Bedürfnis danach, weiterzulesen, maximieren.“
    „Ah.“
    Zunächst war Till Quentin nach dem, was er in Max‘ Wohnung miterlebt hatte, aus dem Weg gegangen. Heute Morgen jedoch hatte er ein beiläufiges Gespräch, das sie in der Teeküche miteinander begonnen hatten, fortzusetzen versucht, als er merkte, dass Quentin nicht ganz so verschlossen reagierte, wenn man ihn auf die Arbeit im Verlag ansprach, wie die anderen Kollegen in der Abteilung.
    „Und?“, fragte Till, „Was habt ihr herausgefunden - außer dem Cliffhanger , meine ich … Wie macht man die Leute süchtig?“
    Quentin sah ihn kurz prüfend an, dann hockte er sich auf die Lehne eines flachen, orangen Sessels, der in einer Sitzgruppe im Durchgangsraum zwischen der Teeküche und den Büros stand. „Hat Felix dir denn schon verraten, was genau du bei uns machen sollst?“
    „Erstmal überhaupt verstehen, was ihr hier so treibt.“
    Quentin sah ihn skeptisch an.
    „Nee, sag doch mal“, bohrte Till vorsichtig weiter. „Die Sucht maximieren? Das interessiert mich wirklich, deshalb habe ich Felix ja auch darum gebeten, mich in diese Abteilung hier zu stecken. Habt ihr was Neues entdeckt? Ich meine, das über das Übliche hinausgeht?“
    „Naja … experimentelle Narratologie … Wir experimentieren schon ein bisschen mit den Mitteln.“
    „Du darfst darüber nicht reden, ja? Ist es das?“
    Quentin zögerte. „Du bist jetzt Teil des Teams, richtig?“
    „Ja, klar. Frag Henning.“
    „Okay, also … aber du behältst das für dich, das ist klar, oder?“
    „Logisch.“
    Quentin rutschte von der Armlehne, auf die er sich gesetzt hatte, herunter in den Sessel. „Das erste sind natürlich die Längen.“ Langsam schien er Gefallen an der Rolle desjenigen zu finden, der Till ein wenig von den Ergebnissen verraten durfte. „Je länger du einen Leser in einer Geschichte hältst, desto mehr ziehst du ihn hinein, desto süchtiger machst du ihn - wenn du ihn nicht langweilst. Wir haben mit sechstausend, zehntausend, fünfzehntausend Seiten großartige Erfolge erzielt … “
    „Bei wem?“, unterbrach Till ihn und nahm auf dem gegenüberliegenden Sessel in der Sitzgruppe Platz.
    „Hier im Haus, unter den Kollegen, aber auch mit Probanden, die eine Verschwiegenheitsklausel unterschreiben müssen.“
    „Okay … “
    „Aber nicht nur die reine Seitenzahl ist wichtig“, führte Quentin weiter aus, „auch die Verzweigungen der Geschichte, die Anzahl der Nebenfiguren.“
    „Ja … das hat Felix neulich auch erwähnt … “
    „Eine andere Maßnahme, die wir uns angesehen haben und die erstmal ganz gut funktioniert hat, ist das Staffeln mehrerer Bücher. Wir haben ein erstes Buch konzipiert, das mit einem Rätsel beginnt und mit einer Auflösung endet. Dann eine zweites, schließlich ein drittes. Es scheint so, als würde jeder Band zwar die gleichen Figuren auftreten lassen, aber auch für sich

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