Berlin Gothic 6: Die versteckte Bedeutung (Thriller)
werde sie ihrer wahren Bestimmung zuführen.
Es gibt nur eine Kleinigkeit, die ich dafür brauche. Eine Winzigkeit, die es in einer Stadt wie Berlin auch zu kaufen gibt.
Es werden nicht Zombies sein, die über die Stadt herfallen, aber sie werden agieren wie Zombies.
Sie werden infiziert sein wie Zombies.
Es sind keine lebenden Toten, keine Geister, keine übernatürlichen Wesen.
Es sind Kranke.
Rasende Kranke.
Kranke mit Schaum vor dem Mund, die eine Entzündung mit sich herumtragen - eine Infektion, die wie eine brennende Lunte durch ihre Wirbelsäule hindurch bis in ihr Hirn steigt.
Kranke, die auf jeden Reiz reagieren, als würde eine Pistole neben ihnen abgeschossen.
Kranke, die der Wucht, mit der die Krankheit sie gleichsam aus sich heraustreibt, nichts entgegensetzen können.
Kranke, bei denen sich mit wundersamer Klarheit zeigt, was wir alle längst ahnen, in uns haben, und doch so lange versucht haben zu verbergen.
Kranke, die ihrem Trieb folgen, weil er in ihnen wütet.
Kranke, deren Hirn brennt und aus den Ohren tropft, wenn sie den Kopf schütteln.
Kranke, die ich angesteckt haben werde.
Soll sie kommen, die TOLLWUT, die Zeit ist reif.
7
Vor zwei Jahren
„Behrenstraße, bitte.“ Felix lehnte sich in den Sitz zurück und sah sie an. Er lächelte. „Ich habe den ganzen Abend zu dir herübersehen müssen.“
Lisa stellte ihre Handtasche neben sich auf den Rücksitz, merkte, dass sie auf diese Weise zwischen ihnen stand, ließ sie aber dort stehen.
„Hab ich dir gesagt, was es mit mir macht, wenn ich sehe, wie schön du bist?“
Lisa holte Luft, ihr Kleid spannte über ihrer Brust. Sie wusste, dass sie gut aussah, sie spürte, wie ihre Haut den Eindruck machte, sie würde jedem, der danach griff, regelrecht unter die Finger springen.
„Der Lippenstift … ist der neu?“ Er ließ nicht locker.
Lisa lachte. „Was ist denn los mit dir?“
Felix griff nach ihrer Hand, sah kurz nach vorn zum Taxifahrer, der jedoch nicht weiter auf sie zu achten schien, und flüsterte. „Ich bin süchtig nach dir, Lisa.“
Lisa überließ ihm ihre Hand. Sie spürte, wie er nach ihr verlangte, die Luft schien beinahe schwer davon, aber sie wäre froh gewesen, wenn es nicht so gewesen wäre. Es war ihr geradezu unangenehm. Doch sie wusste nicht, wie sie es ihm sagen sollte.
„Hast du dich gut unterhalten?“ Felix senkte den Kopf, um ihr in die Augen schauen zu können, obwohl sie nach unten blickte.
„Ja, schon.“ Sie lächelte.
„Du hast nicht ganz optimal gesessen, oder? Haberlandt, auf der Linken, wie alt ist er denn inzwischen?“
„Na, das war schon in Ordnung - “
„Und rechts? Der Jungspund? Hat er sich nicht fürchterlich aufgespielt?“ Felix ließ ihre Hand los. „Wirklich, Lisa, lass uns darüber reden, von mir aus können wir solche Einladungen in Zukunft auch öfter mal absagen, mehr zu Hause bleiben … “
Bloß nicht!
„ … oder du sagst mir, was du lieber machen möchtest. Diese Leute, das sind Freunde von mir, ja - aber wir müssen sie nicht immerfort sehen. Vielleicht interessiert dich ein Stück in der Oper, im Theater - was du willst!“
Sie lachte erneut. „In der Oper? Bist du sicher?“
„Warum nicht?! Ich spreche mit Henning, er kennt den Assistenten des Intendanten der Staatsoper, wir könnten sicher auch mal nach hinten in die Garderoben. Hast du das schon mal gemacht? Wir kaufen einen Blumenstrauß und machen den Sängern nach dem Stück unsere Aufwartung - das ist toll!“
„Ja … ja, vielleicht, das könnten wir mal machen.“ Sie spürte, wie der Ton ihrer Antwort einem Eimer Wasser glich, den sie auf Felix‘ Bemühen goss, sie in Stimmung zu bringen.
Aber er schien sich nicht geschlagen geben zu wollen. „Vergiss die Oper von mir aus. Ich kann auch mit Veit sprechen, er hat mich neulich angerufen, ob wir nicht Lust haben, sie mal auf ihrem Haus in der Uckermark zu besuchen.“
Aber je mehr er sprach, desto mehr hatte sie das Gefühl, immer tiefer in ihren Taxisitz hineinzusinken.
„Veit hat einen kleinen Flugplatz auf seinem Grundstück, davon habe ich dir doch mal erzählt.“
„Ja, natürlich.“ Veit … Haberlandt … sie wusste doch kaum, wer sie waren, geschweige denn, in welcher Beziehung sie zu Felix standen.
„Er hat vorgeschlagen, dass wir eine Runde mit der Maschine drehen“, Felix beugte sich wieder zu ihr, „und ich hab ihn gefragt, ob er uns auch mal ans Steuer lässt. Er hat Ja
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