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Berlin Gothic 6: Die versteckte Bedeutung (Thriller)

Berlin Gothic 6: Die versteckte Bedeutung (Thriller)

Titel: Berlin Gothic 6: Die versteckte Bedeutung (Thriller) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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gesagt!“
    Lisa lächelte. Fast schmerzten ihre Wangen schon. Das Taxi bog auf die Autobahnauffahrt ein, über die sie von Wannsee zurück in die Stadt gelangen würden. Felix war am Morgen aus Mailand zurückgekehrt und direkt ins Büro gefahren. Am Abend hatte er Lisa von zu Hause abgeholt, um sich gemeinsam mit ihr zu der Einladung zu begeben.
    „Was ist?“ Lisa konnte sich nicht zurückhalten und stupste ihn leicht gegen die Schulter.
    Aber er ließ sich nicht zurückstoßen. „Ist alles in Ordnung?“
    „Ich weiß nicht.“ Sie sah durch die Windschutzscheibe nach vorn. Die roten Rücklichter der Wagen vor ihnen verwischten in den Tropfen auf der Frontscheibe, bevor das Wasser von den Scheibenwischern beiseitegeschoben wurde.
    Endlich lehnte sich Felix zurück. Eine Zeitlang schwiegen sie, während der schwere Diesel-Benz über die Avus brummte.
    „Ich hab mit Henning gesprochen“, hörte sie Felix sagen. „Er meint, du wärst ziemlich aufgelöst gewesen.“
    Es war kein Schreck, was Lisa durchfuhr, als sie Felix das sagen hörte. Eher so etwas wie Müdigkeit. Sie hatte sich den ganzen Tag lang Gedanken über ihre Jahre mit ihm gemacht. Und sie hatte an die Berührung denken müssen, mit der Tills Hand ihren Körper geliebkost hatte. Es waren Erinnerungen und Eindrücke gewesen, die sie nicht zusammenbrachte, die sie unruhig machten und verwirrten. Sie hatte sich zu sagen versucht, dass es im Grunde genommen weder um Felix ging noch um Till, sondern darum, dass sie selbst ihr Leben endlich in den Griff bekam. Aber es war, als würde sie dafür einen freien Kopf brauchen und den nicht haben, solange sie nicht aufrichtig zu Felix war - und irgendwie auch nicht aufrichtig zu Till.
    „Ich will gar nicht wissen, wo du warst heute Morgen“, fuhr Felix fort, der jetzt ebenfalls nach vorn sah, „ob du einen Brief weggebracht hast, oder was auch immer. Das ist erniedrigend, es tut mir leid, dass Henning dich so belästigt hat.“ Er schaute zu ihr. „Ich habe ihn auch nicht gebeten, dir hinterher zu schnüffeln, ich habe ihn lediglich gebeten, ein paar Papiere aus meinem Arbeitszimmer zu holen, die ich nach meiner Reise brauchte.“
    Lisa schwieg. Sie sagte sich, dass endlich das Gespräch begonnen hatte, das sie ohnehin längst hätte suchen müssen. Dass der Zeitpunkt gekommen war, die Dinge zu klären.
    „Ich liebe dich, Lisa, das habe ich dir immer gesagt.“
    Ihr Blick wanderte zum Hinterkopf des Taxifahrers, der aufrecht in seinem Sitz saß und die Augen nicht von der Straße nahm.
    „Kann es sein, dass du etwas Zeit für dich brauchst, Luft, eine Pause?“ Felix‘ Stimme war so weich wie ein Kissen. Ein Kissen, in das sie sich hineinlegen könnte, so müde war sie. „Ich könnte das gut verstehen, Lisa. Du bist jung, ich … es tut mir leid, was ich neulich gesagt habe, ich kann verstehen, wenn du für eine Familie … noch nicht bereit bist.“
    Fass mich nicht an!, schoss es ihr durch den Kopf
    „Sag mir, was ich für dich tun kann, und ich werde mich freuen, es möglich zu machen.“
    ‚Danke, ich muss danke sagen‘ - aber es gelang ihr nicht. ‚Gerate ich nicht noch tiefer in Abhängigkeit von ihm, wenn ich ihm danke und damit einräume, dass ich sein Angebot vielleicht annehmen möchte … ‘
    „Du brauchst nichts zu sagen, Lisa, es ist … selbstverständlich.“
    Er lehnte sich in seinem Sitz zurück, rutschte ein wenig herunter, so dass sein Gesicht am Rand ihres Blickfeldes auftauchte. Und atmete aus.
    In Lisas Kopf brauste es. Der Taxifahrer setzte den Winker und das gleichmäßig knackende Geräusch vom Armaturenbrett erfüllte das Fahrzeug. Der schwere Wagen scherte auf die linke Spur aus, um den Weg Richtung Mitte fortzusetzen.
    Hatte sie jetzt kein Zuhause mehr?
    Lisa stützte den rechten Arm auf die Türfüllung, hielt sich die Stirn. Ihr Kopf war heiß. Eine Haarsträhne hing aus ihrer Frisur auf ihren Handrücken. Der Moment war gekommen, sich zu entscheiden.


     
    Als das Taxi vor dem Seiteneingang des Verlagsgebäudes hielt, über den man normalerweise in ihre Wohnung gelangte, wusste Lisa, dass sie nicht mit hochgehen würde.
    Sie blieb auf dem Bürgersteig stehen, wartete, bis Felix den Fahrer bezahlt hatte. Es war nach Mitternacht, aber die Luft längst nicht mehr so kalt, wie noch vor zwei Wochen. Unaufhaltsam schien der Frühling näher zu rücken.
    Der Wagen löste sich vom Bordstein und Felix kam auf sie zu.
    „Vielleicht hast du recht“, sagte sie und sah ihn

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