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Berlin Gothic 6: Die versteckte Bedeutung (Thriller)

Berlin Gothic 6: Die versteckte Bedeutung (Thriller)

Titel: Berlin Gothic 6: Die versteckte Bedeutung (Thriller) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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HAUPTSACHE, ER FING ENDLICH AN!
    Wieder der schier mörderische Impuls aufzustehen.
    NEIN!
    „NEIN!!“ Er schrie es. LAUT. „ NAIN! “
    Heute werde ich anfangen! Heute ist der Tag. Heute werde ich nicht aufstehen. Heute werde ich nicht planen. Heute schreibe ich den ersten Satz, den Anfang. Heute geht es los.
    Für einen Moment kam es ihm so vor, als würde es in seiner Brust kneifen. War es denkbar, dass er einen Herzinfarkt bekam? Mit Anfang zwanzig?
    „Woran denkst du?“, fauchte er sich an. „Vergiss das Denken, schreib endlich. SCHREIB ES AUF!“
    Er rang nach Luft, senkte den Stift auf das Blatt - Namen, Wörter rasten durch seinen Kopf. Möglichkeiten, Implikationen - und immer wieder die Gewissheit: Nein, das geht nicht deshalb und dies nicht darum und das ist scheiße und das ist deswegen schlecht …
    Die Spitze seines Kugelschreibers rotierte in winzigen Kreisen über dem Blatt - auf dem Blatt. Er malte den Kringel aus. Erst schraffiert, dann tiefblau.
    Ich fange heute an! Und wenn ich dabei vor die Hunde gehe!
    Er hatte das Gefühl, als würden seine Schultern rot aufglühen. Ein bohrender Schmerz stach von unten durchs Genick in den Kopf.
    Leg dich auf den Boden - kurz -
    Er lag, bevor er es sich verbieten konnte. War vom Stuhl fast schon bewusstlos heruntergerutscht, lag mit dem Gesicht in den Händen, mit dem Bauch auf dem Boden.
    Und zitterte.
    Er musste mit Till sprechen. Er würde mit Till reden. Er würde ihn anrufen, Till würde es verstehen. Er würde nichts trinken, er würde nicht rumreden, nicht Till beschimpfen, sich nicht wehren, nur den Freund sehen, ihm sagen, was los war. Till konnte ihm helfen. Er würde ihm erzählen, was er schon geplant hatte. Dann würde er auch wissen, womit er anfangen sollte. Beim Erzählen würde es sich für ihn klären. Bestimmt! Es war kein Aufschub, es war … es war ja nicht so einfach. Till hatte ihm immer geholfen. Wenn Till in seiner Nähe war, hatte er sich noch immer beruhigt.
    Mit weichen Beinen rappelte Max sich auf, griff, während er noch kniete, nach dem schnurlosen Telefon, das auf der Schreibtischplatte lag - und zögerte. Der Stahlstab, der in seiner Wirbelsäule steckte und seinen Kopf trug, erhitzte sich weiter. Max atmete flach, als würde ihn eine Herde Bluthunde hetzen.
    Dann hatte er eine Nummer gewählt. Das Freizeichen ertönte. Jemand nahm ab, eine Stimme meldete sich.
    „Hallo?“
    Die Stahlstange wurde von unten nach oben gestoßen, so dass sie glatt durch Max‘ Schädeldecke hindurchschlug.
    „Ich bin‘s“, krächzte er ins Telefon, die Hand krampfhaft um den Hörer geschlossen. „Lass uns treffen.“


     
    Als Nina am nächsten Tag die Tür zu ihrer Wohnung öffnete, hatte Max sich den Schädel rasiert. Er war mit Lennart unterwegs gewesen.
    „Stell dir vor“, grinste er, „ich wollte mich mit Till treffen, aber dann hab ich doch Lennart angerufen.“ Er lachte - und es klang merkwürdig.
    Er redete viel und ohne Unterlass. Als wäre ein Damm gebrochen. Eine Hemmung geplatzt.
    Sie hatten sich ein paar Tage lang nicht gesehen. Nina hatte sich nicht bei ihm in der Wohnung blicken lassen, und Max hatte auch nicht angerufen.
    „Hast du schon gefrühstückt?“ Er zog seinen Mantel aus. „Ein Kaffee - das wär‘s jetzt!“
    Nina trug nur ein T-Shirt und eine Schlafanzughose. Sie hatte noch nicht geduscht, wollte nachher noch zur Arbeit.
    Max schritt an ihr vorbei in die kleine Küche. Schnappte sich den Wasserkocher und füllte ihn auf. „Nur ein Nescafé“, sagte er. „Okay? Dann geh ich auch schon wieder, wenn du möchtest.“
    Sie stellte sich von hinten an ihn und ließ ihre Hand über seinen rasierten Schädel gleiten. Er war nicht vollkommen glatt rasiert, wie auf einer Abtretmatte standen die Borsten millimeterweit hoch. „Warum hast du dir den Kopf geschoren, Max?“
    Er schaltete den Kocher ein, grinste, drehte sich um. „Wie findest du es?“
    Es gab seinem Gesicht eine ungewohnte Härte. Er erinnerte an einen Sträfling. „Seh ich jetzt aus wie ein Skin?“
    Sie schüttelte den Kopf. Dazu passte sein Gesicht nicht, es wirkte viel zu zerbrechlich, zu zerquält.
    Max griff nach ihren Händen und hielt sie fest. Dann zog er sie vorsichtig zu sich heran und küsste sie. Nina lehnte sich an seine Brust. Es fühlte sich gut an.
    „Es wird alles anders werden“, sagte er.
    „Alles?“ Sie legte den Kopf in den Nacken. „Das heißt, wir trennen uns?“ Ihre Augenbrauen gingen in die Höhe.
    Max strich

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